Bützfleth. Claus Prior geht die Bützflether Kirchstraße entlang. Am Obstmarschenweg bleibt er stehen, blickt kurz nach rechts, dann schaut er in die andere Richtung und deutet auf die scharfe Linkskurve. "Der Obstmarschenweg gehört zu unseren Hauptanliegen", sagt der 55-Jährige. Der Buxtehuder ist seit 18 Jahren Stadtplaner bei der Hamburger Firma "ASK Hassenstein + Pfadt GmbH", die im Dezember des vergangenen Jahres als Sanierungsträger für das Gebiet Stade-Bützfleth beauftragt wurde.

Das Gebiet ist 18,3 Hektar groß und umfasst neben dem Obstmarschenweg auch die Kirchstraße, die Deichstraße, die Schifferstraße, die Hafenstraße, die Elsternstraße, die Alte Chaussee, den Flethweg, den Kajedeich und die "Hundehörne". Bis zum Jahr 2017 sollen rund 5,53 Millionen Euro aus dem Topf des Programms "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" investiert werden.

In den kommenden Wochen und Monaten wird Prior seinen Arbeitsplatz des Öfteren in die Ortschaft Bützfleth verlegen. Jetzt geht die Arbeit vor Ort los. Läuft alles wie geplant, dann werden am kommenden Sonnabend in ganz Bützfleth Informationsblätter zum Sanierungsgebiet verteilt. Es geht um grundsätzliche Informationen beispielsweise über das Sanierungsgebiet oder den Sanierungsträger.

Von Mittwoch, 16. Juni, an finden zudem vierzehntägig Sprechstunden im Dorfgemeinschaftshaus (Kirchstraße 9) statt. "Wir wollen mit den Bürgern ins Gespräch kommen", sagt Prior.

Der Stadtplaner geht weiter den Obstmarschenweg entlang. Obwohl er bereits oft hier war, schaut er sich alles genau an. Etwa 75 Prozent der Fördermittel sollen in die Infrastruktur fließen. Außerdem soll der Verkehr für alle Beteiligten sicherer werden.

Konkrete Maßnahmen sind noch nicht geplant. Fest steht nur, dass sowohl die Kurve am Obstmarschenweg als auch die Straßeneinmündung zur Kirchstraße entschärft werden sollen. Ideen und unterschiedliche Überlegungen sind vorhanden: Zum einen gibt es Stimmen, die einen Kreisverkehr für sinnvoll halten. Claus Prior erwähnt auch den Begriff "Shared Space" (geteilter Raum). Dabei handelt es sich um einen neuen europaweiten Ansatz zur Raumplanung und -einrichtung. Das entscheidende Merkmal dabei ist, dass Verkehrsschilder, Fußgängerinseln, Ampeln und andere Barrieren nicht mehr nötig sind. Im"Shared Space" sollen sich Autofahrer rücksichtsvoll ins menschliche Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und spielenden Kindern einfügen.

Der im Jahr 2008 verstorbene niederländische Verkehrsplaner Hans Monderman hat "Shared Space" entwickelt und verglich das Konzept gerne mit einer Eislaufbahn. Erfolgreich getestet wurde dieses Prinzip in mehreren Städten und Gemeinden Europas wie zum Beispiel der Gemeinde Bohmte (Landkreis Osnabrück). Ob ein derartiges Konzept in Bützfleth überhaupt umsetzbar wäre, ist noch völlig unklar. "Darüber müsste man reden", sagt Prior. Zudem soll sich der Obstmarschenweg auch optisch weiterentwickeln. Da geht es beispielsweise um die Gestaltung der straßenbegleitenden Gebäude oder Bäume. In der Regel sind Straßenplaner Prior und seine Kollegen jedoch auf die Mitarbeit der Grundstückseigentümer angewiesen. "Wir wollen niemanden zwingen, sondern nur mit Angeboten locken", sagt Prior. Deshalb möchte sich der Sanierungsträger in den kommenden Wochen und Monaten erst einmal ein Bild von den Plänen und Absichten der Anwohner machen. "Wenn man etwas vorhat, sollte man sich melden", sagt Prior.

Die Planer können dann beratend unterstützen und günstige Kredite oder Förderungen vermitteln, beispielsweise aus den Modernisierungsprogrammen der N-Bank. Die ersten Grundstückseigentümer seien bereits auf Prior und seine Kollegen zugekommen. Die Vorhaben, die sich in den ersten Gesprächen ergeben haben, seien allerdings noch nicht spruchreif, sagt Prior.

Der Stadtplaner biegt ab und geht an der Kirche entlang. Er bleibt kurz stehen, deutet auf den Bereich um die Kirche herum und sagt: "Hier könnte man gar nicht mehr viel machen, aber Bützfleth hat ganz klar Potenziale." Also muss einiges getan werden. Ideen hat Prior. Ob und inwieweit diese umgesetzt werden können, zeigen die nächsten Wochen und Monate. Allerdings warnt er vor zu großer Eile: "Es wird nicht alles in den nächsten zwei Jahre gemacht." Schließlich müssten die Mittel jährlich beantragt werden. "Sanierung benötigt einen langen Atem", weiß der erfahrene Planer.