Spanien-Urlauber bringen Viren der Schweinegrippe mit. Die Klinik in Oldesloe schließt vorsorglich die Abteilung Gynäkologie.

Bad Oldesloe. Die Mexikogrippe breitet sich in Stormarn offenbar rasend schnell aus. "Ich höre nur noch: Bestätigung, Bestätigung, Bestätigung", sagt Andreas Musiol, Leiter des Kreisgesundheitsamts. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, werden alle Verdachtsfälle gemeldet - und gegebenenfalls bestätigt. Zehnmal ist das seit Bekanntwerden des ersten Falles in Stormarn vor gut einem Monat der Fall gewesen. Fünf Erkrankungen haben Musiol und seine Mitarbeiter allein in den vergangenen drei Tagen registriert. Hinzu komme eine Vielzahl von Menschen, die sich in den vergangenen Tagen habe testen lassen. "Die Abstriche rollen. Aber die Labore sind überlastet", sagt der Amtsleiter, "hat ein Ergebnis noch vor wenigen Tagen nach drei Stunden vorgelegen, so dauert es inzwischen zwei Tage."

Inzwischen hat das H1N1-Virus auch in der Oldesloer Asklepios-Klinik für Alarm gesorgt. Eine Ärztin, eine Hebamme und eine Krankenpflegerin haben sich mit Grippesymptomen krankgemeldet. Bei zwei von ihnen soll die Infektion bereits nachgewiesen sein. "Die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe ist vorsorglich seit dem Wochenende für Neuaufnahmen geschlossen", sagt der Verwaltungschef des Krankenhauses, Dr. Achim Rogge. Alle planbaren Eingriffe für diese Woche seien abgesagt worden, die Gynäkologie werde derzeit nur für Notfälle betrieben.

Die Patientinnen sind angehalten, keinen Besuch zu empfangen - "aus Gründen der Infektionsprophylaxe", wie auf einem großen Schild an der Einganstür der Abteilung zu lesen ist. Alle Mitarbeiter der Gynäkologie, der Notaufnahme und des zentralen Tarnsportdienstes tragen Mundschutz. Und bis auf weiteres ist Händeschütteln in der Klinik verboten. Auch die nicht erkrankten Mitarbeiter seien inzwischen getestet worden, sagt Mathias Eberenz, Sprecher des Asklepios-Konzerns in Hamburg. Er ergänzt: "Sie sind alle gesund."

Auf welchem Weg die Mexikogrippe ins Haus gelangt ist, wer im Endeffekt wen angesteckt hat, das lasse sich nicht nachvollziehen, sagt Eberenz. Die Chronologie der Ereignisse: Am Mittwoch und am Freitag vergangener Woche wurde je eine Frau ins Universitätsklinikum nach Lübeck verlegt, weil vorzeitig Wehen eingesetzt hatten. "Einen Hinweis auf eine Infektion der Frauen mit Mexikogrippe gab es zu diesem Zeitpunkt nicht", sagt Eberenz. In Lübeck begannen die Frauen, sich krank zu fühlen. Am Sonntag wurde bei beiden H1N1 nachgewiesen. Daraufhin wurde die gynäkologische Abteilung in Lübeck geschlossen.

Am selben Tag wurde im Oldesloer Krankenhaus eine Infektion auch bei einem am Freitag vergangener Woche geborenen Jungen erkannt. "Wir haben den Säugling daraufhin in die Kinderklinik nach Lübeck verlegt", sagt Klinikchef Rogge. Asklepios-Sprecher Eberenz erklärt: "Das Problem war, dass das zur Behandlung von Grippepatienten eingesetzte Medikament Tamiflu nicht für Kinder unter einem Jahr geeignet sein soll. Deshalb haben wir die Therapie den Spezialisten überlassen."

Inzwischen gilt der kleine Junge wieder als gesund. "Die Ärzte haben ihn mit Tamiflu in minimalen Dosen und in einer besonderen Zubereitung behandelt", sagt Oliver Grieve, Sprecher der Universitätsklinik Lübeck.

Unterdessen liegt auf der Station Innere II an der Oldesloer Schützenstraße noch ein junger Mann, bei dem das H1N1-Virus nachgewiesen worden ist, streng isoliert von den anderen Patienten. Er ist einer von insgesamt drei im Laufe des Wochenendes aufgenommenen Jugendlichen. Zwei von ihnen sind nach Informationen der Stormarn-Ausgabe des Abendblattes am Sonntag in einem Reisebus aus dem spanischen Ferienort Lloret de Mar nach Bargteheide zurückgekehrt. Einer der jungen Männer soll sich schon im Bus unwohl gefühlt haben.

Andreas Musiol vom Kreisgesundheitsamt befürchtet, dass Rückkehrer aus den Urlaubsorten an der spanischen Costa Brava und auf den Baleareninseln, in denen die Grippe derzeit grassiert, zu einem sprunghaften Anstieg der Fallzahlen in Stormarn führen werden. "Durch die Klimaanlagen in den Bussen und in den Flugzeugen werden die Viren gleichmäßig verteilt", sagt er. Seine Mitarbeiter telefonierten sich zurzeit "die Finger wund", um Mitreisende und Angehörige womöglich infizierter Urlaubsrückkehrer zu informieren, dass sie sich angesteckt haben könnten. Musiol appelliert, bestimmte Regeln einzuhalten, um die Ausbreitung der Mexikogrippe einzudämmen.