Viermal Stormarn - Mecklenburg-Vorpommern und zurück: Das Abendblatt hat Dieter Krumbiegel einige Stunden in seinem Streufahrzeug begleitet. Es berichten: Michael Degenhard, Janina Dietrich, Lena Thiele und Birgit Schücking

Bad Oldesloe. Es ist Dienstagmittag, 13 Uhr. Während es draußen ununterbrochen stürmt und schneit, nimmt Dieter Krumbiegel schnell noch einen letzten Schluck Kaffee. Dann steigt der Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Bad Oldesloe wieder in sein orangefarbenes Streufahrzeug. Genauso wie seine Kollegen ist der 49-Jährige derzeit im Dauereinsatz. Rund um die Uhr sorgen die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei mit elf Streufahrzeugen dafür, dass die Autobahnen A 1, A 20, und A 21 zwischen Bad Schwartau und dem Kreuz Hamburg Ost, zwischen Bargteheide und Leezen sowie zwischen der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern und dem Kreuz Lübeck von Schnee und Eis befreit werden.

Krumbiegel ist gemeinsam mit einem Kollegen für die A 20 eingeteilt. Zweimal sind die beiden die Strecke an diesem Tag schon auf- und abgefahren. In Kolonne geht es mit etwa 30 Stundenkilometern vom Autobahnkreuz Lübeck Richtung Landesgrenze. Die graue Gischt fliegt meterhoch rechts und links an den zwei Streufahrzeugen vorbei. Und ununterbrochen fallen weitere Schneeflocken von oben. Die Scheibenwischer arbeiten pausenlos, damit Krumbiegel bei all dem Schnee überhaupt noch etwas erkennen kann. Im Radio läuft der Wetterbericht. Die Moderatorin warnt: "Denken Sie daran, das Licht einzuschalten."

Währenddessen hat sich hinter den beiden Streufahrzeugen bereits eine lange Autoschlange gebildet. "Wir dürfen die Lücke nicht zu groß werden lassen, sonst überholen uns die Autos", sagt Krumbiegel. Denn vielen Autofahrern könne es nicht schnell genug gehen und sie würden überholen, obwohl sie wegen des hochspritzenden Schnees überhaupt nichts sehen können. "Es wäre schön, wenn die anderen Verkehrsteilnehmer etwas Rücksicht auf uns nehmen würden", sagt Krumbiegel. "Denn wir machen das ja nicht, um sie zu ärgern, sondern um ihnen zu helfen." Und Arbeitsgruppenleiter Stefan Klempau beklagt: "Es rufen immer nur alle an und meckern, wie glatt es überall ist. Aber wie viel wir hier arbeiten, sieht niemand."

Seit 27 Jahren ist Dieter Krumbiegel bei der Autobahnmeisterei Bad Oldesloe. Das Streufahrzeug über die verschneite Autobahn zu lenken, ist für ihn längst zur Routine geworden. Dennoch kann bei der Autobahnmeisterei niemand mehr Schnee sehen. "Es macht keinen Spaß", sagt Peter Berg, der sich um die Reparatur und Betriebsbereitschaft der Streufahrzeuge kümmert. Auch Krumbiegel geht es da nicht anders: "Es fängt an zu schlauchen", sagt der 49-Jährige, der seit Weihnachten so gut wie keinen freien Tag mehr hatte, dafür in der kurzen Zeit aber 98 Überstunden angesammelt hat. "Das ist eigentlich noch wenig", sagt er, "einige Kollegen haben sogar 150 Überstunden gemacht." Und wie hält er diese Arbeitsbelastung aus? "Ich versuche, immer ruhig zu bleiben und gehe zu Hause etwas früher ins Bett", sagt der Straßenwärter. Dank der modernen Streufahrzeuge sei die Arbeit erträglicher geworden. "Früher habe ich jedes Schlagloch im Rücken gespürt", sagt Krumbiegel. "Heute haben wir luftgefederte Sitze und müssen nicht mal mehr schalten."

Ist es der schlimmste Winter, den er bisher erlebt hat? "Ach was", widerspricht Krumbiegel sofort energisch. "Ich bin doch schon seit den 80er-Jahren dabei. Damals hatten wie immer solche Winter. Ich verstehe gar nicht, dass sich alle so aufregen." Er dagegen hat sich mit der Situation arrangiert. "Natürlich hätte ich jetzt gerne geregelte Arbeitszeiten, aber wir können das Wetter nicht beeinflussen", sagt er. Über Funk hält er ständig mit seinen Kollegen in den anderen Einsatzfahrzeugen und mit der Autobahnmeisterei Kontakt. "Wir sprechen uns ab, wie wir fahren", sagt Krumbiegel und fragt anschließend seinen Kollegen, der einige Meter hinter ihm fährt: "Soll ich langsamer?" Die Antwort folgt prompt: "Nee, ist okay so." Aber auch die Witterungsverhältnisse sind Gesprächsthema: "In Höhe Ahrensburg kannst du auf der A 1 Schlittschuh laufen", berichtet ein Fahrer.

Es ist mittlerweile 18 Uhr. Dieter Krumbiegel ist wieder in Bad Oldesloe. Er hat Dienstschluss. Pause. Wie lange? Er weiß es nicht.