Tausende Euro erbeuteten Betrüger von zwei Ahrensburgerinnen. Mit Schockanrufen gelangten sie an ihr Geld. Jetzt ermittelt die Polizei.

Ahrensburg. Mit Schockanrufen erbeutet derzeit eine Bande von Betrügern in Norddeutschland Tausende Euro von Frauen. Einer der Täter gibt sich am Telefon als Rechtsanwalt aus und verlangt von den Opfern Geld, angeblich für deren Söhne. Jetzt fielen auch zwei Ahrensburgerinnen sowie eine Frau aus dem Nachbarkreis Segeberg auf die Bande herein.

Gegen 13.30 Uhr erhält die 74 Jahre alte Lydia B. (Name geändert) am Dienstag einen Anruf von einem unbekannten Mann, der sich als ihr Sohn ausgibt. Der dreiste Verbrecher erklärt, dass etwas passiert sei. Der Anrufer übergibt den Hörer an seinen angeblichen Anwalt. Dieser schildert der Rentnerin, die aus Osteuropa stammt, ihr Sohn sei auf einer Treppe gestolpert und dabei über ein Mädchen gefallen. Die Achtjährige habe sich bei dem Unfall schwere Kopfverletzungen zugezogen und müsse sofort operiert werden. Die Kosten: 30 000 Euro. Bezahle Lydia B. den Betrag, werde die Polizei nichts von dem Unfall erfahren, verspricht der Anrufer.

Der Kripo ist der Trick bekannt. "Vor Kurzem haben Unbekannte unter anderem in Wahlstedt im Kreis Segeberg mit genau der gleichen Masche Menschen um Geld betrogen", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Es handele sich offenbar um eine "bundesweite Geschichte".

Misstrauisch wird die Ahrensburgerin Lydia B. auch deshalb nicht, weil ihr angeblicher Sohn und dessen Anwalt am Telefon Russisch mit der Osteuropäerin sprechen. Die 74-Jährige erklärt dem Anrufer, sie habe nur knapp 2000 Euro im Haus, damit müsse dieser sich zufrieden geben. Kurz darauf klingelt es an der Tür der Wohnung an der Straße Syltring im Ahrensburg Stadtteil Gartenholz. Ein junger Mann stellt sich als der Bruder des bei dem Unfall verletzten Mädchens vor und nimmt Lydia B. die 2000 Euro ab. "Laut Personenbeschreibung sprach der angebliche Bruder Deutsch mit einem polnischen Akzent", sagt Sonja Kurz.

Die ganze Zeit über hält der Mann, der sich als Rechtsanwalt ausgibt, Lydia B. am Telefon. Er will die Rentnerin vermutlich davon abhalten, eine Vertrauensperson anzurufen. "Die ganze Tat hat sich innerhalb einer Stunde abgespielt", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz.

Schon um 15.30 Uhr desselben Tages finden die Betrüger in der Ahrensburgerin Eugenia H. (Name geändert) ihr nächstes Opfer. Mit derselben Geschichte erbeuten die Täter mehrere Tausend Euro von der 52-Jährigen, die wie Lydia B. aus Osteuropa stammt. Als Eugenia H. misstrauisch wird und nachfragt, droht der angebliche Rechtsanwalt damit, ihrem Sohn etwas anzutun. Sie wiegelt ab, der "Bruder" des verletzten Mädchens holt das Geld bei Eugenia H. an der Hamburger Straße ab. Der "Anwalt" hält auch diese Frau die ganze Zeit über am Telefon.

Erst abends werden beide Frauen unsicher und entschließen sich, die Vorfälle zu melden. Bei Telefonaten mit ihren echten Söhnen stellte sich heraus, dass diese von den angeblichen Unfällen nichts wussten. "Es ist problematisch, wenn die Opfer sich erst so spät bei uns melden", sagt Polizei-Sprecherin Sonja Kurz. Um nicht auf Trickbetrüger hereinzufallen, sei es wichtig, am Telefon keine persönlichen Daten herauszugeben, keine Fremden ins Haus zu lassen und auf keinen Fall Bargeld auszuhändigen. Kurz: "Bei einem Betrugsverdacht ist es richtig, sofort die Polizei zu informieren."

Die Kripo Ahrensburg ermittelt nun wegen des Verdachts des Betrugs und der Erpressung gegen die unbekannten Täter. Unter der Telefonnummer 04102/809-0 nimmt sie Hinweise zu der Bande entgegen. Der Mann, der das Geld abholte, wird von den Opfern wie folgt beschrieben: Er ist etwa 1,80 Meter groß, hat hellblonde, kurze Haare und gebräunte Haut. Er soll ein längliches Gesicht und helle Augen haben. Zur Tatzeit trug er eine hellblaue Jeans, einen Pullover und Sportschuhe. Der 25 bis 30 Jahre alte Mann spricht Deutsch mit polnischem Akzent.