Ein Kabelschaden kappt für 300 Bürger auch die Internetzugänge. Die Telekom streitet mit der Gemeinde über eine Baugenehmigung.

Großensee. Rund 300 Großenseer sind seit Tagen nicht erreichbar, Telefon und Internetanschluss funktionieren nicht mehr. Grund dafür ist eine Netzstörung der Deutschen Telekom. "Große Teile des Dorfes sind betroffen", sagt Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers, der selbst seit Freitag nicht mehr telefonieren kann. Dasselbe gilt für alle Anwohner der Hamburger Straße, der Lütjenseer Straße, des Wischhofes und des Pfefferberges.

"Zwar sind einige Großenseer auch Kunden bei anderen Anbietern, aber der Clou an der Sache ist, dass die Telekom für die Grundversorgung zuständig ist", sagt Lindemann-Eggers, der selbst mehrfach mit dem Service-Center der Telekom telefonierte. "Niemand fühlt sich zuständig, ich werde gar nicht erst zu einem richtigen Ansprechpartner durchgestellt", sagt der Bürgermeister.

Telekom-Sprecherin Stefanie Halle sagt gegenüber der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblatts: "Durch einen größeren Wasserschaden wurde ein Hauptkabel zerstört." Das defekte Kabel verlaufe im Bereich einer Straße. "Für die Tiefbauarbeiten wurde eine Genehmigung der Gemeinde benötigt." Diese sei erst am vergangenen Dienstag erteilt worden. Das habe die Arbeiten erheblich verzögert.

Diese Auskunft erhielten auch einige Großenseer, die im Service-Center der Telekom anriefen. Laut Lindemann-Eggers allerdings "absoluter Humbug". "Mehrfach haben Bürger mich angesprochen, weil ihnen die Mitarbeiter der Telekom gesagt hatten, die Gemeinde erteile die für die Reparatur nötige Genehmigung nicht". Das sei nicht richtig: "An der betreffenden Stelle wurde in den vergangenen zwei Jahren mindestens sechs bis acht Mal gegraben", sagt der Bürgermeister. Ein Okay von Seiten der Gemeinde brauche die Telekom dafür nicht, da das Unternehmen für solche Fälle über eine Rundumgenehmigung verfüge. "Es kann nicht angehen, dass die Telekom den Bürgern eine absolute Falschauskunft erteilt", sagt Lindemann-Eggers.

Doch nicht jeder Anrufer erhält überhaupt eine Auskunft. "Ich habe mehrfach bei der Service-Hotline angerufen, um zu fragen, wann ich wieder telefonieren kann", sagt Stefan Timmermann, der mit seiner Familie an der Hamburger Straße wohnt. "Zum Teil haben die Mitarbeiter einfach aufgelegt." Ein anderes Mal bekam der Großenseer einen Brief der Telekom: "Darin stand, dass sie mich telefonisch nicht erreichen konnten. Das ist ja auch kein Wunder, wenn die Leitung tot ist", sagt Timmermann genervt.

Die Anwohner der Hamburger Straße hatten als erste kein Telefonnetz und kein Internet mehr. "Die Störungen begannen am 3. Juni", sagt Timmermann. Seitdem seien sie "massiv mehr geworden". "Seit vergangenem Freitag geht gar nichts mehr."

Das gilt auch für die Anwohner der Fritz-Berodt-Straße. "Ich bin immer überrascht, wenn das Telefon einmal funktioniert", sagt Anwohner Peter Haslbeck, der kurz zuvor schon wochenlang darauf warten musste, überhaupt einen Telekom-Anschluss zu bekommen. "Vier Mitarbeiter kamen bei mir vorbei, immer gab es irgendein Problem", berichtet der Großenseer. Zwei weitere seien gar nicht erst zum verabredeten Zeitpunkt aufgetaucht. "Zurzeit geht mein Telefon gerade, aber da bin ich der einzige im Haus. Einer meiner Nachbarn bezieht auch sein Fernsehen über die Telekom. Das funktioniert jetzt auch nicht mehr."

Es ist nicht das erste Mal, dass die Einwohner von Großensee Probleme mit dem Unternehmen haben. "Es ist allgemein bekannt, dass man in unserer Gemeinde mit dem Telekom-Handynetz D 1 keinen Empfang hat", sagt Stefan Timmermann, der sich deshalb extra ein Zweithandy eines anderen Anbieters zugelegt hat.

Auch Lindemann-Eggers ist der Ärger bekannt. "Der Funkturm steht an der Hamburger Straße. Bürger, die in der Nähe wohnen, haben miserablen Handy-Empfang", erläutert der Bürgermeister, und fügt hinzu: "Das geht gar nicht." "Richtig sauer" mache ihn auch, dass die Telekom keine Alternative anbiete, solange das Telefon- und Internetnetz gestört sei. "Es gibt ja zum Beispiel die Möglichkeit, über USB-Sticks zumindest Internetzugang zu bekommen", sagt Lindemann-Eggers. "Aber es passiert gar nichts."

Seit gestern passiert zumindest etwas. An der Kreuzung Hamburger Straße/Lütjenseer Straße graben Bauarbeiter nun den Boden auf. Laut der Telekom sollen die Telefone im Laufe des heutigen Tages wieder funktionieren.