Nach der Wahl zeigen sich CDU und SPD mit den Abstimmungsergebnissen im Kreis zufrieden – doch beide hatten sich mehr erhofft.

Ahrensburg/Glinde. Ohne ihren Landtagskandidaten Tobias Koch haben die Ahrensburger Christdemokraten dessen Sieg im Wahlkreis Stormarn-Mitte erlebt. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende feierte nicht mit dem Ortsverband im Restaurant Strehl, sondern mit seinen Landtagskollegen in Kiel. "Wir haben uns per Handy und Kurznachrichten verständigt und ihm so unsere Glückwünsche überbracht", sagt Renate Tangermann, Vorsitzende des Ahrensburger Stadtverbandes. Mit rund 60 Gästen habe man gefeiert, so Tangermann. "Ich bin über das Ergebnis unserer Partei richtig glücklich. Wir sind weiterhin stärkste Partei im Land", sagt sie. "Nur die unklaren Verhältnisse sind nicht schön", so die Ortsvorsitzende. Zufrieden zeigte sich am Wahlabend auch Tobias Koch. "Wir haben in den letzten Jahren in der Regierung nicht immer nur populäre Entscheidungen getroffen. Dennoch sind wir wieder stärkste Kraft geworden", sagte er. Damit habe die CDU ihr Wahlziel erreicht. Auch sein eigenes Ergebnis wertete Koch positiv. "Ich kann glücklich sein: dreimal angetreten, dreimal gewählt worden", sagte er mit Blick auf die Landtagswahlen, an denen er als Kandidat selbst beteiligt war. Sein Vorsprung von 1500 Stimmen vor SPD-Kandidat Tobias von Pein wertete Koch als beachtlichen Erfolg.

Im engen Freundes- und Familienkreis verfolgte Joachim Wagner, CDU-Wahlkreiskandidat für Stormarn-Süd, die Ergebnisse im Fernsehen und am heimischen Computer. Er lieferte sich mit dem SPD-Wahlkreiskandidaten Martin Habersaat eine wahre Zitterpartie. Gegen 21 Uhr jedoch zeichnete sich ab, dass es für den 57-Jährigen nicht reichen wird. "Es hat einfach nicht sollen sein", sagte Wagner am Abend und seine Enttäuschung war ihm anzumerken. Zwar hatte er sich in seinem Wohnort Oststeinbek sowie in Wentorf die Mehrheit der Stimmen sichern können, doch in Reinbek verlor er überraschend - wenn auch knapp - an Stimmen und auch im Wohnort seines Konkurrenten, in Barsbüttel, hatte es nicht gereicht. "Und in Glinde ist es traditionell schwierig, als CDU-Mann zu punkten." Wagner will nicht erneut kandidieren.

In Kiel feierte auch Finanzminister Rainer Wiegard seinen erneuten Gewinn des Direktmandats in Stormarn-Nord für die CDU. "Da habe ich als Minister wohl doch einiges richtig gemacht", sagt er dazu. Auch sonst ist er zufrieden: "Wir haben unser Ziel erreicht, stärkste Partei zu werden."

SPD: Freude über Habersaats Triumph

Wer gegen 19 Uhr zufällig am Glinder Bürgerhaus vorbeikam und bis dahin weder Radio noch Fernsehen eingeschaltet hatte, um die ersten Hochrechnungen der Landtagswahl zu vernehmen, hätte denken können, die SPD habe ein Sensationsergebnis hingelegt. Mit Jubelrufen, roten Fähnchen und Rosésekt begrüßten rund 50 Glinder Parteifreunde ihren Wahlkreiskandidaten Martin Habersaat, der die einstige SPD-Hochburg Glinde am vergangenen Sonntagabend zurückeroberte. Mit 42,9 Prozent lag der 35 Jahre alte SPD-Mann in Glinde mehr als deutlich vor Joachim Wagner (32,8 Prozent) aus dem CDU-Lager. Den Wahlkreis konnte Habersaat somit mit 39,1 Prozent für sich entscheiden.

"Das gibt hier richtig Schwung für mehr", sagte Habersaat, der zuvor noch kurz nach 18 Uhr nervös die ersten Hochrechnungen im Reinbeker Sportpark, wo die SPD Reinbek ihre Wahlparty feierte, die Landesergebnisse mit verschränkten Armen und einem "Oh, ist das eng" kommentiert hatte. Die Sorge, dass es auch für ihn knapp werden könnte, war zu dem Zeitpunkt noch groß. "Ich hatte erwartet, dass es spannend werden könnte." Umso größter war die Freunde, als er die vorzeitigen Glinder Ergebnisse im Bürgerhaus präsentiert bekam. Bis 20.17 Uhr waren 13 der 14 Wahlbezirke ausgezählt und bis auf zwei an ihn gegangen.

Über das Landesergebnis indes herrschte eher Enttäuschung bei Habersaat, der am Wahlabend keinen Hehl daraus machte, dass er kein Fan von einer großen Koalition ist. Er favorisiert ein Bündnis mit Grünen und SSW.

"Das SPD-Team in Glinde hat einen ganz tollen Wahlkampf hingelegt. Mit Martin haben wir hier einen der fleißigsten Abgeordneten mit viel Kompetenz im Gepäck", sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Frank Lauterbach. Er setzt nun auch alle Hoffnungen auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr. "Das hier war ein Probelauf. Wir wollen nun versuchen, die Stimmung zu halten. Der Wahlkampf war gestern, morgen fängt er wieder an."

In den beiden anderen Wahlkreisen in Stormarn jedoch hatte die SPD das Nachsehen. Weder Susanne Danhier im Wahlkreis Stormarn-Nord, noch Tobias von Pein in Stormarn-Mitte konnten den CDU-Kandidaten das Direktmandat abnehmen. Dennoch: Von Pein wertete sein Abschneiden als Achtungserfolg. "Dass ich in Ahrensburg nur rund 100 Stimmen weniger bekommen habe als Tobias Koch, ist schon eine Klatsche für ihn", sagte von Pein am Abend im Ahrensburger Restaurant Rigani. Dort verfolgte der 26-Jährige aus Lütjensee mit rund 50 Parteigenossen die Hochrechnungen.

Betretene Gesichter gab es bei der SPD-Wahlparty in Bad Oldesloe. "Das ist ein schlechtes Ergebnis, ich bin absolut enttäuscht, ich hätte gedacht, dass Torsten Albig als Spitzenmann mehr zieht", kommentierte die SPD-Kandidatin für Stormarn-Nord, Susanne Danhier, das Abschneiden ihrer Partei. Positiver sah Walter Albrecht, stellvertretender Vorsitzender des Oldesloer Ortsvereins, die Lage: "Wir haben immerhin enorm zugelegt gegenüber unserem historischen Tief von 2009."