In Ahrensburg feht es an Klassen-, Fach- und Gruppenräumen. Die Stadt setzt nun aus Geldmangel auf Provisorien und hofft auf Unterstützung.

Ahrensburg. Es ist ein Hilferuf an Politik und Verwaltung der Stadt Ahrensburg. Der Direktor der Selma-Lagerlöf-Schule, Herbert Janßen, klagt über zu kleine und marode Klassenzimmer und über fehlende Gruppenräume. "Wir haben an der Schule 29 Klassen, aber nur 24 Räume. Außerdem haben wir keinen einzigen Gruppenraum, in dem wir Integrationsklassen angemessen unterrichten könnten", sagt er. "Das ist ein untragbarer Zustand." Möglichkeiten für einen Ausbau gebe es, so der Direktor der Gemeinschaftsschule.

Rund 700 Kinder und Jugendliche besuchen derzeit die Selma-Lagerlöf-Schule. Wegen der Raumnot mussten der zehnte und der zwölfte Jahrgang bereits ausgegliedert werden. "Sie nutzen seit geraumer Zeit vier Räume in der Fritz-Reuter-Schule, die ihre Arbeit als Förderzentrum immer stärker in die umliegenden Schulen verlagert", sagt Herbert Janßen. Die Räume in dem renovierungsbedürftigen Förderzentrum, das auch von Kindergarten- und Hortgruppen genutzt wird, seien jedoch für die älteren Schüler viel zu klein und eng. Janßen erläutert: "Die Schüler müssen ein hohes Maß an Selbstständigkeit haben, daher können wir keine jüngeren Schüler in die Fritz-Reuter-Schule schicken. Doch für Ältere sind die Räume mit je 43 Quadratmetern deutlich zu klein." Außerdem gebe es dort keine Fachräume etwa für den Chemieunterricht, sodass die Jugendlichen dafür wieder zurück in die 300 Meter entfernte Selma-Lagerlöf-Schule gehen.

Noch mehr pendeln müssen die Lehrer, so der Direktor. "Das ist schon eine deutliche Erschwernis des Schulalltags. Die viele Lauferei sorgt für Frust." Er selbst musste zum Beispiel mittwochs zwischen der fünften und sechsten Stunde die 300 Meter zurücklegen. "Da wird es manchmal auch mit der Pause von zehn Minuten knapp, wenn man nach dem Unterricht noch ein Gespräch führen oder etwas ins Klassenbuch eintragen muss", sagt Janßen. "Und andere Kollegen laufen ständig hin und her."

Die 60 Lehrer der Selma-Lagerlöf-Schule wünschten sich eine bessere Lösung, dass hätten sie auf einer Schulkonferenz deutlich gemacht, so der Direktor. Er rechne im übrigen nicht damit, dass durch den demografischen Wandel die Schülerzahlen in nächster Zeit zurückgehen. "Für das kommende Schuljahr haben wir 72 Schüler aufgenommen, hatten aber 161 Anmeldungen", sagt Janßen. In der Vergangenheit sei vorgesehen gewesen, pro Jahrgang mehr als drei Klassen zu unterrichten. Janßen: "Darüber lässt sich bei dieser Situation realistisch gar nicht sprechen."

Bislang habe die Stadt auf hohem Niveau für die Schulen gearbeitet, so Janßen. In den vergangenen Jahren seien etwa ein Trakt für den naturwissenschaftlichen Unterricht und ein Oberstufenpavillon gebaut worden. "Viele organisatorische Herausforderungen konnten gemeistert werden. Doch die deutlichen Veränderungen in der schleswig-holsteinischen Schullandschaft erfordern weiteren Handlungsbedarf", sagt er.

Die Selma-Lagerlöf-Schule steht nicht allein mit ihrer Raumnot. Auch an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten fehle es an Gruppenräumen, sagt Schulleiter Heiner Bock. "Durch die Auflösung des Förderzentrums an der Fritz-Reuter-Schule kommen mehr Kinder an die weiterführenden Schulen. So werden wir im kommenden Schuljahr 35 Integrationskinder betreuen", so Bock. Jede Integrationsklasse brauche eigentlich einen eigenen Gruppenraum. Für die sieben Integrationsklassen gebe es aber nur drei Räume. Heiner Bock: "Einen davon haben wir von einem Fach- zu einem Gruppenraum umfunktioniert." Die anderen beiden seien im vergangenen Sommer nach zweijähriger Wartezeit eingerichtet worden. "Bei ihnen handelt es sich aber um Innenräume, die kein natürliches Licht haben", sagt der Schulleiter.

Zudem platze das Lehrerzimmer aus allen Nähten. Bock: "Auch das haben wir der Verwaltung vor mehr als einem Jahr mitgeteilt." Doch erzeuge das lediglich Achselzucken bei der Stadt. "Sie weist darauf hin, dass einfach kein Geld da ist", sagt der Direktor.

Die Probleme hat auch die Verwaltung erkannt. So heißt es im Schulentwicklungsplan, das die weiterführenden Schulen in Ahrensburg zum Schuljahr 2011/2012 die Grenze der Aufnahmekapazität erreicht hätten, weil zuletzt in der Regel 15 Eingangsklassen gebildet worden seien, während nur Raum für 13 bis 14 Klassen vorhanden sei. Zudem verfügen die Schulen lediglich über zwölf Gruppenräume. Dazu heißt es im Entwicklungsplan: "Langfristig ist ein Konzept über die Bildung von Integrationsklassen an weiterführenden Schulen zu erstellen." An der Selma-Lagerlöf-Schule seien Gruppenräume "zwingend notwendig", wenn man weiterhin Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufnehmen wolle.

Robert Tessmer, Fachdienstleiter für Schulen in der Stadtverwaltung, sieht derzeit besonders an der Selma-Lagerlöf-Schule einen Raummangel. "Herr Janßen hat recht damit, dass Gruppenräume und Räume für die Oberstufe fehlen." Tessmer betont, dass der Unterricht für Jugendliche der Selma-Lagerlöf-Schule in den Räumen der Fritz-Reuter-Schule nur ein "Provisorium" sei. So stehe es im Schulentwicklungsplan. Tessmer sagt aber auch: "Wenn bauliche Maßnahmen an der Selma-Lagerlöf-Schule stattfinden sollen, brauche ich dafür ein Signal der politischen Gremien."

Für das Heimgarten-Schulzentrum erwartet der Rathausmitarbeiter eine Entspannung. Diese trete dann ein, wenn am Gymnasium 2016 die letzte Schülergeneration das Abitur nach neun Jahren ablege. Wenn es dann am Gymnasium nur noch die sogenannten G-8-Klassen gebe, würden Räume frei, die das gesamte Schulzentrum nutzen könne.

Tessmer geht grundsätzlich davon aus, dass sinkende Schülerzahlen die Raumnot lindern werden. "Früher hatten wir in Spitzenzeiten 380 Abgänge an den Grundschulen. Heute sind es 280 bis 290." Zwar gebe es gegenwärtig noch Raumnot, diese allein reiche aber nicht aus, um Neubauten zu begründen. "Solche Maßnahmen müssen sich für zehn bis 15 Jahre rentieren", sagt der Fachdienstleiter.