Nur vier statt fünf Politiker aus dem Kreis sitzen künftig im Landtag: Schwindet Stormarns Einfluss im Kieler Parlament? Eine Analyse.

Ahrensburg. Stormarns Einfluss im Kieler Parlament schwindet. Nicht mehr fünf, sondern nur noch vier Politiker aus dem Kreis werden im neuen Landtag sitzen: Tobias Koch, Rainer Wiegard (beide CDU), Martin Habersaat (SPD) und Anita Klahn (FDP). Sollte es zu einer Koalition von SPD, Grünen und SSW kommen, gehörte nur noch ein Stormarner Landtagsabgeordneter dieser Regierungskoalition an. Bislang waren es vier. Neben Wiegard, Koch und Klahn gehört auch Mark-Oliver Potzahr (CDU) aus Reinbek dazu, der nach einer schweren Erkrankung im Juni 2011 nicht wieder kandidierte.

"Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir wieder fünf Landtagsabgeordnete gehabt hätten", sagte Klaus Plöger, Stormarns Landrat. Er war nicht der Einzige, der am Morgen nach der Wahl nicht sonderlich glücklich über deren Ausgang war. Axel Stehr, der Geschäftsführer des Verbands der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW), befand, dass eine Große Koalition in Kiel "natürlich" mehr Sicherheit bieten würde - und dass diese Sicherheit der Wirtschaft wichtig sei. Andererseits: "Warum sollte ein Koalition mit dem SSW nicht funktionieren?"

Und Mark-Oliver Potzahr, der Reinbeker Christdemokrat, urteilte vielleicht nicht ganz unvoreingenommen: "Stormarn ist nicht stärker, Stormarn ist schwächer geworden." Nur noch vier Landtagsabgeordnete, dazu möglicherweise die Grünen in einer Regierungskoalition: "Da sehe ich schon die Gefahr, dass es mit der Verkehrsinfrastruktur nicht mehr vorangeht. Was ist mit der Hinterlandanbindung für die Fehmarnbeltquerung? Und was ist mit der Haushaltskonsolidierung?"

Angesichts einer Regierungsbeteiligung des SSW gibt es in Stormarn auch Befürchtungen, dass die Interessen des nördlichen Landesteils in Kiel zukünftig eine größere Rolle spielen könnten als die des Hamburger Speckgürtels im Süden. "Darauf wird man achten müssen, dass das nicht passiert", sagte VSW-Geschäftsführer Stehr. Landrat Plöger erinnerte die Partei der dänischen Minderheit schon mal vorsorglich daran, dass sie bei der Wahl ja auch in Holstein Stimmen gesammelt habe: "Wer im ganzen Land kandidiert hat, der muss auch fürs ganze Land denken."

Auch der Ammersbeker Eckart Kuhlwein, lange Jahre SPD-Bundestagsabgeordneter, war nicht richtig zufrieden. Das Abschneiden seiner Partei bezeichnete er als "nicht überragend", die niedrige Wahlbeteiligung fand er bedenklich. "Es lag wohl daran, dass die großen Themen fehlten, so konnte keine Spannung aufgebaut werden", mutmaßte er. In der Tat haben auch viele Stormarner am Wahlsonntag blau gemacht. Eklatant war der Rückgang im Wahlkreis Stormarn-Süd. Nur 57,7 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab, im Jahr 2005 waren es noch 66,3 Prozent. Die Landtagswahl im Jahr 2009 fand zeitgleich mit der Bundestagswahl statt, was zu einer höheren Wahlbeteiligung geführt hat - die Zahlen sind also nicht vergleichbar.

In den drei Stormarner Wahlkreisen fuhr Rainer Wiegard den klarsten Sieg ein. Fast 2000 Stimmen betrug sein Vorsprung gegenüber Susanne Danhier (SPD). Besonders gute Ergebnisse erzielte der Finanzminister in Barnitz (47,4 Prozent) und in Lasbek (45,6). In den Städten Reinfeld und Bad Oldesloe wurde er knapp von Danhier überflügelt, mit einem sehr deutlichen Vorsprung in Bargteheide konnte er das jedoch wieder wettmachen.

Tobias Koch (CDU) siegte zum dritten Mal im Wahlkreis Stormarn-Mitte, aber auch sein Kontrahent Tobias von Pein hatte Grund zur Freude. In Ahrensburg lag der Lütjenseer nur um 0,6 Prozentpunkte hinter dem Ahrensburger Koch, Ammersbek gewann von Pein gar mit 37,9 Prozent. Koch erzielte seine besten Ergebnisse im Umland der Schlossstadt. In Braak kam er auf 59,1 Prozent.

Im Wahlkreis Stormarn-Süd musste der Wahlsieger Martin Habersaat (SPD) nur in Oststeinbek und Wentorf seinem Konkurrenten Joachim Wagner (CDU) den Vortritt lassen. Am Ende hatte der Landtagsabgeordnete einen Vorsprung von gut 900 Stimmen.

Die FDP konnte sich insbesondere über ein hohes Zweitstimmenergebnis in Stormarn-Süd freuen. 10,4 Prozent fuhren die Liberalen dort ein. Die Linke fiel im Wahlkreis Mitte auf knapp unter zwei Prozent. Die Grünen holten ihr bestes Ergebnis in Stormarn-Nord (15,6 Prozent). Dort waren auch die Piraten besonders erfolgreich. Sie kamen auf 8,8 Prozent.