Das Hamburger Abendblatt und der ADAC testen die Park-and-ride-Anlagen in Stormarn. Der Bahnhof in Reinfeld bekommt die Gesamtnote “mangelhaft“

Reinfeld. Christian Schäfer legt das Klemmbrett zur Seite und greift zum Maßband. Er legt es am Rand eines Autostellplatzes auf den Boden an die weiße Markierung, zieht es aus und legt es auf der anderen Seite der Stellfläche wieder auf die Bodensteine. "2,70 Meter" stellt er als Messergebnis fest. Die Breite des Stellplatzes liegt damit über den 2,50 Metern, die der ADAC empfiehlt. Das Mindestmaß beträgt 2,40 Meter. Schäfer wiederholt seine Messung noch an anderen Stellplätzen auf der Park-and-ride-Anlage des Bahnhofs in Reinfeld. Das Ergebnis bleibt gleich. Zufrieden vermerkt Schäfer dies.

Der 44-Jährige ist Leiter der Abteilung Technik und Verkehr des ADAC Hansa, dessen Gebiet Hamburg, das Umland und Mecklenburg-Vorpommern umfasst. Er ist als Tester auf der Reinfelder Park-and-ride-Anlage unterwegs. Mit ihm und anderen Experten des ADAC untersucht die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn diese Anlagen an den Bahnhöfen im Kreis.

Bei dem Test wird ein Katalog an Prüfungskriterien mit Punkten bewertet. Dabei werden die einzelnen Rubriken unterschiedlich gewichtet. Schließlich ergibt sich eine Gesamtpunktzahl, die einer Schulnote von "ungenügend" bis "sehr gut" entspricht. Jede Park-and-ride-Anlage kann maximal 100 Punkte und damit die Endnote "sehr gut" erreichen.

Nachdem das Kriterium Stellplatzbreite geprüft und positiv bewertet wurde, schaut Tester Christian Schäfer sich um. "Sehr gepflegt wirkt die Anlage nicht", sagt er. Er bezieht sich auf Müll, der auf dem Boden liegt und Unkraut, das aus Ritzen und Kanten zwischen Boden- und Bordsteinen hervorsprießt. Außerdem ist die weiße Farbe der Stellplatzmarkierungen auf dem Boden teilweise schon sehr abgetragen. Dies alles gibt keine Pluspunkte.

Die Park-and-ride-Anlage am Reinfelder Bahnhof besteht aus drei Parkbereichen. Einer erstreckt sich in der Bahnhofstraße entlang der Gleise. Ein anderer ist direkt vor dem Bahnhofsgebäude und ein weiterer im hinteren Teil der Bahnhofstraße wieder entlang der Gleise auf dem Gelände einer stillgelegten und abgesperrten Mühle. Beim Test werden alle Bereiche unter die Lupe genommen.

So auch der hintere Teil. Er wirkt improvisiert, die Stellflächen für Fahrzeuge sind asphaltiert, ansonsten hat er einen Bodenbelag aus Sand und Schotter. "Ein offizielles Schild, dass hier geparkt werden darf, steht hier nicht", registriert ADAC-Tester Schäfer. "Und eine eigene Beleuchtung hat dieser Bereich auch nicht." Tatsächlich kann Licht allenfalls von den Laternen der benachbarten Bahnsteige herüberfallen. Insgesamt schneidet dieser Teil der Park-and-ride-Anlage schlecht ab.

Schäfer schaut sich als nächstes den Parkscheinautomaten vor dem Bahnhofsgebäude an. Die Park-and-ride-Anlage in Reinfeld ist die einzige im Kreis Stormarn, in der das Parken kostenpflichtig ist. Eine Stunde kostet dort 50 Cent, eine Tageskarte 2,50 Euro, ein Jahresticket 180 Euro. Schäfer kontrolliert den Zustand des Automaten und ob er funktioniert. Dies ist der Fall. Negativ fällt auf, dass er Gerät keine Münzen wechselt und dass keine Kartenzahlung möglich ist. Das könnte Nutzer des Parkplatzes beim Bezahlen vor Probleme stellen. Und wie es der Zufall will, fragt eine Autofahrerin auf dem Platz andere Nutzer nach Wechselgeld.

Auch die Barrierefreiheit ist Thema des Testes. Können Behinderte die Parkplätze ohne Hindernisse nutzen? Können sie ohne Barrieren von einem Stellplatz auf die Bahnsteige gelangen? Diese und andere Fragen interessieren Christian Schäfer. Er vermerkt zunächst positiv, dass direkt gegenüber dem Eingang zum Bahnhofsgebäude zwei gekennzeichnete Behindertenparkplätze eingerichtet sind.

Dann untersucht er die Zugänge auf die Bahnsteige an den zwei Gleisen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Schon ins Gebäude gelangt man nur über Treppen ohne Rampen. Im Innern ist der Zugang zu den Gleisen ebenfalls nur über Treppen möglich. Rampen und einen Aufzug gibt es aber nicht. Und um das Gebäude herum zu gehen, ist nicht möglich, weil links und rechts von ihm Geländer die Gleise absichern. Somit kann ein Behinderter, zum Beispiel ein Rollstuhlfahrer, praktisch nicht auf die Bahnsteige gelangen. Jedenfalls nicht ohne die Hilfe anderer. "Die Behindertenparkplätze in der Anlage sind ein Schildbürgerstreich", sagt Tester Schäfer.

Unter die Lupe genommen werden von dem ADAC-Verkehrsexperten auch die Abstellplätze für Fahrräder. Für diese gibt es zwei Bereiche, beide sind überdacht - und gut gefüllt. Die Plätze stoßen an ihre Grenzen, viele Räder sind drumherum an Geländern angebracht. Christian Schäfer notiert die Auslastung. Vor den Halterungen für die Fahrräder sind auch einige Motorroller aufgestellt. "Die blockieren immer gleich mehrere Plätze", beklagt sich eine Frau, die gerade ihr Fahrrad aufschließt. "Es müsste für die Roller extra Bereiche geben oder einfach mehr Stellplätze für Fahrräder."

Auch ob die Park-and-ride-Anlage zusätzlichen Service für Pendler bietet, ist Bestandteil des Tests. Gibt es für sie Toiletten, ein öffentliches Telefon oder auch einen Briefkasten? Christian Schäfer prüft auch diese Fragen ab - und stellt auch hier Mängel fest.

Fazit: Der Bahnhof Bad Oldesloe erhält 32 von 100 Punkten. Das ist die Note "mangelhaft".

Lesen Sie morgen, wie die Park-and-ride-Anlagen an den U-Bahnhöfen im Test abschneiden

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