Norbert Leinius sieht wegen der A 1-Anbindung gute Perspektiven und hofft auf eine Koordinierungsstelle für die Metropolregion.

Bad Oldesloe. Bundesweit treibt die Krise Unternehmen in den Konkurs, ganze Regionen geraten in Mitleidenschaft - doch Stormarn spürt Aufwind. Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft (WAS), sagt: "Wir haben die Krise zwar noch nicht bewältigt, aber wir sind bereit für Neues und auf einem guten Weg. Die Investoren drängen zu uns. Die Nachfrage nach guten Lagen in den Innenstädten und Gewerbegebieten ist hoch." Seine Prognose: Durch Neuansiedlungen von Firmen werden 2009 im Kreis 500 neue Arbeitsplätze entstehen - genau so viele wie 2008.

Der Wirtschaftsförderer verweist dabei auf das LIDL-Lager in Siek, die neue Dello-Niederlassung in Reinbek und auf das neue Logistikzentrum und den Bau der Peek & Cloppenburg-Verwaltung in Reinbek. Leinius: "Allein mit diesen Firmengründungen werden 500 echte zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen." Der WAS-Chef führt den Erfolg auf die strategisch günstige Lage Stormarns an der A 1-Achse und in der Metropolregion Hamburg zurück. Aber zum Teil auch auf den "Notstand" an Gewerbeflächen des großen Nachbarn. "Die Unternehmen kommen ins Umland. Gerade der Nordosten Hamburgs mit der A 1 und A 21 ist interessant". Mit den ständigen Staus vor dem Elbtunnel könne der Süden da weniger punkten.

Langfristig werde die Nachfrage nach Flächen entlang der A 1 und der A 21 sogar steigen. Leinius: "Der Bau der Fehmarnbelt-Brücke wird einen zusätzlichen Schub geben." Es werde eine Zunahme des Verkehrs um 15 Prozent prognostiziert. Bargteheide, im Herzen Stormarns und mit direktem Anschluss an das Autobahnkreuz, werde dabei besonders in den Blickpunkt geraten. Leinius: "Ich könnte mir vorstellen, dass hier ein Gewerbezentrum entsteht, auch als länderübergreifende Koordinierungsstelle zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg." Doch bevor Entscheidungen darüber getroffen werden, wo in der Metropolregion Hamburg mehr Gewerbeflächen entstehen sollen, muss eine Flächenkonzept her. Die WAS hat den Vorsitz in der Lenkungsgruppe für dieses Leitprojekt der Metropolregion übernommen. Das Gutachten soll im Frühjahr 2010 fertig sein. Parallel wird das Fehmarnbelt-Gutachten erstellt. "Die Ergebnisse wollen wir Anfang November allen Bürgermeistern und den Amtsvorstehern vorstellen", kündigt Leinius an.

Eine solche Gesamtschau zu erarbeiten, sei dringend notwendig. Zehn Jahre sei nichts getan worden. Nun müsse der Bestand gesichtet werden. Leinius: "Und dabei geht es nicht nur darum, neue Flächen zu finden, sondern auch darum, sich um alte zu kümmern. Ich engagiere mich dafür, dass brach liegende Gewerbegebiet in Willinghusen zu reaktivieren. Es handelt sich um eine 2,5 Hektar große Fläche, die sich gut für einen Gewerbehof mit mehreren kleinen Betrieben eignen würde." Auch das Ahrensburger Gewerbegebiet an der Bogenstraße könnte eine Überplanung gebrauchen. Leinius: "Was passiert da eigentlich? Gibt es Leerstände? Auch um solche Dinge müssen wir uns kümmern."

Ein weiteres Gebot der Stunde sei die Zurücknahme von Flächen. "Wir müssen bedarfsgerecht ausweisen, dort, wo die Investoren hin wollen. Flächen, die nicht angenommen werden und stadtplanerisch ungünstig liegen, sollten raus aus den Flächennutzungsplänen, sagt der WAS-Geschäftsführer: "Sie bringen eher Probleme beim Wunsch nach der Ausweisung neuer Gebiete. Denn die Landesplaner verweisen darauf und sagen: Was wollt Ihr denn? Ihr habt doch noch genug Flächen. Diese Situation müssen wir unbedingt bereinigen."

Die große Nachfrage setzt die Wirtschaftsförderer auch unter Zeitdruck. Leinius: "Wir verkaufen im Schnitt pro Jahr 15 Hektar. Das bedeutet, dass wir in fünf Jahren keine größeren Flächen mehr zur Verfügung haben werden." Deshalb sei es jetzt notwendig, bereits ausgewiesene Gewerbegebiete zu verdichten und optimal zu nutzen. Norbert Leinius: "Flächen nicht verbrauchen, sondern Flächen gebrauchen. Darum geht es."