Nach der vernichtenden Tourismus-Studie will der Ort dennoch Gäste anziehen. Bürgermeister kritisiert Oberflächlichkeit der Studie.

Horneburg.. Noch liegt die Meile, in die Hans-Jürgen Detje so große Hoffnungen setzt, tief im Dornröschenschlaf. Im stillen Wasser der Aue dümpelt ein einsames Schlauchboot an der Hafenbrücke vor sich hin. Ein paar hundert Meter weiter flussaufwärts ist die alte Burginsel so zugewachsen, dass das dichte Grün gnädig die klapprigen Lauben verdeckt, die im Moment noch stehen, wo Horneburgs Bürgermeister vor seinem geistigen Auge schon ein öffentlich zugängliches, archäologisches Kleinod sieht: ausgegrabene Fundamente der alten Burganlage, zugänglich gemacht über eine Zugbrücke über den Burggraben.

Wieder ein paar Schritte weiter lugt das verfallende Horneburger Schloss aus dem üppigen Wildwuchs hervor. Das gesamte Ensemble ist eine marode Idylle, die unübersehbar jahrzehntelangen Stillstand dokumentiert. Horneburgs Kern im Dornröschenschlaf, der Ort am Geestrand verloren für den Fremdenverkehr im Schatten der ungleich attraktiveren Konkurrenten Altes Land, Buxtehude und Stade?

"Ganz im Gegenteil", sagt der Bürgermeister. Genau auf dieser Achse, die vom Hafen über den Burggraben am Schloss entlang verläuft und am Südende fast direkt auf Horneburgs Haupt-Flaniermeile, die Lange Straße, führt, sieht Detje ein großes Potenzial für Horneburgs touristische Entwicklung. Mit der jüngsten, mit EU-Mitteln geförderten Projektstudie der Studenten der Leuphana-Uni Lüneburg, die Horneburg so gut wie gar keine touristischen Entwicklungsmöglichkeiten attestiert, geht der Christdemokrat hart ins Gericht. "Was die Studenten da vorgestellt haben, war keine innovative Studie über Entwicklungspotenziale, sondern ein oberflächliches Zusammentragen von Standortfaktoren - offensichtlich darauf angelegt, die kleinen, aber doch vorhandenen Signale einer touristischen Entwicklung im Keim zu ersticken", ärgert sich der 59-jährige Christdemokrat. "Sie war weder sinnvoll noch hilfreich."

Vor allem am Hafen, wo nach langen Jahren des Streits um Hochwasserschutz und Deichlinie inzwischen ein Kompromiss für die grundlegende Umgestaltung des gesamten Areals gefunden ist, sieht Detje großes Potenzial. "Hier wird sich gewaltig etwas zum Positiven verändern, und damit einhergehend auch für den Tourismus." Im Rahmen der Städtebauförderung, in deren Genuss der Flecken Horneburg jetzt kommt, werden in den nächsten fünf Jahren inklusive der Eigenmittel der Kommune 4,9 Millionen Euro in die Verschönerung des Ortskerns fließen, rechnet Detje vor. Auch die Sanierung des Schlosses stehe nun kurz bevor, hofft Detje: Rund 151 000 Euro soll der private Eigentümer aus dem Leader-Fördertopf dafür bekommen.

Die Pläne für den Umbau von Aue und Hafen liegen fertig in der Schublade. Noch in diesem Jahr soll der Startschuss fallen. So wird im Zuge der Neugestaltung innerorts der ursprüngliche Verlauf der Aue wiederhergestellt, weiter in Richtung alter Hafen wird der Flusslauf auf die andere Seite des Deiches verlegt. Der jetzige Wasserlauf entlang der Häuser bleibt als Teich erhalten. Der Platz an der Hafenbrücke mit dem denkmalgeschützten Pegelhäuschen wird so umgestaltet, dass er künftig zum Verweilen einlädt. In bescheidenem Maß soll das maritime Horneburg wieder auferstehen, wünscht sich Detje. Am Hafen soll ein Bootsanleger entstehen, weiter flussabwärts eine Slipanlage für Sportboote. Ziel sei nicht, große Segelboote dorthin zu holen, aber kleinere Boote und Barkassen für Ausflugstouren könnten dort bald fahren.

Wenn die Verschönerung des Hafens und bestenfalls des Gesamtensembles bis in den Ortskern erste Erfolge zeigt und sich dann auch ein attraktiver Radwanderwegering um Horneburg schließt, werden auch private Geschäftsleute mehr Mut fassen und in neue Unterkünfte und Gastronomie investieren, hofft der Bürgermeister. So werde Horneburg nicht abgekoppelt, sondern eingebettet in die touristisch hoch entwickelte Region an den Besucherströmen partizipieren.