Brandstiftung, Schmierereien, Vermüllung: Die Kosten für Reparaturen steigen. Die Toiletten sollen künftig nur eingeschränkt geöffnet sein.

Glinde. Fast jeden Abend macht Rüdiger Kaluza noch einmal eine Runde durchs Marcellin-Verbe-Haus in Glinde. Und immer häufiger kommt es vor, dass der städtische Hausmeister zu später Stunde Jugendliche aus dem Bürgerhaus am Markt schicken muss. Schmierereien an den Wänden, verdrehte Heizungsventile, eine verstellte Türautomatik, verdreckte Toiletten. Vor allem Letzteres will die Stadtverwaltung nun sofort ändern. Die einzige öffentliche Toilette in der Innenstadt soll künftig nur noch zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei, zu den Marktzeiten und bei bestimmten öffentlichen Veranstaltungen geöffnet haben.

"Wir müssen da jetzt handeln. Die Schäden, die angerichtet werden, kosten die Stadt Geld und auch eine Menge Ärger", sagt Bürgermeister Rainhard Zug. "Wir können den Kontrollaufwand, den wir betreiben müssen, nicht länger rechtfertigen." Er will die Glinder Politiker jetzt über die eingeschränkten Öffnungszeiten der öffentlichen Toiletten abstimmen lassen. Heute sollen die Mitglieder des Bauausschusses eine Entscheidung treffen.

Brandstiftung in den Toiletten, zerstörte Lampen, aufgeschlitzte Stühle, beschmierte Wände und Müll. Auch Handys wurden im Bürgerhaus zuletzt häufig ohne Berechtigung aufgeladen. Die Liste ist lang, die die Stadtverwaltung führt. 5000 Euro musste die Stadt Glinde allein im vergangenen Jahr aufbringen, um Räume und Einrichtung zu reinigen oder wieder instand zu setzen. "Das Schlimmste war, als sie den Feuerlöscher benutzt haben. Das Pulver war überall und fein wie Mehl. Wir haben zwei Tage lang die Stühle abgesaugt", sagt Hausmeister Kaluza.

Außerdem sollen Jugendliche im Winter an den Haupthähnen der Heizung herumgespielt haben. "Tagelang ging die Heizung nicht mehr und wir wussten erst nicht, wo das Problem lag", sagt Kaluza kopfschüttelnd. Die Jugend könne er nicht verstehen: "Wir hatten früher auch mal Langeweile, aber so einen Mist haben wir nicht gemacht." Schon mehrmals hatten Jugendliche auch in den Toiletten Papiertücher in Brand gesteckt. "Es wurden mehrere Anzeigen gegen Unbekannt wegen groben Vandalismus' von Seiten der Stadt gestellt", sagt Kaluza.

Weil auch immer wieder Schabernack mit den Stühlen getrieben wurde, die noch vor einiger Zeit im Obergeschoss des Bürgerhauses in einem offenen Gang lagerten, hat die Stadtverwaltung mittlerweile ein abschließbares Stuhllager bauen lassen. "Da musste was passieren, wir konnten uns doch nicht ständig die Stühle kaputt machen lassen", sagt Kaluza, der schon mehrmals von Jugendlichen beschimpft wurde, wenn er sie abends vor die Tür setzte. Manchmal seien es bis zu 15 junge Leute, die im Marcellin-Verbe-Haus sich die Langeweile vertreiben. "Das war auch schon mal grenzwertig mit den Pöbeleien. Bisher ist es aber noch nicht eskaliert", sagt Kaluza. Am meisten ärgert ihn, dass die Beseitigung der Schäden immer teurer wird. "Das kostet richtig Geld. Und der Steuerzahler muss dafür aufkommen. Dass die jungen Leute das nicht verstehen, ärgert mich sehr", sagt Kaluza.

Dass die Vandalismus-Probleme im Bürgerhaus mit den eingeschränkten Öffnungszeiten für die Toiletten gelöst werden, dürfte jedoch nicht der Fall sein. Dadurch, dass Vereine, Verbände, die Volkshochschule und andere Gruppen das Bürgerhaus nutzen, muss das Haus teilweise bis spätabends geöffnet sein. "Vielleicht muss noch über andere Maßnahmen nachgedacht werden", sagt Bürgermeister Zug. Vieles sei denkbar, würde aber auch Kosten verursachen. Eine Videoüberwachung aber könne die Stadt ausschließen. Sie sei aus Datenschutzgründen nicht zulässig.

Eine Alternative zur eingeschränkten Öffnung der Toiletten sei möglicherweise ein äußerer Zugang. "Oder eventuell eine interne Glastür, damit wenigstens der obere Bereich nicht mehr ohne Weiteres betreten werden kann", so Zug. Doch auch das sei nicht so leicht umsetzbar. Denn den offenen Charakter für seine Bürger solle das Marcellin-Verbe-Haus nicht verlieren.

Zunächst aber wollen die Kommunalpolitiker heute entscheiden, ob die öffentlichen Toiletten im Bürgerhaus nur noch eingeschränkt nutzbar sind. Die Sitzung des Bauausschusses beginnt um 19 Uhr im Bürgerhaus (Markt 2).