Ministerium, Naturschutzverbände und Kreisjägerschaften erarbeiteten einen Managementplan für die Rückkehr des Wolfs.

Badendorf. Der Wolf ist in Stormarn angekommen. Davon ist Jens Matzen überzeugt. Der Wolfsbetreuer hat hier bislang zwar noch kein Tier zu Gesicht bekommen, im Umkreis der Wüstenei im Westen von Lübeck aber zahlreiche Einzelfährten gefunden, einige auch in einem Waldstück bei Badendorf. Sie könnten aufgrund ihrer Maße von einem Wolf stammen. Einen endgültigen Beweis für die Anwesenheit des Vierbeiners in Stormarn würde eine längere Spur im sogenannten geschnürten Trab liefern, dem wolfstypischen Laufmuster. "Der Wolf setzt die Hinterpfote in den Abdruck der Vorderpfote", beschreibt der Experte die unverwechselbare Gangart. Die Fährte müsste über eine Strecke von mindestens 150 Meter verlaufen. Ein sicheres Zeichen für das Vorhandensein eines Wolfes wäre auch frische Losung. "Der Kot könnte auch wertvolle Hinweise auf das Herkunftsland des Tieres liefern", sagt der Fachmann, der als Forstwirt für die Naturparkverwaltung Holsteinische Schweiz arbeitet.

Seit einem Jahr beobachtet Jens Matzen das 335 Hektar große, nordwestlich des Autobahnkreuzes A 1 und A 20 gelegene Landschaftsschutzgebiet Wüstenei. Der überwiegende Teil befindet sich auf Lübecker Gebiet. Der Experte trat in Aktion, nachdem Augenzeugen dort einen Wolf gesichtet haben wollen. Matzen steht seitdem in Kontakt zu den Jägern und Förstern vor Ort. Er hat drei Wildkameras aufgestellt, die jede Bewegung aufzeichnen. Dem Wolf aber ist er auch mit diesen Fotofallen noch nicht auf die Schliche gekommen. Obwohl die Kameras an unwegsamen Standorten stehen, sind drei von ihnen im vergangenen Jahr gestohlen worden. Die Diebe hätten keine Mühen gescheut, sagt Jens Matzen. Ärgerlich sei das, schließlich koste eine Kamera rund 650 Euro.

Matzen weiß, dass er sich in Geduld üben muss. "Das Gebiet ist recht groß und der Wolf ein ausgesprochen scheues Tier", sagt der Experte. Über kurz oder lang aber werde der Wolf sich zeigen. "Entweder läuft er vor die Kamera oder wir finden DNA-Spuren."

Seit 1820 galten Wölfe in Schleswig-Holstein als ausgestorben. Nachdem vor fünf Jahren aber ein Tier bei Süsel im Kreis Ostholstein überfahren wurde, bereitet sich das Land auf die Rückkehr von Isegrimm vor. Das Landwirtschaftsministerium, Naturschutzverbände und die Kreisjägerschaften haben deshalb einen Managementplan erarbeitet, der seit einem Jahr in Kraft ist. Zudem hat das Land eine Richtlinie verabschiedet, nach der Zuschüsse für Präventivmaßnahmen wie wolfssichere Einzäunungen gewährt und Landwirte für eventuelle Tierverluste entschädigt werden können. Sollten sich einzelne Tiere dauerhaft in Schleswig-Holstein niederlassen, werden die betreffenden Kreise durch das Landwirtschaftsministerium zum Wolfsgebieten erklärt. "Wir sind für den Fall der Fälle vorbereitet", sagt Jens Matzen.

Auch die Zahl von Wolfsbetreuern hat Kiel deutlich vergrößert. Bislang waren neben Matzen drei weitere speziell geschulte Fachleute im Einsatz. Jetzt wurden 31 weitere Wolfsbetreuer im Wildpark Eeckholt vier Tage lang nach bundesweit einheitlichen Kriterien geschult.

In Schleswig-Holstein gibt es laut Matzen aktuell zwei Beobachtungsschwerpunkte. Der eine sei das erwähnte Gebiet an der A 20, der andere liege östlich des Elbe-Lübeck-Kanals im Landkreis Herzogtum-Lauenburg. Der Wolfsexperte hält es für unwahrscheinlich, dass sich Familienverbände des Vierbeiners in Schleswig-Holstein entwickeln. Dafür sei das Land zu dicht besiedelt, das behage dem Wolf nicht. "Wir werden es vielmehr mit Einzelgängern zu tun haben. Auch in Stormarn."