Stormarner Städte und Gemeinden beschäftigt bei der Organisation von Wahlen vor allem ein Problem: Es gibt immer weniger Wahlhelfer.

Bad Oldesloe. Egal ob Bundestags-, Landtags-, Europa- oder Kommunalwahl, Heidrun Badur ist immer mittendrin. Seit einem Vierteljahrhundert engagiert sie sich als Wahlhelferin in Bad Oldesloe. "Wenn ich hier lebe, möchte ich auch etwas für die Stadt tun", sagt die 66-Jährige. "Außerdem macht es Spaß. Ich lerne viele Leute kennen." Doch Menschen wie Heidrun Badur werden immer seltener. "Es gibt nicht mehr viele mit ihrer Einstellung", sagt Susanne Koopmann, Mitarbeiterin im Oldesloer Rathaus und zuständig für die Organisation der Wahlen.

Seit einigen Wochen ist sie auf der Suche nach Helfern für die Landtagswahl am 6. Mai. 600 Briefe hat sie verschickt. Doch die Resonanz sei erschreckend. "Wir bekommen Antwortschreiben mit Sätzen wie 'Lassen Sie uns mit solchen Belästigungen in Ruhe' zu lesen", sagt Koopmann. Hauptamtsleiter Malte Schaarmann ergänzt: "Die Freizeit ist den Menschen wichtiger. Sie machen sich keine Gedanken darüber, dass wir ihre Hilfe brauchen."

Je mehr die Wahlbeteiligung sinke, desto schwieriger werde es, Helfer zu finden, sagt Schaarmann. Für die Landtagswahl muss er 170 Menschen mobilisieren, die in einem der 19 Wahllokale der Kreisstadt die Wahlberechtigung der Leute überprüfen, die Stimmzettel verteilen und abends die Kreuze zählen. "Viele finden es nicht so prickelnd, an einem Sonntag zu so einer Arbeit einberufen zu werden", sagt Schaarmann. "Sie fragen, ob es wirklich sein muss, und haben oft viele Gründe parat, warum sie keine Zeit haben."

Die Flut an Ausreden kennt auch Dietmar Fleischmann vom Bargteheider Ordnungsamt. Etwa 100 Wahlhelfer werden in der Stadt benötigt. "Man glaubt gar nicht, wie viele Schwiegermütter an dem Tag Geburtstag haben und wie viele Menschen plötzlich im Urlaub sind", sagt er. Dabei darf das Ehrenamt des Wahlhelfers eigentlich nur mit einer guten Begründung - wie zum Beispiel bei Krankheit - abgelehnt werden. Andernfalls droht ein Bußgeld von rund 500 Euro. In der Praxis machen die Städte und Kommunen davon jedoch keinen Gebrauch. "Wir setzen auf Freiwilligkeit", sagt Schaarmann. "Wenn wir jemanden zwangsverpflichten, erreichen wir damit nichts. Die Person sitzt dann nur lustlos in dem Wahllokal und gibt sich beim Auszählen der Stimmen keine Mühe."

Auch in Reinfeld hat die Suche nach Wahlhelfern bereits begonnen. "Wir benötigen für unsere fünf Wahlbezirke insgesamt 50 Menschen", sagt Wolfram Zieske, der Büroleitende Beamte im Rathaus. Bisher liegen erst 13 Zusagen vor. Dennoch ist Zieske zuversichtlich, die erforderliche Zahl an Helfern zusammenzubekommen. "Wir werben bereits bei unseren Neubürgern für ein Engagement als Wahlhelfer", sagt er. Wer sich im Rathaus anmelde, bekomme sofort einen Vordruck mit, den er ausfüllen könne, um in die Datenbank der Stadt aufgenommen zu werden.

Eine Landtagswahl biete sich an, um Neulinge an die Aufgabe des Wahlhelfers heranzuführen. "Die Anzahl der Kandidaten ist im Vergleich zur Europa- und Bundestagswahl geringer", sagt Zieske. "Die Auszählung der Stimmen ist leichter, weil die Wähler nicht so viele verschiedene Kreuze machen."

In Reinbek und Glinde hat die Suche nach Wahlhelfern dagegen noch gar nicht begonnen. In den beiden Städten werden 136 beziehungsweise 84 Ehrenamtler benötigt. "Wir haben vor zwölf Jahren angefangen, bei Wahlen Fragebögen zu verteilen, ob die Menschen in eine Datenbank aufgenommen werden wollen", sagt Maike Franell, Leiterin des Reinbeker Wahlbüros. Seitdem sei es leichter geworden, die Helfer zusammenzubekommen. Zudem werde die Stadt demnächst wieder einen Aushang an der Sachsenwaldschule machen, um Schüler für die Tätigkeit zu werben. Franell: "Sie können sich ein bisschen Taschengeld dazuverdienen." Was die Wahlhelfer für ihr Engagement bekommen, ist unterschiedlich. In Stormarn sind es meist 30 Euro.

Glinde und Ahrensburg greifen hauptsächlich auf bewährte Wahlhelfer zurück. "Wir setzen auf den persönlichen Kontakt und rufen alle Menschen, die für das Amt infrage kommen, persönlich an", sagt der Ahrensburger Rathaussprecher Andreas Zimmermann. 150 Wahlhelfer habe die Stadt bereits jetzt für die Landtagswahl zusammen, nur noch 30 fehlen. "Wir haben ein eingespieltes Team von Helfern, die jedes Jahr wiederkommen wollen", sagt Zimmermann. "Wenn wirklich mal jemand nicht kann, zum Beispiel wegen einer Schwangerschaft, dann wird einfach der Mann zu uns geschickt."

Problematischer sei, dass immer einige Helfer am Wahltag kurzfristig absagen würden, sagt Anke Wauker vom Glinder Bürgeramt. In solchen Fällen müssten die Rathausmitarbeiter einspringen. Diese Situation kennen auch die Oldesloer. Dennoch hofft Malte Schaarmann, dass dieses Mal möglichst wenige seiner Kollegen aushelfen müssen und sich genügend Bürger finden. Wer sich in Oldesloe als Wahlhelfer engagieren möchte, kann sich bei Susanne Koopmann unter der Telefonnummer 04531/504-110 melden. "Es muss niemand Angst vor der Tätigkeit haben", sagt Schaarmann. "Wir sind am Wahltag im Rathaus und helfen bei Fragen." Auf Heidrun Badur kann er sich schon mal verlassen. Sie hat als eine der ersten ihre Zusage gegeben.