Junge Lüneburger Studenten erarbeiten Tourismus-Strategien für Flecken und Samtgemeinde zwischen Geest und Altem Land.

Horneburg. Ideen sind gefragt, um die Samtgemeinde Horneburg aus dem touristischen Schatten des Alten Landes und der Städte Stade und Buxtehude mehr ins Blickfeld der Urlauber und Ausflügler zu rücken. Wie Horneburg als Urlaubsziel punkten könnte, wollen nun Studenten der Lüneburger Leuphana Universität und ihr Dozent Dr. Martin Pries mit einem von der Samtgemeinde initiierten Projekt ergründen.

Zu einer ersten Bestandsaufnahme waren die Hochschüler der Fakultät Stadt- und Kulturraumforschung mit Vertretern der Samtgemeindeverwaltung und Tourismusorganisatoren auf Tour im Flecken und der Samtgemeinde Horneburg. Sie belegen so unterschiedliche Studienfächer wie Ökologie, Betriebswirtschaftslehre oder Wirtschaftspsychologie und richten deshalb aus verschiedenen Blickwinkeln ihr Augenmerk auf das, was die Samtgemeinde bietet und was ihr fehlt.

"Wir werden in der kommenden Woche das Gesehene zunächst unter verschiedenen Aspekten analysieren und alle Visionen, diese Region touristisch aufzuwerten, zusammentragen", sagt Studiendekan Pries. Horneburgs sogenannte Alleinstellungsmerkmale seiner historischen Grenzsituation zwischen Marsch und Geest sollen dabei herausgearbeitet werden, so Pries.

Horneburgs Lage an der Schnittstelle zwischen dem Alten Land und der Geestlandschaft berge zahlreiche sehenswerte Besonderheiten in der Vielfalt der Kulturlandschaft. Dennoch müsse man erforschen, welche Zielgruppen sich tatsächlich für Moore, Freilichtmuseen, Feldsteinkirchen oder Archäologische Lehrpfade interessieren, meint Pries.

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Freunde für ein Entdeckungswochenende rund um Horneburg gewinnen könnte", meint Gina Sennewald, die BWL studiert und sich eher für pulsierende Städte begeistern kann. Ihr Kommilitone Gabriel Graser, der als Hauptfach Umweltwissenschaften belegt, ist hingegen fasziniert vom Ferner Moor oder der Umgebung von Gut Daudieck. "Ich werde hier mit dem Fahrrad noch einmal in Ruhe alles erkunden, denn es gibt so viel Interessantes, was man auf den ersten Blick gar nicht erfassen kann."

Gleichwohl sind sich auch Jana Rummel und Charlotte Dulle einig, dass Horneburg mit der Hansestadt Stade und Buxtehude eine starke Konkurrenz hat, die nicht zu toppen ist. Gerade Stade habe eine sehr hohe Aufenthaltsqualität, da müsse Horneburg mit anderen Gesichtspunkten Nischen erschließen, so Rummel.

+++ Horneburg öffnet die Schatztruhe +++

Immerhin haben der Flecken Horneburg und die Orte der Samtgemeinde vieles, was das Alte Land nicht bieten kann: Zum Beispiel einen S-Bahn-Anschluss, eine Autobahnanbindung, Wald, Moor und idyllische, von Wald umgebene Teiche.

Die rund 11 450 Einwohner zählende Samtgemeinde Horneburg müsste sich allerdings touristisch neu und völlig anders als die Nachbarstädte oder das Alte Land definieren, damit sie nicht nur von Besuchern im Durchgangsverkehr passiert wird.

"Für ein Tourismus-Konzept müssen wir harte Fakten zusammentragen. Denn was in den Mitgliedsgemeinden für eine hervorragende Wohnqualität bürgt, etwa gute Schulstrukturen oder gewachsenes kulturelles Leben, muss nicht zwangsläufig den Tourismus ankurbeln", sagt Pries.

Nach seinem ersten Eindruck würde er das halbverfallene Schloss unbedingt für eine Tourismus-Vision favorisieren. "Würde man ein Hotel speziell für Radtouristen daraus machen können, wäre das etwas Einmaliges in der Region und könnte zentraler Anlaufpunkt für Radwanderer jeden Alters sein."

Zudem liege Horneburg zwischen den großen Nachbarstädten und dem Alten Land so zentral, dass Urlauber von einem Radhotel im Flecken gezielt auf Tour in alle Richtungen gehen könnten, so Pries.

Samtgemeindebürgermeister Gerhard Froelian sagt: "Ich bin positiv überrascht, was die Studenten schon nach den ersten Eindrücken für interessante Anregungen gegeben haben. Das fängt mit dem Aufpeppen unserer Internetseite an und führt sich mit vielen Ideen fort." Froelian erhofft sich von den Studenten, dass sie mit dem Fachwissen aus verschiedenen Studienrichtungen durch die Vielfalt der Sichtweisen Neues entwickeln können. "Gemeinsam mit dem Dozenten werden sie sicher auch sehr differenzierte Aspekte herausarbeiten, die wir hier gar nicht sofort entdecken würden."

So will der Samtgemeindebürgermeister die Hochschüler auch in die Gestaltung des Flächennutzungsplanes mit einbeziehen. Froelian sieht das von der Europäischen Union geförderte Gemeinschaftsprojekt zwischen Horneburg und der Leuphana Universität, um das sich die Samtgemeinde erfolgreich beworben hatte, als große Chance, Machbares auf den Weg zu bringen. Denn tatsächlich habe die Samtgemeinde in allen fünf Mitgliedsgemeinden für Touristen viel zu bieten, so Pries.

Nun gelte es zu bündeln, was zum Beispiel für attraktive Familienausflüge oder Touren für Naturinteressierte gezielter angekurbelt werden könne.

Eine gute Vorarbeit hat die Samtgemeinde bereits geleistet, indem sie mit neuen Kartenprospekten und Infomaterial auf Horneburgs schönste Seiten aufmerksam macht. Dass sich Rat und Verwaltung mit Verwaltungsmitarbeiter Reiner Holst und Tourismusexpertin Gerritje Deterding Verstärkung ins Boot geholt haben, fördert die Werbung für Sehenswertes zusätzlich. Sie bereiten die Sehenswürdigkeiten der rund 60 Quadratkilometer großen Samtgemeinde optisch und informativ so auf, dass sie als Empfehlungsrouten und Wanderkarten in jede Tasche passen oder via Internet abrufbar sind.

Auch die Fahrrad-Verleih-Station im zentralen "TouristInfo"-Büro in der Langen Straße gehört zum Service für Ausflügler. Zudem wolle man sich mit örtlichen Vereinen und Gewerbetreibenden, die mit Tourismus zu tun haben, so vernetzen, dass zum Beispiel Veranstaltungen in den Mitgliedsgemeinden, rund um die Sehenswürdigkeiten eingebunden werden. Solche Höhepunkte sind das alljährliche Konzert von Hamburger Philharmonikern im Bliedersdorfer Schafstall, des Vereins Bäuerliches Hauswesen oder Kulturveranstaltungen auf Schloss Agathenburg sowie im Burgmannshof Horneburg.