Die Stader Genossenschaft plant für 2013 ein zweites Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk, das 550 bis 600 Wohnungen erwärmen können wird.

Stade. Die genossenschaftlich organisierte Wohnstätte Stade verfügt über knapp 2450 Wohnungen. In einigen Jahren sollen rund 40 Prozent des Bestands mit alternativen Energien und Netzen versorgt sein, kündigt Wohnstätten-Vorstand Frank Wilshusen an. Dazu wird im Stader Stadtteil Hahle ein Holzhackschnitzel-Heizkraftwerk geplant, das zwischen 550 und 600 Wohnungen mit Wärme und warmen Wasser versorgen soll.

Im Oktober 2010 ist die erste Holzhackschnitzel-Anlage der Wohnstätte in Betrieb gegangen. An dieses Biomasse-Heizwerk sind seitdem knapp 190 Wohnungen angeschlossen worden. Die Wohnstätte hat sehr gute Erfahrungen mit dem Heizwerk gemacht. Deshalb wird jetzt eine Anlage geplant, die etwa dreimal so leistungsstark ist wie die bisherige an der Teichstraße. "Wir wollen 2013 mit dem Bau anfangen", so Wilshusen.

Seit 1994 steht Wilshusen an der Spitze der Stader Genossenschaft. Seitdem habe die Wohnstätte 131 Millionen Euro investiert, rechnet er vor. Etwa zwei Drittel dieser Summe flossen in die Modernisierung und in die Bestandserhaltung. Doch gerade im Bereich der Versorgung mit erneuerbaren Energien ist die Genossenschaft mit knapp 4000 Mitgliedern gut aufgestellt. Derzeit werden mehr als zehn Prozent der Wohnungen mit alternativen Heinzenergien versorgt.

Neben dem Holzhackschnitzel-Werk an der Teichstraße verfügt die Wohnstätte über zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) an der Töpferstraße, Ecke Jahnstraße sowie an der Straße Kehdinger Mühren. Diese beiden Anlagen versorgen mehr als 90 Wohnungen. Weiterhin betreibt die Wohnstätte vier Photovoltaik-Anlagen auf ihren Gebäudedächern und hat zehn Gebäude mit kleineren Solaranlagen ausgestattet, die jedoch nur zur Unterstützung der Heizung eingesetzt werden.

+++ Sonnenkraft voraus- Solaranlagen lohnen sich noch +++

Der Vorstand betont, dass das Unternehmen in diesen Bereichen schon seit vielen Jahren auf Innovationen setze. So habe die Wohnstätte zum Beispiel schon vor mehr als zwei Jahrzehnten die Brennwerttechnik eingeführt. "Es muss in der Gesellschaft Vorreiter geben. Nur reden nützt nichts - und wir können es uns leisten, innovativ zu sein", sagt Wilshusen. Auch die Möglichkeit, mit Erdwärme zu heizen, hat die Wohnstätte getestet.

An der Dankersstraße in Stade wurde eine Geothermie-Anlage gebaut, mit der zwölf Wohnungen versorgt werden. Weil hier der Stromverbrauch wegen der Pumpen relativ hoch sei, habe die Wohnstätte mit der Erdwärme bisher noch nicht ganz so gute Erfahrungen gemacht, sagt Wilshusen. Fügt aber dennoch hinzu: "Im Energie-Mix ist es eine gute Sache." Um die angestrebte 40-prozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien zu erreichen, hat die Wohnstätte neben der leistungsstarken Holzhackschnitzel-Anlage noch ein zweites Großprojekt in Planung.

In Klein Thun soll ein weiteres BHKW gebaut werden. Damit sollen 120 Wohnungen versorgt werden. Der Baubeginn ist noch für dieses Jahr geplant. Die energetische Sanierung des Bestands steht weiterhin auf der Agenda des Stader Unternehmens. Allerdings werde die Modernisierung wegen extremer Forderungen auf Bundes- und EU-Ebene zunehmend unwirtschaftlicher, sagt Wilshusen. Teilweise sei ein Neubau mittlerweile genauso teuer wie eine fachgerechte Modernisierung.

Deshalb habe die Wohnstätte beispielsweise in Hahle am Drosselstieg, Ecke Nachtigallenweg gerade erst vier Häuser mit 37 Wohnungen abgerissen. Die Wohnstätte hat dort von der Hansestadt Stade ein weiteres Grundstück gekauft und baut nun 60 neue Wohnungen. Noch in diesem Jahr wird der Grundstein für das umfangreiche Bauprojekt gelegt, das in drei bis vier Jahren abgeschlossen sein soll.

Erst im vergangenen Jahr ist der Neubau mit 13 Wohnungen an der Teichstraße fertig geworden. Wilshusen sagt, dass eigentlich jedes Jahr etwa ein Prozent vom vorhandenen Wohnungsbestand neu gebaut werden müsste. "Dieser Wert wird seit Jahren nicht erfüllt, auch von uns nicht", räumt Wilshusen ein. Die Wohnstätte baue jährlich 0,35 Prozent des Bestands neu, bundesweit liege dieser Wert bei 0,3. Dennoch gebe es keine Wohnungsnot, vielmehr Probleme bei preiswertem Wohnraum. Grund dafür seien laut Wilshusen vor allem die gestiegenen Nebenkosten. In den vergangenen zehn Jahren seien die Nebenkosten um 109 Prozent gestiegen, die Kaltmieten stiegen in dieser Zeit um 19 Prozent.