Verkehrs- und Wirtschaftsexperten glauben, dass der Kreis vom Bau der Verbindung nach Dänemark maßgeblich profitieren wird.

Bad Oldesloe. Stormarn als "Spinne im Netz", Norddeutschland als Verkehrs-Drehkreuz der wirtschaftlich aufblühenden Länder in Nordeuropa: Tamara Zieschang schilderte die feste Fehmarnbelt-Querung und ihre Folgen für Stormarn in den schönsten Farben. Der Tunnel, der im Jahr 2020 die deutsche Insel Fehmarn mit der dänischen Insel Rödby verbinden soll, war jetzt Thema einer CDU-Veranstaltung in der Rethwischfelder Gaststätte Mäcki. Und alle Experten, die die Christdemokraten eingeladen hatten, waren sich einig in der positiven Bewertung dieser Verkehrsverbindung, die der dänische Staat bezahlen wird: nicht nur Tamara Zieschang, die Staatssekretärin in schleswig-holsteinischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium, sondern auch Stormarns Landrat Klaus Plöger, ebenso Ute Plambeck, Generalbevollmächtigte der Deutschen Bahn, und Martin Krause, Referent der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck.

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Laut Zieschang wird Stormarn in besonderem Maße von dem Tunnel profitieren. "Hier kreuzen sich die beiden großen Verbindungslinien, die Ost-West-Autobahn A 20 und die Nord-Süd-Autobahn A 1", sagte sie. Ein Blick in die Geschichte zeige, dass Verkehrsverbindungen stets wirtschaftliche Entwicklung fördern würden. "Der Weiterbau der A 20 ist für die Landesregierung deshalb auch ein prioritäres Projekt. Bis Jahresende werden die letzten Planfeststellungsbescheide vorliegen."

Zieschang glaubt, dass Wirtschaftswachstum in Zukunft vermehrt in Nordeuropa stattfinden wird. "Der Süden schwächelt", sagte sie angesichts der Haushaltsprobleme in Italien, Spanien und Portugal. "Nordeuropa wird zum Wachstumsmotor."

Und Stormarn ist mittendrin. Das bedeutet: Mehr Verkehr auf der A 1 - Ausmaß derzeit unklar. Und mehr Verkehr auf der Bahnstrecke Hamburg-Puttgarden - Ausmaß klar. 39 Güterzüge pro Tag und Richtung, sechs Personenzüge im Fernverkehr pro Tag und Richtung: Damit rechnet die Deutsche Bahn nach Fertigstellung des Tunnels.

Die Bahn will dafür sorgen, dass sich die Lärmbelästigung in Grenzen hält. Ute Plambeck, die DB-Generalbevollmächtigte, versprach, dass die Strecke Hamburg-Lübeck lärmtechnisch saniert werde. Je nachdem, wie laut es ist, werden in den kommenden Jahren verschiedene Maßnahmen durchgeführt. Das reicht von Schallschutzwänden bis zu dickerem Fensterglas in den Wohnungen und Häusern. Derzeit ist die Bahn in der Planungsphase.

Mit der festen Fehmarnbelt-Querung hat dies allerdings nichts zu tun. Schon jetzt ist es an der Bahnstrecke zu laut. 100 Millionen Euro gibt die Bahn bundesweit pro Jahr für Lärmschutz entlang der Schienen aus. Baubeginn in Stormarn ist für 2013 oder 2014 geplant.

Martin Krause, Referent der Industrie- und Handwerkskammer (IHK) zu Lübeck, hob die Wirtschaftskraft des Kreises hervor. "Wir jubeln in Lübeck immer, wenn wir hören, dass die Zahl der Arbeitslosen in Stormarn schon wieder gesunken ist", sagte er. Mit dem Tunnel werde es noch besser werden. "Er wird auch psychologisch etwas verändern und eine Aufbruchstimmung erzeugen", ist sich Krause sicher. Die IHK will den Unternehmern entlang der Vogelfluglinie helfen, diesen Aufbruch in Richtung Norden erfolgreich zu gestalten. Krause: "Wir werden Seminare zu diesem Thema anbieten: Was muss man beachten, wenn man Geschäfte in Dänemark machen will?"

Stormarns Landrat Klaus Plöger sagte, er sei "flammenden Herzens" für die Fehmarnbelt-Querung. Allerdings seien da noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen. "Wir in Stormarn meckern nicht über jeden Güterzug mehr, der durch den Kreis fährt. Aber die Bahn muss dafür sorgen, dass der ÖPNV funktioniert." Und der Bau der A 20 sei zwar wichtig. Weitaus wichtiger für Stormarn sei aber eine östliche Elbquerung. Und die B 404 müsse zwischen der Hamburger und der Berliner Autobahn endlich komplett zweispurig werden. "Diese Gefummel mit den kurzen zweispurigen Abschnitten funktioniert nicht", sagte er.

Das Publikum in der Gaststätte Mäcki, etwa 60 Stormarner, zumeist ältere Herren, schien keinen ernsthaften Zweifel an den angeblich glänzenden wirtschaftlichen Aussichten zu hegen. Die Fragen bezogen sich meist auf Besonderheiten des Schienenverkehrs. Tempo 50 für Güterzüge vorschreiben? Könnte man machen, sagte Ute Plambeck von der Bahn, würde aber dazu führen, dass es für andere Züge eng würde, denn ein langsamer Zug blockiere die Strecke länger.

Noch acht Jahre sind es bis 2020, dem Jahr, in dem der Tunnel fertig sein soll. Stormarn hat noch Zeit, um sich auf seine neue Rolle als Spinne im Netz vorzubereiten.