Viele ungeklärte Fragen: Die Direktkandidaten für die Landtagswahl am 6. Mai besuchen Ahrensburger Schulen. Doch sie bleiben unkonkret.

Ahrensburg. Bildung ist das Thema Nummer eins der Ahrensburg Schüler. Das wurde deutlich bei einer Podiumsdiskussion in der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule. Im Alfred-Rust-Saal diskutierten rund 300 Schüler der neunten bis zwölften Klassen mit den Stormarner Direkt-Kandidaten, die bei der Landtagswahl am 6. Mai antreten, und stellten Fragen.

Die Veranstaltung wurde vom Stadtjugendring organisiert. "Wir wollen das Interesse der jungen Leute für Politik wecken", sagt Geschäftsführerin Daniela Gonser. In den Schulen träfen die Politiker häufig auf Erstwähler. "Die Schüler bekommen Informationen und merken, dass die Politiker auch etwas zu sagen haben zu den Themen, die Jugendliche betreffen."

Wirtschaft- und Politik-Lehrerin Sigrid Mayer-Jendrek hat die Podiumsdiskussion begleitet. "Das Angebot wird von den Schülern gut angenommen", sagt Mayer-Jendrek. Viele würden die Wahl nach einer solchen Podiumsdiskussion intensiver verfolgen.

+++ Zeit nehmen statt Wähler werben +++

Die Moderatoren Jan Klöppelt und Stefan Kühl vom Stadtjugendring starteten die Diskussion mit dem Thema Schulreform. Rolf Finkbeiner (FDP), Ruth Kastner (Grüne), Tobias Koch (CDU), Jannine Menger-Hamilton (Linke) und Tobias von Pein (SPD) stellten daraufhin die Konzepte ihrer Parteien vor. Ruth Kastner betonte, jeder Cent, der gespart werden könne, solle in die Bildung gesteckt werden. Tobias Koch gab dagegen zu bedenken, dass die Schüler diejenigen seien, die die Schulden am Ende tragen müssten. Entsprechend verhalten war der Applaus, der auf dieses Statement folgte.

An den Fragen, die die Schüler im Anschluss stellten, wurde deutlich, dass die Jugendlichen sich vor allem für das Thema Profiloberstufe interessierten. "Ich bin für die Abschaffung der Profiloberstufe. Die Schüler brauchen mehr Wahlmöglichkeiten", sagte Tobias von Pein und erntete dafür nicht nur viel Applaus, sondern auch die meisten Karten in der Farbe der SPD. Nach jedem Themenblock hoben die Schüler Farbkarten zur Abstimmung hoch.

Aber nicht alle Schüler waren überzeugt. Die Zwölftklässlerin Frederike Paulsen wies darauf hin, dass die SPD, als die Schüler gegen die Profiloberstufe demonstrierten, noch für die Reform gewesen war. Von Pein: "Das stimmt, aber wir Jusos sind anderer Meinung." Er selbst sei damals auf die Straße gegangen.

"Man merkt, dass die Kandidaten sagen, was die Wähler hören wollen, auch wenn es vielleicht nicht stimmt", sagte Frederike. "Mich hat Herr von Pein damit nicht überzeugt." Wählen werde sie trotzdem. "Ich gehe auf jeden Fall zur Wahl", sagte auch die 18-jährige Katrin Schumacher. Auf eine Partei festgelegt habe sie sich aber noch nicht. "Vorher informiere ich mich noch im Internet." 90 Minuten hatten die Schüler Zeit, mit den Politiker zu diskutieren. Der Gesprächs-Bedarf war jedoch deutlich höher. Immer wieder mussten die Moderatoren die Politiker ermahnen, sich kurzzufassen. Zum Abschluss griffen sie zu einer radikalen Methode: Jeder Kandidat musste sein Abschluss-Statement vorbringen, bevor das Streichholz, das er in der Hand hielt, heruntergebrannt war. Im Anschluss besuchten die Politiker für eine weitere Veranstaltung das Gymnasium Am Heimgarten.

Die Podiumsdiskussion habe einen kleinen Einblick gegeben, sagte Katrin Schumacher. "Leider war nicht genug Zeit, um auf die komplexen Themenbereiche näher einzugehen. Wir hätten gern mehr über Bildung geredet."

Neben der Schulreform stellten die Kandidaten auch die Positionen ihrer Parteien zu den Themen Energiepolitik und Jugend dar. Nicht alle der anwesenden Schüler dürfen schon an der Landtagswahl teilnehmen. Bei der Frage, ob das Wahlalter auf 16 Jahre herabgesetzt werden sollte, musste Tobias Koch sich rechtfertigen. Die Interessen von jungen Leuten würden sowieso in politische Entscheidungen miteinbezogen, sagte der CDU-Kandidat. Aber er müsse schmunzeln, wenn Jugendliche meinten, mit 16 Jahren zu jung zu sein, um sich für ein Profil in der Schule zu entscheiden, aber alt genug, um wählen zu dürfen.

Das Wahlergebnis zu beiden Themen war gemischt: Viele rote SPD-Karten gingen in die Luft, aber auch gelbe für die FDP, schwarze für die CDU und einige grüne. Die Linke fand dagegen wenig Anklang. Die Schüler waren einer Meinung: Jannine Menger-Hamilton habe "viele Sprüche" gemacht, sei aber nicht konkret geworden.

Die FDP schnitt entgegen dem aktuellen Trend bei den Schülern nicht schlecht ab. Viele entschieden sich bei der Abstimmung für die gelbe Karte. "Die Überlegungen zum Thema Gemeinschaftsschule haben mich überzeugt", sagte Mirco Lensch. Er selbst stehe dem Konzept auch kritisch gegenüber. "Rolf Finkbeiner hat die Position allerdings nicht so gut rübergebracht", kritisierte der 18-Jährige. Besser kam bei den Jugendlichen SPD-Kandidat Tobias von Pein an. "Er hat uns direkt angesprochen und ist ja auch jünger", sagte Franziska Paulsen.

Insgesamt sind die Zwölftklässler sich einig: Die Veranstaltung sei interessant gewesen, aber: "Die Politiker sind nicht konkret geworden, unsere Fragen wurden oft umgangen." Zur Wahl gehen und mitentscheiden wollen sie trotzdem. Aber: "Vorher brauchen wir noch mehr Informationen."