“Der CDU kann man keinen Vorwurf machen, das kann jeder Partei passieren“, sagt Harald Koetzing, Vorsitzender der SPD Harsefeld.

Harsefeld. Die Harsefelder SPD nimmt die CDU nach dem Rücktritt Michael Marschlers von seinem Posten als Ortsverbandsvorsitzender in Schutz. "Der CDU kann man keinen Vorwurf machen, das kann jeder Partei passieren", sagt Harsefelds SPD-Chef Harald Koetzing gegenüber dem Abendblatt.

Marschler, der aufgrund von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wiesbaden gegen ihn wegen Betrugs in Millionenhöhe am Wochenende von seinem Parteiamt zurückgetreten war, habe, so Koetzing, einen fähigen Eindruck gemacht. "Er wirkte wie einer, der diese Partei gut führen kann", so der SPD-Ortsverbandsvorsitzende. Deshalb sei der Rücktritt Marschlers ein herber Verlust für die Christdemokraten. "Wäre ich an seiner Stelle gewesen, ich wäre auch zurückgetreten."

Koetzing geht davon aus, dass die CDU das nun entstandene Loch in ihrer Parteistruktur schnell auffüllen wird. "Es gibt genügend fähige Personen bei der CDU, die für das Amt in Frage kämen. Die werden also bestimmt nicht in ein Machtvakuum fallen, sondern bald eine Lösung präsentieren", meint der SPD-Politiker.

Auch Harsefelds SPD-Fraktionschef Heiko Sudwischer sagt, dass die CDU nichts für die mutmaßlichen Verfehlungen ihres ehemaligen Ortsverbandsvorsitzenden könnte. "Man kann der CDU einfach nicht vorwerfen, sie hätten blindlings den Nächstbesten auf das Schild gehievt, um die Partei zu führen", so Sudwischer. Immerhin habe es im Internet und auch im Ort bisher keine negativen Schlagzeilen über den Ex-CDU-Chef gegeben, die die Christdemokraten hätten stutzig werden lassen müssen.

Dennoch, so meint der SPD-Politiker, hätte die CDU vielleicht gerade bei der Vergabe eines derart wichtigen Postens vorsichtiger sein müssen: "Für gewöhnlich werden in einer Partei die Eigengewächse, wenn sie sich etwa mehrere Jahre im Rat bewährt haben, später in verantwortungsvolle Positionen gehievt. Marschler war kein Harsefelder CDU-Eigengewächs. Er war jemand, der von draußen in die Partei hineindrängte."

Da hätte, so Sudwischer, eine gewisse Vorsicht gut getan, denn wie sich herausgestellt habe, hatte die CDU ihren eigenen Vorsitzenden doch nicht so gut gekannt, wie sie glaubte. Im Nachhinein betrachtet, müsse daher konstatiert werden, dass es überfrüht gewesen sei, einen in der Partei noch eher unbekannten Menschen derart schnell in eine so verantwortungsvolle Position zu befördern.