Zwei Millionen Euro hat das Thünen-Institut für einen Test-Kuhstall investiert. Der Betrieb erprobt neue Verfahren zum Schutz des Klimas.

Westerau. Das Institut für ökologischen Landbau im Westerauer Ortsteil Trenthorst investiert weiter in die Forschung. Rund fünf Millionen Euro haben Leiter Gerold Rahmann und seine Mitarbeiter in den vergangenen drei Jahren für den Ausbau des zum Institut gehörenden Forschungsbetriebs in Wulmenau ausgegeben. Von dem Geld wurde unter anderem der weltweit erste Klimaforschungs-Stall finanziert.

Das Gut Trenthorst ist seit dem Jahr 2000 Sitz des Johann Heinrich von Thünen-Instituts für ökologischen Landbau. Die Aufgabe der rund 90 Mitarbeiter ist es, den Einfluss der Tierhaltungsbedingungen auf die Qualität von Fleisch und Milch zu erforschen. Dabei sollen Ergebnisse erzielt werden, die umweltfreundlich, tiergerecht und effizient sind. Auf der Basis dieser Ergebnisse beraten die Mitarbeiter des Instituts das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Fragen des Öko-Landbaus.

Zwei Millionen Euro hat das Institut für den hochmodernen Klimaforschungs-Stall ausgegeben. "Das ist der einzige Stall dieser Art", sagt Rahmann. Bisher sei Forschern nur sehr wenig über Emission im Stall bekannt. "Es ist aber wichtig, dass wir im Ökolandbau über den Tierschutz den Umweltschutz nicht vergessen." Der Stall sei gleichzeitig hocheffizient und biete den Tieren die für sie optimale Umwelt.

+++ Klimawandel wird sich dramatisch verstärken +++

Unter anderem ist es laut Gerold Rahmann durch den Klimaforschungsstall möglich, zu klären, wie viele Rinder optimalerweise pro Quadratmeter gehalten werden sollten, wie die Boxen optimal eingestreut werden und welche Vorkehrungen zu treffen sind, um zu verhindern, dass sich Gas bildet und Ammoniak austritt.

Der Stall ist in mehrere Bereiche unterteilt, in denen unterschiedliche Bedingungen getestet werden. "Wir haben hier die Möglichkeit, verschiedene Varianten auszuprobieren und diese miteinander zu vergleichen", erläutert Rahmann das Konzept, das hinter der Neuanschaffung steckt.

Platz sei für rund 150 Rinder. Rahmann: "Im konventionellen Landbau würden auf der gleichen Fläche sogar etwa 300 Tiere gehalten werden." In Wulmenau stünden derzeit nur etwa 100 bis 120 Rinder im Stall. "Wir brauchen nicht den gesamten Platz für unseren Bestand, können so aber noch besser verschiedene Varianten testen", sagt der Forscher.

Von dem jetzt investierten Geld wurde außerdem eine neue Getreidehalle gebaut. Das in Wulmenau für die Tiere produzierte Futter wird hier in Silos, die insgesamt 1000 Tonnen fassen, gespeichert. "Mit der Technik in unserer neuen Getreidehalle können wir alle Futtermöglichkeiten in jeder Qualität und Mischung testen und so für jede Tierart das Optimum ermitteln", sagt Instituts-Leiter Gerold Rahmann. Pro Tag werden im Institut fünf Tonnen Futter produziert. Die Halle beherberge "alles, was für Tierfütterungsversuche nötig ist".

Ziel der Tierfütterungsversuche ist es laut Rahmann herauszufinden, unter welchen Futterbedingungen der Ökolandbau zu 100 Prozent biologisch sein, und dabei beste Qualität abliefern kann. Dabei sei die exakte Mischung ausschlaggebend. "Unsere Aufgabe ist es, Futter zusammenzustellen, das nicht nur optimal für die Gesundheit der Tiere ist, sondern auch den besten Ertrag bringt", sagt der Instituts-Leiter.

Ziel des komplett vom Bund finanzierten Instituts ist es, den Ökolandbau der Zukunft zu erforschen, sagt Gerold Rahmann. "Unsere hier erzielten Ergebnisse werden sich allerdings erfahrungsgemäß erst in zehn bis 20 Jahren in der Praxis etablieren", sagt der Institutsleiter. Dabei gehe es nicht darum, die konventionelle Landwirtschaft zu verdrängen. "Im Gegenteil, der konventionelle und der Ökolandbau lernen voneinander", betont Rahmann. Ideen zur Optimierung der Arbeit würden ausgetauscht.

Unlängst hatten sich zahlreiche Besucher selbst ein Bild von der Arbeit auf dem Gut Trenthorst gemacht. Für Himmelfahrt lud das Institut zum großen Hoffest ein und bot Führungen durch den Versuchsbetrieb an. "Forschung darf sich nicht verstecken", sagt Institutsleiter Gerold Rahmann dazu. "Wir wollen die Menschen erreichen und ihnen zeigen, was alles zur Produktion von Milch und anderen Lebensmitteln dazu gehört."