Mit 1900 Beschäftigten ist der Flugzeugbauer der größte Arbeitgeber der Stadt. Am Sonntag feiert das Unternehmen das Jubiläum.

Stade. Als Außenstelle für Montagearbeiten des Hamburger Werkes hat alles begonnen. Nun blickt das Stader Airbus-Werk auf eine eigene, erfolgreiche Vergangenheit zurück. Und zwar auf eine 50-jährige. Im Mai 1959 wurde das Gelände der Luftwerft von der Bundeswehr übernommen und zum Flugzeugbaustandort. Das wird beim Familientag am Sonntag, 23. August, gefeiert. Außerdem steht das Jubiläum 40 Jahre Airbus auf dem Programm. "Wir feiern beide Jubiläen zusammen", sagt Jens Walla, Werkleiter in Stade.

Im Mittelpunkt des Familientages stünden indes die Arbeitnehmer und ihre Angehörigen, und nicht die öffentliche Präsentation des Unternehmens. Einen klassischen Tag der offenen Tür gibt es deshalb nicht. Doch die Airbus-Angestellten können fünf Familienmitglieder und Freunde auf das Werkgelände mitbringen und ihnen ihren Arbeitsplatz zeigen. Das sei etwas besonderes, weil das rund 900 000 Quadratmeter große Gelände sonst nicht öffentlich zugänglich sei.

Dann kann auch die neue Halle 60, die rund 45 000 Quadratmeter groß ist, besichtigt werden. "Am Sonntag nehmen wir die Halle in Besitz", sagt Walla. Ende des Jahres beginne dort die Produktion des A380. Die zweite neue Halle soll im kommenden Jahr fertig sein. Insgesamt investiert der Flugzeugbauer 520 Millionen Euro in die Erweiterung des Werkes. Die gesamten Dimensionen des Unternehmens können sich die Besucher am Familientag vom Hubschrauber aus anschauen. Außerdem können sich die Gäste als Kranfahrer versuchen. Für kleine Besucher gibt es Spiele.

Das Ausmaß des Werkes war vor 50 Jahren noch überschaubarer. Die Außenstelle startete mit etwa 100 Mitarbeitern. In den folgenden Jahrzehnten expandierte das Werk stetig. 1981 wurde Stade ein eigenständiger Standort und spezialisierte sich seitdem auf die Verarbeitung von Kohlenfaserverstärktem Kunststoff, kurz CFK. Seitdem seien in Stade Akzente in der Luftfahrtindustrie gesetzt worden. "CFK ist elementar für Stade", sagt Walla. Los ging es mit der Auslieferung des ersten CFK-Seitenruders 1983 für den Flugzeugtyp A310 und den CFK-Seitenleitwerken für den A300. "Vorher wurde die Bauteile aus Blech gebaut", so der Werkleiter.

Heute werden die Seitenleitwerke aus CFK für alle Airbus-Flugzeuge in Stade produziert, so Airbus-Manager Stefan Altenbach: "Der Kunststoff ist der Werkstoff für den Flugzeugbau. CFK ist leicht und dabei extrem stabil." Bisher bestehen die Flugzeuge bis zu 23 Prozent aus CFK. Der A350, der 2013 in die Serienfertigung gehen soll und dessen Seitenleitwerke in Stade produziert werden, besteht zu etwa 53 Prozent aus dem Kunststoff. Die A350-Produktion sei die Herausforderung für das Stader Werk in den kommenden Jahren, so Walla: "CFK breitet sich immer weiter aus. Und wir sind die Spezialisten dafür." Stade sei innerhalb der Airbus-Familie und im EADS-Konzern Spitzenreiter in der Herstellung und Weiterentwicklung der CFK-Technologie in der Luft- und Raumfahrt, so Altenbach.

Den Erhalt der Position müsse sich das Werk künftig hart erkämpfen. "Stade muss sich um Bauteile bewerben. Es ist kein Selbstgänger, dass das Werk die Seitenleitwerke für zukünftige Flugzeugtypen produziert", so Walla, der seit Dezember 2008 das Stader Werk leitet. Sein Betrieb müsse sich dem Wettbewerb stellen und sich etwa für Bauteile des A30x bewerben, deren Endmontage in Hamburg durchgeführt wird.

Trotzdem blickt Walla zuversichtlich in die Zukunft. Das Stader Werk mit seinen rund 1900 Mitarbeitern sei gut aufgestellt. Davon arbeiten etwa 1100 in der Produktion. Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise habe das Stader Werk sowie das gesamte deutsche Unternehmen mit seinen drei deutschen Airbus-Standorten wenig getroffen. "Uns droht keine Kurzarbeit wie in über 40 Prozent der Betriebe, die in der IG Metall organisiert sind", sagt Walla. Auf die 50 erfolgreichen Jahre Stader Standort würden mindestens 50 weitere erfolgreiche Jahre folgen. Das hofft auch Stades Wirtschaftsförderer Thomas Friedrichs: "Airbus ist der größte Arbeitgeber der Stadt. Das zeigt die große wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt." Gewicht habe auch der Wissenstransfer über CFK für andere Branchen, wie etwa die Automobilindustrie: "Wir haben gute Industriebetriebe in Stade, aber mit der CFK-Verarbeitung und Technologie spielen wir in der Champignons League mit."

Stade habe dem Flugzeugbauer und dem Kunststoff auch seine Hochschule zu verdanken. "Ohne Airbus kein CFK, und ohne CFK keine Hochschule", sagt der Wirtschaftsförderer.