Helma Deden aus Harsefeld wäre bereit, die Nachfolge des am Sonntag zurückgetretenen Michael Marschler anzutreten.

Harsefeld. Der Rücktritt Michael Marschlers als CDU-Vorsitzender in Harsefeld wird innerhalb der CDU einhellig begrüßt. Mehrere Christdemokraten bezeichneten den Rücktritt des Harsefelders, gegen den am Landgericht in Wiesbaden ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Betrugs in Millionenhöhe läuft, als konsequent und richtig. Zeitgleich hinterlässt der Rücktritt Marschlers ein erhebliche Lücke bei den Christdemokraten.

Erst im Frühjahr hatte der 61-Jährige Marschler den Parteivorsitz vom Harsefelder Sven Schulz übernommen. Mit dem Rücktritt Marschlers von allen Ämtern läuft die Suche nach einem neuen Vorsitzenden auf Hochtouren. "Wir werden uns in den kommenden Tagen zusammensetzen und gemeinsam schauen, wer den Posten übernehmen kann", sagt Schulz. Wichtig sei, dass die Partei nun handlungsfähig bleibe, vor allem angesichts der bevorstehenden Kommunalwahl. "Ich hoffe, dass die Bürger zu trennen wissen und die CDU nicht einfach mit dem Fall in Verbindung bringen. Es ist ja nicht so, dass die Harsefelder CDU angeklagt ist", so Schulz, derzeit stellvertretender CDU-Ortsverbandschef.

Dass Marschler, ohne vorher im Rat gesessen zu haben, innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der CDU gelangte, sei nicht ungewöhnlich und sei laut Schulz auch kein Grund, um Marschler skeptisch zu begegnen. "Seine Arbeit innerhalb der Partei war nicht so lang, aber sie war immer 100-prozentig in Ordnung", so der CDU-Politiker. Mit der derzeitigen Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Samtgemeinderat, Helma Deden, steht indes eine mögliche Kandidatin für die Nachfolge Michael Marschlers bereit. Sie könne es sich vorstellen, in dem Ortsverband Parteivorsitzende zu werden, sagte Deden gestern gegenüber dem Abendblatt. Die 56-jährige Kauffrau aus Harsefeld war bereits von 2003 bis 2007 CDU-Chefin in der Samtgemeinde Harsefeld. Ihr Nachfolger wurde Sven Schulz, der sein Amt im Frühjahr aus familiären Gründen an Marschler abgab.

An anderer Stelle ist die Nachfolge Marschlers bereits geregelt. Seinen Listenplatz für die kommende Wahl des nächsten Samtgemeinderats wird der 24-jährige Harsefelder Torben Vagts einnehmen. Der Diplom-Verwaltungsbetriebswirt, der bereits im Vorstand der Samtgemeinde-CDU aktiv ist, rückt von Platz drei auf Platz zwei auf. Helma Deden wird dem zukünftigen Samtgemeinderat, der bei der Kommunalwahl im September gewählt wird, nicht mehr angehören. Sie tritt nach 20 Jahren nicht mehr zur Wahl an, kandidiert aber erstmals für einen Sitz im Kreistag.

Wie ihre Parteikollegen erfuhr auch Helma Deden erst aus dem Hamburger Abendblatt von dem Prozess, der gegen Michael Marschler anhängig ist. Die Nachricht habe sie "betroffen" gemacht, sagte Helma Deden gestern. Marschlers Rücktritt bewertet sie ebenfalls als richtig: "Wenn man erst einmal in den Negativschlagzeilen ist, hat man ohnehin keine Chance mehr. Jetzt kann er den Fall in Ruhe aufarbeiten und wir als CDU können weitermachen, ohne uns permanent erklären zu müssen." Sie selbst möchte die Vorwürfe nicht bewerten, sagt aber: "Es gab für uns bisher keinen Grund, an ihm zu zweifeln." Michael Marschler habe zupackende Parteiarbeit gemacht, sich mit Ideen eingebracht und engagiert. Dass der Fall negative Konsequenzen bei der Wahl haben könnte, glaubt sie nicht: "Wir sind ein Team vor Ort, unsere Arbeit hängt nicht an einer Person."

Das positive Bild, das Helma Deden von Michael Marschler zeichnet, bestätigt auch Jürgen Deden, CDU-Fraktionsmitglied im Samtgemeinderat. "Ich war richtig begeistert von ihm. Die Nachricht von den Vorwürfen hat mich schockiert", sagt Deden. Marschler habe wie jemand gewirkt, der "die Dinge anpackt", zudem sei er pflichtbewusst gewesen. "Ich kann nichts Negatives über ihn sagen", so Deden. Dennoch bewertet auch er den Rücktritt Marschlers, von dem er per E-Mail erfahren hat, als richtig.

CDU-Vize Sven Schulz erklärt, dass Marschler nicht blindlings von der Partei auf den Posten des Ortsverbandsvorsitzenden gehievt worden sei. "Er ist ja nicht angekommen und hat gesagt, er wolle jetzt Vorsitzender werden", sagt Schulz. Vielmehr habe Marschler in der Partei seine Kontakte geknüpft, Gespräche geführt und sei angenehm aufgefallen. "Er war jemand, der sich eingebracht hatte und auch eine positive Ausstrahlung mitbrachte", so Schulz. Er galt als sympathisch und vertrauenswürdig. Bei seiner Bewerbung um den Parteivorsitz habe es auch keine Überprüfung der Biografie gegeben. Das sei nicht üblich auf Kommunalebene.

"Man sammelt seine Eindrücke halt bei der täglichen Arbeit miteinander. Er wirkte auf uns immer sauber", sagt Schulz. Deshalb habe auch niemand in der CDU erwartet, dass es so schwere Anschuldigungen seitens der Staatsanwaltschaft gegen den 61-Jährigen geben könnte. "Ich weiß nicht, wie die Sachlage genau aussieht, aber an dem Ganzen muss schon etwas dran sein. Die Vorwürfe sind schließlich massiv. Daher ist es nur fair, richtig und konsequent, dass er sein Amt sofort zur Verfügung gestellt hat", so Schulz.

Der Kreisvorsitzende der CDU, Kai Seefried, begrüßt ebenfalls den Rückzug Marschlers. "Er hat schnell eingesehen, dass ein Kandidaturverzicht der sinnvollste Schritt ist und entsprechend reagiert. Daher kann ich nur meine Hochachtung angesichts seiner schnellen und konsequenten Entscheidung ausdrücken", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete.