"Das Sonntagsopfer für die Demokratie" - so lautet der Titel eines Ratgebers, der im vergangenen Jahr erschienen ist. Er soll die Kommunalverwaltungen dabei unterstützen, Wahlhelfer zu gewinnen. Auch im Oldesloer Rathaus ist das 84-seitige Buch zurzeit sehr gefragt. Denn die Bereitschaft der Menschen, ehrenamtlich in den Wahllokalen die Stellung zu halten und die Stimmen auszuzählen, sinkt. Eine Entwicklung, die die Städte und Gemeinden vor große Probleme stellt.

Dabei ist es nur ein Tag, den die Freiwilligen für ihre Heimatstadt oder ihr Heimatdorf opfern. Auf sieben Stunden Freizeit müssen sie vielleicht verzichten, einen Kaffeenachmittag mit der Familie ausfallen lassen. Dafür können sie erleben, wie eine Wahl abläuft. Statt vor dem Fernsehbildschirm gespannt auf die ersten Hochrechnungen zu warten, sind die Wahlhelfer mittendrin und können sich beim Auszählen der Stimmen als erste ein Bild davon machen, wie die Menschen in ihrem Ort gewählt haben.

Der Tag bietet aber noch weitere Chancen. Zum Beispiel, mal wieder mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen, die man schon länger nicht mehr gesehen hat. Oder die Mutter wiederzutreffen, die man damals im Kindergarten des Sohnes kennengelernt und mit der man sich immer so nett unterhalten hat. Wenn sich jeder Bürger mal dazu bereit erklären würde, das Amt zu übernehmen, dann hätte jeder nach einem Tag als Wahlhelfer auch lange Pause, bis er wieder an der Reihe wäre.