Zwei Frauen wurden am Bahnhof Reinbek entführt und missbraucht. Kripo erstellte nun eine Phantomzeichnung des Verbrechers.

Reinbek. Die Kriminalpolizei fahndet mit einem Phantombild nach einem Mann, der in Reinbek zwei Frauen vergewaltigt hat. Der Unbekannte hatte seine Opfer am Bahnhof entführt. Er bedrohte die Frauen, brachte sie an andere Orte und verging sich dort an ihnen. Wie die Polizei erst am Freitag bekannt gab, liegt die erste Tat bereits mehr als drei Monate zurück. Anfang Februar missbrauchte der Verbrecher eine 30 Jahre alte Frau. Am 28. März wurde dann eine 21-Jährige Opfer des bislang unbekannten Mannes.

Es ist Dienstag, 2. Februar, 17.50 Uhr: Eine Frau steigt am Bahnhof Reinbek aus einer S-Bahn. Es ist ein kalter Wintertag, mehrere Zentimeter Schnee liegen auf den Straßen und Wegen. Die Frau verlässt den Bahnhof, geht zu ihrem Auto, das sie an der Ladestraße geparkt hatte. Sie schließt auf und steigt ein. Plötzlich reist ein Mann die Beifahrertür auf, springt ins Auto. Der Unbekannte bedroht die Frau. Er zwingt sie, an einen abgelegenen Ort zu fahren. Dort vergeht er sich an ihr. Nach der Tat fahren Opfer und Peiniger in die Hamburger Innenstadt. Dort verlässt der Mann das Auto und flüchtet. Weitere Informationen zum Fall gibt die Polizei nicht bekannt.

Der Täter mit der schwarzen Brille hinterließ DNA-Spuren

Zwei Monate später: Es ist die Nacht zum 28. März, ein Sonntag. Eine 21 Jahre alte Hamburgerin verlässt eine Feier im Reinbeker Stadtzentrum. Sie macht sich auf den Weg in Richtung Bahnhof. An der Sophienstraße wird sie plötzlich von einem Mann gepackt. Der bislang Unbekannte zerrt sie an die Gleise, vergewaltigt sie dort. Am Tatort verliert der Triebtäter seine grauen Wollhandschuhe. In beiden Fällen können die Ermittler später DNA-Spuren des Täters sichern.

Müssen sich jetzt alle Männer im Raum Reinbek einem Gentest unterziehen? "Wir ziehen das in Betracht", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Und weiter: "Derzeit prüfen wir, in welchem Unfang das möglich wäre." Aber es gibt auch ein Bild des Täters. Mit Hilfe der Aussagen der Opfer konnten die Ermittler eine Phantomzeichnung erstellen. Der Unbekannte ist circa 1,70 bis 1,80 Meter groß. Er hat dunkelbraunes, längeres Haar, das er möglicherweise nach hinten frisiert trägt. Bei der zweiten Tat Ende März trug er einen roten Kapuzenpullover mit Reißverschluss.

Nun bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe und fragt, ob jemand den Unbekannten auf dem Phantombild erkennt und Hinweise zu seinem Aufenthaltsort geben kann. Auch Zeugen, die den Mann vor den Taten in der Nähe des Reinbeker Bahnhofs beobachtet haben, sollen sich bitte melden. Hinweise nehmen die Ermittler der Kriminalpolizei Reinbek unter der Telefonnummer 040/ 72 77 07-0 entgegen.

Auf die Frage, warum sich die Polizei erst mehr als drei Monate nach der ersten Tat und sieben Wochen nach der zweiten Tat an die Öffentlichkeit wendet, sagte Polizeisprecherin Sonja Kurz: "Das sind ermittlungstaktische Gründe. Zudem müssen wir die Opfer schützen."

Das späte Bekanntwerden der schweren Sexualstraftaten löst bei der Opferschutzorganisation Weißer Ring Erstaunen aus. Der Sprecher des Landesverbandes Schleswig-Holstein, Günter Santjer, sagte: "Es wundert uns, dass zwischen der ersten Tat und der öffentlichen Fahndung so viel Zeit vergangen ist." Und: "Wir gehen aber davon aus, dass die Polizei gute Gründe hatte, so zu handeln. Wenn es keine plausiblen Gründe gibt, haben wir wenig Verständnis dafür."

Weder das Innenministerium in Kiel noch die Staatsanwaltschaft in Lübeck wollten sich am Freitag zum Vorgehen der Polizei äußern.