Gunter Behncke fordert zum Widerstand gegen Kreisbehörde auf. Der Grund ist ein teures Entwässerungssystem für Rausdorf.

Rausdorf. Der Rausdorfer Bürgermeister Gunter Behncke (Wählergruppe) ruft seine Bürger zum Widerstand auf. Grund dafür ist das geplante neue System für die Oberflächenentwässerung in der Gemeinde. Die Untere Wasserbehörde des Kreises möchte, dass das Regenwasser in dem 230-Seelen-Dorf in Zukunft gesäubert wird, bevor es in die Corbek oder die Tradenbek fließt. Ein Ingenieurbüro hat dafür ein großes und zwei kleinere Regenklärbecken vorgesehen, die bis 2014 stehen sollen. Die Kosten betragen etwa eine halbe Million Euro.

Um das Vorhaben zu finanzieren, müsste Rausdorf einen Kredit aufnehmen. Die Gemeinde würde sich mit etwa 2100 Euro pro Einwohner verschulden. Denn sie verfügt nur über Rücklagen von rund 40 000 bis 50 000 Euro. "Das Geld brauchen wir für ein neues Feuerwehrauto", sagt Behncke. "Unser altes wird nicht mehr lange halten."

Bisher ist das Regenwasser in Rausdorf entweder in Rasenmulden versickert oder es wurde über verschiedene Einleitstellen ungeklärt in die Corbek und die Tradenbek geführt. "In Rausdorf haben wir es mit sogenanntem normalverschmutzten Regenwasser zu tun", sagt Thomas Haarhoff, Leiter des Fachdienstes Wasserwirtschaft beim Kreis. "Es muss behandelt werden, bevor es in ein Gewässer geleitet wird."

Um das Geld für die Oberflächenentwässerung zusammenzubekommen, müsse die Gemeinde wahrscheinlich eine Regensteuer einführen, sagt Behncke. "Das Vorhaben muss schließlich irgendwie finanziert werden." Da nicht alle Rausdorfer das neue System nutzen werden, könnten die Kosten jedoch nicht auf alle Bürger umgelegt werden. 30 bis 40 Häuser an der Großenseer Straße, der Alten Dorfstraße, dem Papendorfer Weg und der Hauptstraße würden von der Regensteuer betroffen sein, sagt Behncke. "Auf sie würden Kosten von jeweils 10 000 bis 15 000 Euro zukommen."

Diese hohen Summen seien den Bürgern nicht zumutbar, sagt der Bürgermeister. "Sie müssen schon so viel für die Entsorgung des Schmutzwassers zahlen." Mit sechs Euro pro Kubikmeter nehme Rausdorf bei diesem Thema deutschlandweit einen der Spitzenwerte ein. "Wir haben sehr hohe Betriebskosten, weil das Wasser über Pumpen bis nach Witzhave geleitet werden muss", sagt Behncke. "Ich werde deshalb dafür kämpfen, dass die Bürger nicht noch mehr zahlen müssen."

Im Dezember hat er bereits einen schriftlichen Hilferuf an Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) geschickt. In seinem Antwortschreiben verwies Carstensen an das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR), versprach jedoch, sich über die Ergebnisse der Gespräche zu informieren.

Einen Austausch mit Vertretern des MLUR habe es in der vergangenen Woche gegeben. "Sie können der Unteren Wasserbehörde nichts vorschreiben, wollen aber Gespräche führen", sagt Behncke, der nun auf die Unterstützung der Bürger hofft. "Ich würde mir wünschen, dass sich eine breite Front gegen den Plan bildet." Denn die Kosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen. "Hier wird Steuergeld hinausgeworfen, das sinnvoller genutzt werden könnte, zum Beispiel für die Bildung der Kinder und Jugendlichen. Das ist viel wichtiger als das, was wir hier machen sollen", sagt er.

Um seine Bürger zu mobilisieren, hat Gunter Behncke für morgen Abend eine Einwohnerversammlung geplant. Im Bürgerhaus (Hauptstraße) will er den Rausdorfern ab 19 Uhr auch seine Alternativlösung für die Oberflächenentwässerung präsentieren. "Am sinnvollsten wäre es, das Wasser direkt im Ort versickern zu lassen. Der Boden hat eine Reinigungswirkung, die wir nutzen können", sagt Behncke, der selbst Tiefbauingenieur ist. "Ich habe mit meinem Wissen die Möglichkeit, die Planungen kritisch zu hinterfragen." Einverstanden sei er auch mit einem Kompromiss. "Wir könnten die zwei kleineren Regenklärbecken auf der östlichen Seite der Corbek bauen und das restliche Wasser versickern lassen", sagt er. So ließen sich die Kosten halbieren.

Ob dieser Vorschlag umsetzbar ist, dazu wollte sich Thomas Haarhoff gegenüber dem Abendblatt nicht äußern. "Ich kann ohne konkrete Pläne keine verbindliche Aussage dazu geben, was genehmigungsfähig ist", sagt er. "Versickern geht aber nicht überall. Das hängt vom Boden und der zur Verfügung stehenden Fläche ab." In Rausdorf sei es eher schwierig, weil alles sehr eng sei und es zum Teil anmoorige Böden gebe. Gunter Behncke will dennoch weiterkämpfen. Er sagt: "Die Bevölkerung muss wach werden und sich wehren."