Neustar geplantt: Die Opposition will Uwe Schneider, den umstrittenen Vorsitzenden des Ahrensburger Naturschutzvereins, stürzen.

Ahrensburg. Sie wollen nach vorne schauen, die "dreckige Wäsche" der vergangenen Monate und Jahre zurücklassen. Vor allem aber wollen sie eine Führung des bundesweit bekannten Ahrensburger Naturschutzvereins Jordsand ohne den langjährigen Vorsitzenden Uwe Schneider. Für den Neustart des Vereins haben die Vorstandsmitglieder Thorsten Meyer und Jan Weber Kandidaten für einen neuen Vorstand gesucht und gefunden. Kopf der neuen Führung soll Eckart Schrey werden. Er wird sich den Mitgliedern auf ihrer Versammlung morgen ab 11 Uhr in der Aula der Stadtteilschule Walddörfer (Ahrensburger Weg 30) in Hamburg-Volksdorf als Gegenkandidat Schneiders präsentieren.

In den vergangenen Wochen waren die internen Querelen im Verein an die Öffentlichkeit gekommen. So ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck derzeit gegen den Vorsitzenden wegen Veruntreuung von Vereinsgeld. Kürzlich stellte der Vorstand den Geschäftsführer Thorsten Harder frei (wir berichteten).

"Wir müssen den Mitgliedern und vor allem auch den behördlichen Partnern deutlich machen, wie es im Verein weitergeht, wie man ihn sanieren kann", sagt Schriftführer Jan Weber. So gebe es etwa in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Hamburg einen massiven Vertrauensverlust. Weber: "Sie fordert ein Szenario, wie wir aus dem Loch wieder herauskommen wollen."

Der promovierte Biologe Schrey soll dieses liefern. Er ist seit 40 Jahren Mitglied im Verein, hat als Referent und im Beirat gearbeitet. Auch die Schutzgebiete sind ihm vertraut. Zwischen 1989 und 2010 war der heute 62-Jährige in der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer tätig. "Zentrales Ziel ist es, die Freude am Naturschutz wiederzubeleben. Umweltschutz, Umweltbildung und das Naturerlebnis müssen wieder in den Mittelpunkt rücken", sagt Schrey. Es gelte, eine Strategie zu entwickeln, wie der Verein neu beginne und wo er hinwolle, so der Biologe weiter. Eines ist für Schrey gewiss: "Ich würde Thorsten Harder sofort wieder einsetzen. Zumal es bisher keine Begründung für seine Freistellung gab, nicht mal für ihn."

Auch Thorsten Meyer wünscht sich eine Rückkehr Harders. Unter Schrey will der 53-jährige Meyer dem Vorstand als Beisitzer erhalten bleiben. "Wenn Schneider auf der Mitgliederversammlung nicht zurücktritt oder er auf unseren Antrag nicht abgewählt wird, werde ich meinen eigenen Rücktritt erklären. Ein Neustart klappt nur mit neuer Mannschaft", sagt Meyer.

Sein Vorstandskollege, der Schriftführer Jan Weber, hat drei Tage vor der morgigen Mitgliederversammlung seinen Rücktritt aus dem aktuellen Vorstand erklärt. Er hatte seine aktive Mitarbeit aus Protest jedoch schon zuvor beendet. Äußerungen der beiden Vorsitzenden gegenüber der Presse machten deutlich, so Weber, dass sie eine völlig andere Wahrnehmung von den Querelen hätten als die überwiegende Mehrheit der aktiven Mitglieder. In einer Rücktritts-E-Mail schreibt Weber: "Auch seitens der BSU wurde deutlich gemacht, wie sehr der Verein das Vertrauen verloren hat und welch ein Ausmaß die Krise hat, in der wir stecken. Doch die beiden Vorsitzenden leugnen die Krise einfach weg." Nun verknüpft der 53-Jährige sein weiteres Schicksal im Verein an das Votum der anwesenden Mitglieder für einen radikalen Neuanfang. Denn Weber geht als Kandidat für den Schriftführerposten des neuen Teams ins Rennen.

Stellvertreter Schreys soll der ehemalige Vorsitzende Veit Hennig werden, Schatzmeister der derzeitige Referent Frank Gutzke. Thomas Heinicke und Karl-Peter Hellfritz sind als weitere Beisitzer vorgesehen. "Eigentlich wollten wir auch eine Frau für einen Vorstandsposten gewinnen. Leider ist es nun doch eine reine Männertruppe geworden", sagt der Vorstandskandidat. Doch werde vermutlich die Jugendgruppe im Vorstand durch eine Frau vertreten sein.

Offenbar unterstützen die Referenten, die für den Verein die Schutzgebiete betreuen, das neue Team. "Die Leute wollen nach vorne schauen. Uwe Schneider war zuletzt ein riesiges Hindernis bei unserer Arbeit", sagt Bernd-Dieter Drost, der mit seiner Frau Helene als Referent die Hallig Habel betreut. Sollte sich Schrey nicht durchsetzen, sieht Drost schwarz. "Dann bricht der Verein zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Behörden ihn noch ernst nehmen."