Das neue Gebäude am Buxtehuder Rotkäppchenweg ist der erste Baustein für das geplante Familien- und Bildungszentrum in Buxtehude.

Buxtehude. Was im Frühjahr 2009 mit Gesprächen zwischen Buxtehuder Stadtverwaltung und einem Architekturbüro seinen Anfang nahm, steht jetzt als helles, lichtdurchflutetes Gebäude direkt neben Grundschule und Kindergarten am Rotkäppchenweg. Ein Familien- und Bildungszentrum soll die rund 900 000 Euro teure Investition in Zukunft werden. Zunächst einmal ist es aber der Ort, an dem 180 Kinder ihr Mittagessen einnehmen und ein wenig zur Ruhe kommen.

Die Mensa am Rotkäppchenweg, die bereits seit Schuljahresbeginn in Betrieb ist und Ende vergangener Woche offiziell eingeweiht wurde, ist nur der erste Baustein für das große Buxtehuder Projekt, das Viertel rund um die Sagekuhle aufzuwerten. Bei der Stadt ist die Freude umso größer, dass dieser erste Schritt nun getan ist.

Es habe den Traum, auf dem Gelände etwas Neues zu realisieren, schon lange gegeben, sagt der stellvertretende Stadtbaurat Michael Nyveld. Als er gemeinsam mit Andrea Lange-Reichardt, der Leiterin der Fachgruppe Jugend, Soziales und Familie der Stadt Buxtehude, und dem Buxtehuder Architekten Christoph Frenzel für eine Ortsbesichtigung zum Rotkäppchenweg marschiert sei, hätten die drei dort folgendes, nicht gerade ermutigendes Bild vorgefunden: Einen Kindergarten, der aus allen Nähten platzt, eine Schule, die ihre besten Jahre schon hinter sich hat, und eine Sporthalle, die dringend saniert werden müsste.

Sofort war klar, dass die Stadt auf jeden Fall am Rotkäppchenweg investieren muss - nur, wo sollte man beginnen? Die Verwaltung habe sich zunächst für die Sporthalle entscheiden wollen, erzählt Nyveld. Doch der Antrag wurde abgelehnt, das Gebäude sei noch zu neu gewesen. Also kam das Projekt "Mensa" zum Zuge, schließlich soll die Grundschule am Rotkäppchenweg zu Beginn des kommenden Schuljahres ebenso wie die Grundschule Stieglitzweg und Harburger Straße zur Offenen Ganztagsschule werden.

Die Umgestaltung des Kindergartens sei als Nächstes an der Reihe, die Mittel dafür seien bereits bewilligt, sagt Nyveld. Zugleich verspricht er, dass auch die Sanierung der Sporthalle und des Pausenhofs nicht vergessen werde.

Wie genau der Umbau des Kindergartens vonstatten gehen wird, erläutert Architekt Christoph Frenzel. Der Plan sei, um das bestehende Gebäude herumzubauen, damit der laufende Betrieb weitergehen kann und der Kindergarten einen direkten Anschluss an die Mensa bekommt. Die hat dafür extra zwei Türen erhalten, die derzeit noch fest verschlossen sind und später dafür sorgen, dass aus den zwei getrennten Gebäuden das neue Familien- und Bildungszentrum wird. Die Atmosphäre in der Mensa trägt jedenfalls schon jetzt dazu bei, dass sich die Kinder dort wohlfühlen können. Es gibt verschiedenfarbige Rückzugsecken, der Boden ist aus hellem Material in Holzoptik und die Tische weiß und hellbraun.

Die neue Mensa sei kein Vergleich zu der alten Küche, die sie zuvor für die Mittagsverpflegung der Kinder benutzen mussten, sagt Kindergartenleiterin Erika Stüben-Kaiser. Ein ganz normaler Raum mit Küchenzeile sei das im Grunde gewesen. Weil nicht alle Kinder auf einmal darin Platz finden konnten, mussten sie das Mittagessen auf vier bis fünf Durchgänge verteilen. Jetzt könnten die Kinder in zwei Durchgängen versorgt werden - für Erika Stüben-Kaiser eine große Verbesserung. Mit dem Start der Offenen Ganztagsschule rechnet sie damit, dass es noch weit mehr werden, die zum Essen bleiben.

Den ganz großen Wurf soll dann das neue Familienzentrum darstellen. "Bisher gibt es hier im Viertel ja gar keinen Treffpunkt für Eltern und Kinder", sagt sie. Ziel sei es, das Gebäude in einen Ort zu verwandeln, an dem die Eltern sich untereinander austauschen können, mit den Kindern Kochkurse belegen, sich beraten lassen oder an dem die Familien mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache erlernen.

Dass der Bedarf in dieser Hinsicht gerade rund um die Sagekuhle groß ist, hatte nicht zuletzt die im vergangenen Jahr präsentierte Sozialraumanalyse für die einzelnen Buxtehuder Stadtteile belegt. In ihr wurde die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen unter die Lupe genommen - unter anderem mit dem Ergebnis, dass rund um die Sagekuhle elf Prozent der unter 18-Jährigen keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, rund 31 Prozent von Grundsicherung leben und überdurchschnittlich viele auf der Hauptschule landen.

"Das Familienzentrum wird dazu beitragen, dass sich hier etwas tut", gibt Erika Stüben-Kaiser die große Hoffnung wieder, die alle in das Projekt setzen. Auf lockere Art und Weise soll es die Nachbarschaftskontakte stärken und dazu beitragen, dass die Kinder des Viertels mit besseren Chancen ins Leben starten.