Die Harsefelder CDU kann nur hoffen, dass die Bürger nicht die gesamte Partei für die mutmaßlichen Vergehen ihres Ex-Ortsverbandsvorsitzenden Michael Marschler bei der Kommunalwahl im September abstrafen. Sollte es soweit kommen, so wäre das mehr als bedauerlich. Es wäre ungerecht, denn die Harsefelder CDU ist nicht in die Vorgänge in Wiesbaden verstrickt. Sie ist auch nicht Schuld an dem Schlamassel, in dem sie sich nun befindet.

Marschler habe, so der allgemeine Tenor, einen guten, positiven und vertrauenswürdigen Eindruck während seiner Parteiarbeit hinterlassen. Und es habe dort auch keinerlei Fehlverhalten des Ex-CDU-Chefs gegeben. Nein, er sei überzeugend gewesen, mitreißend, habe neue Ideen eingebracht. Wer sollte bei einem derart positiven Auftritt ernsthaft auf die Idee kommen, dass ein gewandt und einvernehmend auftretender Mensch keine blütenreine Weste haben sollte?

Wer nun für die Zukunft eine konsequente Überprüfung der Vita eines jeden angehenden Ortsverbandsvorsitzenden verlangt, verkennt die Realität. Politik hat sehr viel mit Vertrauen in Menschen zu tun, nicht mit vorauseilendem Misstrauen, das von den Betroffenen dann mühevoll widerlegt werden muss. Daher ist es auch nicht falsch, Menschen erst einmal unvoreingenommen zu begegnen und dann allmählich die eigenen Schlüsse zu ziehen, so, wie es die Harsefelder CDU getan hat. Dass man dabei auch mal auf die Nase fallen kann, gehört zum Leben dazu.