Der Bargteheider Dirk Ramm möchte der Stadt eine Streuobstweise spendieren. Doch er findet trotz intensiver Suche keine freie Fläche.

Bargteheide. Dirk Ramm hat einen Traum: "Eine blühende Streuobstwiese, gleich irgendwo am Ortseingang. Und alle, die nach Bargteheide hineinfahren, sehen das und sagen: Oh, das sieht ja toll aus." So weit der Traum. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

"Ich renn' mit dem Kopf gegen die Wand. Dabei will ich meiner Stadt doch nur etwas Gutes tun", sagt der Bargteheider in einem Ton zwischen Ärger und Enttäuschung. Zu seinem 70. Geburtstag hatte er auf Geschenke verzichtet und stattdessen um Spenden gebeten. Geld, um den Traum von einem idyllischen Fleckchen in Bargteheide Wirklichkeit werden zu lassen. Obstbäumchen wollte Dirk Ramm von dem Geld kaufen. Erst einmal zehn bis 15 an der Zahl. Aber das funktioniert nicht. Der 70-jährige findet nicht das geeignete Stückchen Land.

Nach wochenlangem Suchen lautet die traurige Erkenntnis für Dirk Ramm: In Bargteheide ist offenbar kein Platz für den "Altländer Pfannkuchen" oder die "Rote Sternrenette", für "Prinz Albrecht von Preußen" und auch nicht für die knackig-saftige "Liberty". "Das sind alles wunderbare, alte und außerdem bedrohte Hochstamm-Apfelsorten. Aber ohne Wiese geht es nun mal nicht. Jetzt sitze ich auf meinen Spenden und weiß nicht, was ich damit tun soll", sagt Dirk Ramm, "dabei gibt es genügend brach liegendes Land in Bargteheide, das sehr wohl als Streuobstwiese geeignet wäre."

Er hat nachgefragt und auch selbst gründlich Ausschau gehalten. Mit den Grünen sowie mit Mitgliedern vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat er ganz Bargteheide durchstreift. "An der Straße in Richtung Hammoor habe ich eine wunderbare Wiese entdeckt", sagt Ramm, der selbst seit Jahren Mitglied im Nabu ist. Aber wem gehört die Fläche? Ramm: "So was steht ja nicht dran. Also bin ich ins Rathaus gegangen. Aber die Stadt konnte mir keine Auskunft geben aus Datenschutzgründen."

Während der Bargteheider noch auf der Suche ist, keimt in ihm ein Verdacht auf. "Die Bauern wollen ihr Land offensichtlich lieber für den Anbau von Mais freihalten, denn der ist angesichts von Biogasanlagen zurzeit gefragt", sagt Dirk Ramm und fügt schon fast resigniert hinzu: "Wegen dieser stark anwachsenden Monokultur muss mein gemeinnütziges Vorhaben nun wohl scheitern."

Der Bargteheider begreift das alles nicht. Angesichts der Tatsache, dass seine Stadt gerade ein Klimaschutzkonzept entwickelt erscheint ihm das mühsame Ringen um eine kleine Streuobstwiese schon fast grotesk. "Ich habe sogar eine Annonce aufgegeben. Aber das hat auch nichts genützt. Ich habe nur ein einziges Angebot erhalten, und das aus Bargfeld-Stegen. Aber ich will ja etwas für meine Stadt tun", sagt der Rentner, der früher als Schiffsmakler tätig war und einer späten Liebe wegen vor zehn Jahren von Hamburg nach Bargteheide zog.

Dem 70-Jährigen will es einfach nicht in den Kopf, dass es so schwierig ist, eine gute Tat zu vollbringen. Ramm: "Zumal dem Wiesenbesitzer das Ganze ja keinen Cent kosten würde. Und da ich hochstämmige Apfelbäume pflanzen würde, könnte er auch weiter sein Gras mähen und seine Tiere auf der Wiese weiden lassen. Das wäre alles kein Problem. Menschen, Vögel und Insekten könnten sich an den Blüten erfreuen. Es gäbe herrliches Obst. Und es wäre ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz."

Auf die Idee, seinen 70. Geburtstag zum Anlass für eine solche Aktion zu nehmen, hatten ihn zwei andere Zahlen gebracht - nicht rund, aber dennoch bemerkenswert: 35 und zehn. "35 Prozent der Fläche Deutschlands sind mit Wald bedeckt. Damit gehören wir zu den waldreichsten Ländern Europas. Aber in unserem Schleswig-Holstein sind es gerade einmal zehn Prozent. Das hat mir zu denken gegeben", sagt Dirk Ramm und fügt hinzu: "Man muss keinem Bürger heutzutage mehr sagen, dass Wälder Millionen Tonnen des schädlichen CO2 binden. Vom Freizeitwert einmal ganz abgesehen."

Vermutlich wird er seine Geburtstagsbäumchen doch woanders anbieten müssen. "In Hummelsbüttel gäbe es eine Möglichkeit, aber bevor ich nach Hamburg gehe, schaue ich mich doch lieber erst einmal in Schleswig-Holstein um. Darum ging es mir ja schließlich", sagt Ramm, der inzwischen auch ein Angebot aus Ammersbek erhalten hat: "Von Leuten, die dort alljährlich die Apfeltage organisieren." Aber ideal sei es dort für seine Zwecke nicht. Ramm: "Die Wiese liegt zu dicht an der Straße. Außerdem ist sie schon bepflanzt. Das macht die Sache kompliziert, denn wie bei Rosen kann man nicht gleich nachpflanzen und die Obstbäume setzen."

Im neuen Bargteheider Gewerbegebiet hatte er schon hoffnungsfroh eine Fläche für den mild-säuerlichen "Geheimrat Oldenburg" oder auch die feine "Carola" mit Cox-Aroma ausfindig gemacht. Ramm: "Aber im Umweltamt hieß es, der alte Pflasterweg müsste erst aufgehoben werden. Das wird bestimmt nichts vor 2013, wenn überhaupt." So lange will er nicht warten. Und nun?

Im Bargteheider Rathaus versteht man die Aufregung nicht so ganz. "Die Fläche im neuen Gewerbegebiet ist super geeignet", sagt Thomas Degenhardt vom Umweltamt. Wegen der gebogenen Form heißt das knapp ein Hektar große Grundstück Bumerang. Es soll aus dem Gewerbegebiet herausgelöst und zur grünen Ausgleichsfläche umdeklariert werden. "Nach den Gesprächen mit Herrn Ramm hat der Planer gleich den Auftrag von uns bekommen, den Bumerang als potenzielle Streuobstwiese im B-Plan auszuweisen." Es sei also alles vorbereitet. Und bis 2013 dauere es auch nicht. Degenhardt: "Ich denke, der B-Plan wird noch in der ersten Jahreshälfte verabschiedet. Es könnte also noch 2012 losgehen."

Dirk Ramm ist skeptisch und sucht derweil weiter. Jetzt hat er gerade mit einem Freund vom Nabu eine Wiese in Delingsdorf in Augenschein genommen. Ramm: "Ein wunderschönes Stück Land. Ein Privatmann hat es mir angeboten. Es ist richtig gut. Nicht bepflanzt und obendrein erweiterungsfähig." Trotzdem hat der Rentner noch nicht Ja gesagt. Ramm: "Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es doch noch in Bargteheide klappt."

Wer eine Wiese zur Verfügung stellen will, kann dem 70-Jährigen unter dirk.ramm@googlemail.com eine E-Mail schicken. Vielleicht ist ja in Bargteheide doch noch Platz für den "Geflammten Kardinal" von mittelstarkem Wuchs, den rotbackigen "Geheimrat Breuhahn" oder sogar für den aromatischen "Kaiser Wilhelm", der auch keine großen Ansprüche stellt.