Stade träumt von einer Zukunft als pulsierende Hochschulstadt. Das Studienfach BWL soll den langen Weg hierfür bereiten.

Stade. Die Cafés sind gesäumt von jungen Menschen, die sich austauschen, die über die letzte Vorlesung reden, dabei Musik hören oder über Büchern für das kommende Seminar brüten. Straßenkünstler komplettieren das bunte Nachtleben. Die Gastronomen haben gut zu tun, seit Hunderte junger Studenten die Altstadt bevölkern. So könnte Stades Zukunft aussehen, wenn es nach dem Willen von Gastronomen und der Stader Verwaltung geht. Doch von solchen Szenen ist die Hansestadt noch weit entfernt.

Bürgermeisterin Silvia Nieber und auch Stades Erster Stadtrat Dirk Kraska hoffen, dass sich der Hochschulstandort Stade künftig erweitert und die Hansestadt eines Tages zu einer attraktiven Studentenstadt vor den Toren Hamburgs wird. Mit dem CFK-Campus ist der Grundstock hierfür eigentlich gelegt. Doch der Weg zur Studentenstadt wird ein langer und wahrscheinlich auch beschwerlicher Weg sein.

76 neue Studenten wurden an dem Ableger der Privaten Hochschule Göttingen (PFH) in Stade-Ottenbeck in diesem Semester aufgenommen. 56 Studenten wurden nach ihren Bachelor- und Master-Abschlüssen verabschiedet. In diesem Semester haben sich erstmals 19 Studenten im Studiengang Betriebswirtschaftslehre immatrikuliert. Die Hochschule will mit dem neuen Studiengang ihr Angebot abseits der CFK-Forschung erweitern und sich breiter aufstellen. Doch laut PFH-Vizekanzlerin Peggy Repenning sei es schwerer als erwartet gewesen, den BWL-Studiengang in Stade zu etablieren. Da es sich um eine private Hochschule handle, hätten einige Unternehmen, deren Mitarbeitern Fortbildungsangebote unterbreitet werden sollen, zunächst Vorbehalte gehabt. Zum einen wurde der Sinn der Maßnahme, aber auch die Kostenbeteiligung hinterfragt.

"Zum anderen war vielen angehenden Studenten gar nicht bekannt, dass es den Studiengang BWL jetzt in Stade gibt", so die Vizekanzlerin. Die Hochschule habe zwar die Werbetrommel gerührt, doch viele junge Menschen würden sich einfach nicht mehr über Zeitungen über die neuesten Entwicklungen informieren. Das mache es schwer, die Informationen an den potenziellen Nachwuchs zu bringen.

Dass es nun gelungen ist, den neuen Studiengang zu etablieren, wird daher als besonders positiv gesehen. "Der Studiengang Management of Business-Administration ist ein wichtiger Schritt, um die PFH zu stärken", sagt auch Kraska. Die Idee für den Studiengang war bereits im Jahr 2007 aufgekommen, ein BWL-Studiengang wurde vom damaligen Bürgermeister Andreas Rieckhof als ideale Ergänzung für die Ingenieursstudiengänge angesehen.

"Damals herrschte bei vielen in Stade aber noch große Skepsis, ob ein solcher Studiengang das Richtige für die Hansestadt und für die PFH ist", sagt Kraska. Erst nach intensiven Gesprächen und langen Planungen habe sich auch den Unternehmen in der Region, die nun Mitarbeiter an die Hochschule senden, offenbart, dass der Studiengang sowohl für die Hochschule als auch für die Unternehmen von Vorteil sein kann.

Für die Stadt geht es bei der Hochschule um viel. 2,5 Millionen Euro hat die Stadtverwaltung laut Kraska in den Hochschulstandort gesteckt. "Wir haben in die Zukunft investiert, um Stade weiterzuentwickeln und eine Kooperation zwischen regionaler Wirtschaft und Hochschule zu erreichen", sagt Kraska. Stades Wirtschaftsförderer Thomas Friedrich sieht in dieser Kooperation einen wichtigen Aspekt, um die regionale Verzahnung der Unternehmen zu stärken. "Je besser die Standortfaktoren für Unternehmen sind, desto eher bleiben sie auch hier", sagt Friedrich. Und zu diesen Standortfaktoren gehöre nun einmal auch ein umfassendes Bildungssystem. Dass sich die Hochschule von einem sehr speziellen Metier, der CFK-Forschung, nun öffne und für breitere Gruppen attraktiver werde, sei für den Wirtschaftsstandort Stade ungemein wichtig.

Dass Stade mit dem neuen Studiengang zur Studentenstadt wird, das glaubt Friedrich aber nicht. "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wir sind ein sehr junger und spezialisierter Hochschulstandort. Und wir sind auch ein sehr kleiner Standort, der im Schatten von Hamburgs Hochschulen steht", sagt der Wirtschaftsförderer. Um Stade zur blühenden Studentenstadt zu machen, müssten abseits der dualen Studiengänge der PFH noch ganz andere Fächer etabliert und viel höhere Studentenzahlen erreicht werden. "Das kann man vielleicht irgendwann in ferner Zukunft einmal angehen", sagt Friedrich. Wichtiger als mit einem Kraftakt zur Studentenstadt zu werden, sei es laut dem Wirtschaftsförderer, die Stadt schrittweise weiter zu entwickeln.