Bis Oktober muss das Bild des Altländer Künstlers Richard Eggers gerettet werden, sonst zerstören es Abrissbagger

Bützfleth. 25 000 Euro, diese Summe wollen Dieter Kunze von der Stader Kulturstiftung und Bützfleths Bürgermeister Wolfgang Rust in kurzer Zeit sammeln, um die einzige Freskomalerei im Landkreis Stade vor der Zerstörung zu bewahren. Sollte das Geld nicht zusammenkommen, könnte es sein, dass das Fresko des verstorbenen Altländer Künstlers Richard Eggers Mitte Oktober von Baggern für immer zerstört wird - gemeinsam mit dem Gebäude der Bützflether Grundschule.

Es ist das einzige Fresko des Altländer Künstlers Richard Eggers

Richard Eggers (1905-1995) galt schon zu Lebzeiten als lokale Größe der Kunstszene. Seine Ölbilder, Linolschnitte, Aquarelle, Pastell- und Rötelzeichnungen schuf der Sohn eines Itzehoer Klavierbauers, nachdem er im Jahr 1935 ins Alte Land nach Jork zog. Ein einziges Mal in seinem Leben schuf er, ganz in der Tradition von Michelangelo Buonarotti und anderen Barockkünstlern, ein Fresko: das in der Bützflether Grundschule.

Leuchtende Farben auf frischem Kalk, die auch nach Hunderten von Jahren nichts von ihrem Glanz verlieren, das macht Fresken weltweit so besonders und zugleich so kompliziert herzustellen. Diese beiden Aspekte reizten den Altländer Künstler, auch einmal ein solches Werk zu schaffen.

Im Jahr 1954, nachdem er sich mit seiner Idee eines Freskos für die neue Grundschule bei der Gemeinde Bützfleth beworben hatte und den Zuspruch erhielt, machte sich Eggers an die Arbeit - obgleich er die Kosten für die Arbeit fast vollständig selbst tragen musste. Der Einsatz hat sich aber trotz des finanziellen Aufwands gelohnt: Seine Arbeit ist, so das Urteil von Fachexperten, handwerklich beeindruckend. Das Bild, das nun seit 1954 das Schulgebäude ziert, ist eine typische Kehdinger Landschaft. Die ist zwar nicht optisch so spektakulär wie die sixtinische Kapelle in Rom, aber dennoch, so Kunze, verfüge das Kunstwerk inzwischen über einen unschätzbaren Wert.

"Viele im Ort wussten gar nicht, dass es sich hier um ein derart wertvolles Kunstwerk handelt", sagt der Vorsitzende der Stader Kulturstiftung. Erst als das Lehrerkollegium der Bützflether Schule angeregt hatte, das fünf mal zwei Meter große Landschaftsbild zu retten, weil es ja fürs Wegwerfen doch irgendwie zu schade war, wurden sich viele erst des Schatzes gewahr, der da in der Schule seit Jahrzehnten relativ unbemerkt vor sich hinschlummerte. Mehrere Fachexperten haben das Fresko inzwischen begutachtet, unter anderem Denkmalschützer und Restauratoren. Das Fazit ist einhellig: absolut schützenswert. "Das Gemälde zu retten ist aber nicht einfach", sagt Kunze.

Anders als eine Leinwand, die einfach abgehängt werden kann, muss das auf Kalk gemalte Landschaftsfresko aufwendig geborgen werden. Mit einer sogenannten Strappo-Methode soll das Fresko zunächst geschützt und verfestigt werden, dann wird auf die Farbe des Freskos Trägerstoff aufgetragen und das komplette Fresko abgezogen, so dass am Ende das Bild zusammengerollt und andernorts wieder auf einen Kalkgrund aufgetragen wird. Dieses komplexe Rettungsverfahren kostet, so Kunze, etwa 25 000 Euro.

"Unser Problem ist das sehr kurze Zeitfenster", sagt Kunze. Am 18. Oktober beginnt definitiv der Abriss des Gebäudes, bis spätestens 1. Oktober muss die Rettung des Bildes abgeschlossen sein. "Ich glaube, dass wir das schaffen, wenn sich alle beteiligen", sagt Kunze. Die Gemeinde Bützfleth ist mit gutem Beispiel vorangegangen. "Wir haben im Rat ausführlich darüber gesprochen und werden wohl bis zu 7500 Euro für die Rettung bereitstellen", sagt Bürgermeister Wolfgang Rust. Die Voraussetzung ist aber, dass das Fresko in der Ortschaft verbleibt und für die Bürger zugänglich ist. Nach Ansicht des Rates wäre das Dorfgemeinschaftshaus hierfür ein idealer Standort. Zum einen sei das Gebäude für alle Bürger zugänglich, zudem ist in dem Haus eine freie Wand vorhanden, an die das Fresko passen würde. "Die Wand ist von den Maßen wie für das Fresko gemacht", sagt der Bützflether Bürgermeister.

Mehrere Unterstützer haben bereits Spenden zugesagt

Weitere Geldgeber konnten ebenfalls schon aufgetrieben werden. Die Bingo-Stiftung will 6000 Euro beisteuern, andere kleinere Privatspenden sind ebenfalls schon bei der Stader Kulturstiftung eingegangen. Etwa 15 000 Euro sind bereits gefunden oder fest zugesagt. Für den noch fehlenden Restbetrag will die Stader Kulturstiftung weitere Spender aus der Bürgerschaft gewinnen und auch die Vereine in die Fresko-Rettung einbinden. Letztere wollen ihre Überschüsse von Veranstaltungen, etwa vom Verkauf von Bratwürsten, ebenfalls einbringen. "Das könnte sich auf bis zu 5000 Euro belaufen, wenn alles gut geht", sagt Rust.

Wer für den Erhalt des Freskos spenden will, kann mit Dieter Kunze Kontakt aufnehmen (Steile Straße 11 in 21682 Stade, Telefon 04141/2637) oder an die Stader Stiftung für Kultur und Geschichte spenden.

www.kulturstiftung-stade.de