Heiko Winckel-Rienhoff zieht sich aus Stormarns Kreistag zurück. Mehr als 20 Jahre vertrat er SPD und Linke. Nun rückt Silke Mahrt nach.

Bad Oldesloe. Die Wahldebakel in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen haben eine Führungskrise bei den Linken ausgelöst. Während andere kleine Parteien - vor allem die Piraten - Wahlerfolge einfahren, ist die Linke in eine Abwärtsspirale geraten. Und nun steht auch die Kreistagsfraktion in Bad Oldesloe vor einem Neuanfang. Denn ihr Fraktionschef Heiko Winckel-Rienhoff hat überraschend seinen Rückzug aus der Partei für den 31. Mai angekündigt. Auch sein Kreistagsmandat wird er niederlegen.

"Ich hatte schon länger Schwierigkeiten damit, den Mist vertreten zu müssen, den etwa Gesine Lötzsch mit kruden Kommunismus-Sprüchen von sich gegeben hat", sagt Winckel-Rienhoff. "Der Auslöser für meinen Rückzug war dann aber, dass die nordrhein-westfälische Linke gemeinsam mit CDU und FDP die rot-grüne Minderheitskoalition gestürzt hat." Darin zeige sich ein Hang zur Totalopposition und zur Verweigerung, den er nicht länger mittragen wolle, so der 60-Jährige.

"Die Linke stagniert politisch, und die Mitgliederzahlen und Wählerstimmen sind rückläufig, da die Linke keine umsetzbare politische Perspektive vermittelt", sagt Winckel-Rienhoff. "Auch dass in den ostdeutschen Bundesländern weiterhin so viele ehemalige Stasi-Leute aktiv sind, stört mich", fügt er hinzu.

Letztlich dürfte auch seine Nähe zur SPD für viele Schwierigkeiten ausschlaggebend gewesen sein. Winckel-Rienhoff war 37 Jahre lang Mitglied der sozialdemokratischen Partei, bevor er vor sieben Jahren aufgrund der Sozial- und Steuerpolitik der Schröder-Regierung das Lager wechselte. Winckel-Rienhoff: "Dass ich durch Mitglieder bis zum Bundesparteigericht gezerrt wurde, weil ich mich für ein Stimmensplitting (Erststimme SPD, Zweistimme Linke) ausgesprochen hatte, passt ins Bild." Er kritisiert den Umgang der Linken miteinander, der nicht seinen Vorstellungen entspreche.

Für Winckel-Rienhoff wird die Oldesloerin Silke Mahrt in den Kreistag nachrücken. Sie hat bereits auf einer Fraktionssitzung erklärt, das Mandat annehmen zu wollen. "Wir verlieren mit Heiko Winckel-Rienhoff einen Politprofi. Aber die Fraktion arbeitet jetzt schon seit fast drei Jahren gut zusammen", sagt Mahrt, die der Linken seit ihrer Fusion aus WASG und PDS 2007 angehört. "Es tut mir zwar leid, dass er geht. Doch eine Lücke wird er nicht hinterlassen", so die Nachrückerin. Ziel sei es, auf die Menschen zuzugehen und die Nichtwähler für die Kommunalwahl 2013 zu mobilisieren.

Zeit wolle man sich bei der Wahl eines neuen Vorsitzenden lassen. Mahrt: "Wir haben durch unsere Doppelspitze mit Heidi Beutin ja noch eine Fraktionschefin. Die Nachbesetzung müssen wir daher nicht übereilen."