Trittau schaltet die Heizung aus Kostengründen ab. Morgens beträgt die Wassertemperatur 17 Grad. Sportverein streicht Wettkampf.

Trittau. Die Gemeinde Trittau verzichtet seit Pfingsten auf die Zusatzheizung des Schönaubades und setzt einzig auf die Solaranlage als Wärmequelle. Seitdem ist das Wasser nicht nur für den 79 Jahre alten Frühschwimmer Hans-Joachim von Hartz zu kalt zum Schwimmen. Er leidet unter Arthrose - warmes Wasser tut seinen Gelenken gut. Jetzt würde ein Besuch im Freibad seiner Gesundheit schaden.

Um 7 Uhr lag die Wassertemperatur zuletzt bei 17,1 Grad Celsius, knapp sieben Grad weniger, als das Thermometer Mitte Mai anzeigte. Der stellvertretende Trittauer Bürgermeister Peter Lange sagt, dass das Geld für die Zusatzheizung für diese Badesaison aufgebraucht sei. "Das Schönaubad bekommt einen jährlichen Zuschuss von 300 000 Euro. Davon sind 30 000 Euro für die zusätzliche Heizung budgetiert. Durch die kalten Tage in den letzten Wochen musste mehr geheizt werden als üblich", sagt Lange, "Wassertemperaturen von bis zu 26 Grad sind finanziell nicht mehr möglich."

Hans-Joachim von Hartz erwartet dagegen eine Wassertemperatur zwischen 23 und 25 Grad, so wie in den Jahren zuvor. In einem Brief wandte sich der Rentner an die Gemeinde und forderte sie dazu auf, den Heizungsstopp zu überdenken. Auf einer Unterschriftenliste schlossen sich weitere 50 Badegäste an. Die meisten von ihnen sind ebenfalls Rentner aus dem Kreis Stormarn, die sich regelmäßig zum Schwimmen treffen. "Wir haben mit Schnittchen und Sekt goldene Hochzeiten gefeiert und frühstücken alle zwei Wochen gemeinsam", sagt von Hartz über das Zusammengehörigkeitsgefühl der Frühschwimmer. Neben ihm am Beckenrand steht die Trittauerin Ingrid Schou, ebenfalls 79 Jahre alt. "Am liebsten würde ich jetzt ins Wasser", sagt sie. Anfangs habe sie versucht, im 17 Grad kühlen Nass zu schwimmen. "Meine Knochen halten das nicht mehr aus", so die Rentnerin.

Auch Sabine Selent hat kein Verständnis für das Abschalten der Zusatzheizung, obwohl sie eisern im Schwimmbecken ihre Bahnen zieht. "Das ist eine absolute Frechheit", sagt die 40-Jährige. "Egal ob Jung oder Alt, die Wassertemperaturen sind nicht ertragbar." An diesem Tag schwimmt Sabine Selent nur eine halbe Stunde, sonst die doppelte Zeit. Viele Frühschwimmer sind besonders wütend, weil die Verwaltung sie nicht vorab über die Veränderung der Wassertemperaturen informiert hat. "Einige haben sich zu Beginn der Saison 50er-Karten für 160 Euro gekauft", erzählt Ingrid Schou. "Wer nicht bei Wassertemperaturen von 17 Grad schwimmen gehen will, kann seine Karte nicht nutzen."

Nicht nur die Frühschwimmer sind von dem Sparkurs der Gemeinde betroffen: Der TSV Trittau lässt das für diesen Sonntag geplante Einladungsschwimmen ausfallen. Bei dem Wettkampf traten im Schönaubad sonst alljährlich Vereine aus Stormarn, dem Kreis Herzogtum Lauenburg und Hamburg gegeneinander an. Trainerin Helga Haupt kann nicht nachvollziehen, warum die Betreiber im 37. Jahr des Schönaubads auf die zusätzliche Heizung verzichten. "Durch die Absage des Wettkampfs geht dem TSV viel Geld verloren", sagt sie. Auch auf das Training wird vorerst verzichtet. "Wir möchten nicht die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in unserem Verein gefährden", so Helga Haupt. "Die Wassertemperaturen sind zu niedrig."

Die Unterschriftenliste haben Hans-Joachim von Hartz, Ingrid Schou und Helga Haupt bereits dem stellvertretenden Bürgermeister Peter Lange vorgelegt. Doch der sagt, er sei an die Budgetvorgaben gebunden. Dass die Gemeindevertreter in den kommenden Jahren das Budget für die Zusatzheizung erhöhen, hält Peter Lange für unwahrscheinlich. "Der Großteil der Besucher kommt an den warmen Sommertagen. Bei höheren Außentemperaturen wird das Wasser wärmer sein und die Solarheizung effektiver arbeiten."