Nach Berechnungen von britischen Forschern haben pflanzenfressende Riesen mehr Methan erzeugt als alle heutigen Quellen zusammen.

Cambridge. Britische Forscher haben berechnet, dass die riesigen pflanzenfressenden Dinosaurier der Urzeit Treibhausgas-Schleudern waren: Die methanhaltigen Pupse von Brachiosaurus und Co. sollen ausgrereicht haben, um das Klima vor 150 bis 65 Millionen Jahren deutlich zu erwärmen. Die langhalsigen Sauropoden hätten zu ihrer Zeit mehr Methan produziert als alle modernen Methanquellen zusammengenommen, berichten die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“. Das gelte sowohl für natürliche Quellen als auch für menschengemachte. Die Pupse der Sauropoden allein könnten damals ausgereicht haben, um die Urzeit-Atmosphäre mit zwei bis vier Methanteilchen pro einer Million Luftmolekülen (ppm) angereichert zu haben, schätzen die Wissenschaftler. Zum Vergleich: Heute liegt der gesamte Methangehalt der irdischen Lufthülle bei rund 1,8 ppm.

Mit gut 20 Metern Länge und bis zu 70 Tonnen Gewicht gelten die Sauropoden als die größten Landtiere der Erdgeschichte. Auf ihren vier stämmigen Beinen bewegten sich die langhalsigen Riesen gemächlich durch die Ebenen des Jura und der Kreidezeit und weideten Pflanzen ab. „Ähnlich wie Kühe und andere heutige Pflanzenfresser trugen sie wahrscheinlich Mikroben in ihrem Darm, die ihnen dabei halfen, die pflanzliche Nahrung zu verdauen“, schreiben Dave Wilkinson von der John Moores University in Liverpool und seine Kollegen. Bei dieser Verdauung entstand Methangas, das die Sauropoden – wie die modernen Kühe – durch Pupsen wieder abgaben.

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Methan ist jedoch ein starkes Treibhausgas, das in der Atmosphäre rund 30 Mal stärker erwärmend wirkt als Kohlendioxid. Heute gilt die Landwirtschaft – und vor allem die Rinderhaltung – daher als einer der treibenden Kräfte für den Klimawandel. Wilkinson und seine Kollegen haben nun ausgerechnet, dass auch der Gasausstoß der Sauropoden vor 150 bis 65 Millionen Jahren ausgereicht haben könnte, um das ohnehin tropisch warme Klima ihrer Zeit weiter anzuheizen.

Für ihre Berechnungen gingen die Forscher davon aus, dass pro Quadratkilometer Fläche rund zehn Sauropoden von jeweils etwa 20 Tonnen Gewicht lebten. War deren Methanaussstoß ähnlich dem der heutigen Kühe, dann hätte ein einziger dieser Urzeitriesen bereits 2.675 Liter Methan pro Tag abgegeben. Bei zehn Tieren entspreche dies 6,9 Tonnen täglich pro Quadratkilometer.

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„Daraus ergibt sich eine Methanproduktion von 520 Millionen Tonnen pro Jahr weltweit, wenn man dies auf die Hälfte der damals bewachsenen Landfläche hochrechnet“, schreiben die Forscher. Dieser Wert entspricht der gesamten jährlichen Methanproduktion der modernen Welt. Zum Vergleich: Heutige Wiederkäuer wie Kühe, Giraffen oder Ziegen erzeugen rund 50 bis 100 Millionen Tonnen Methan weltweit.

„Unser einfaches Rechenmodell zeigt, dass die Sauropoden vermutlich einen wichtige Rolle dabei spielten, das Klima im Jura und in der Kreidezeit so warm zu halten“, sagen Wilkinson und seine Kollegen. Aber es könne im Laufe der Erdgeschichte durchaus auch noch andere Zeiten gegeben haben, in denen Tiere das Klima über ihren Methanausstoß beeinflussten, mutmaßen die Forscher. (dapd)