Bund, Land und Gemeinden im Kreis Stade haben fast doppelt so hohe Kosten wie in anderen Wintern. Geldverteilung wird festgelegt.

Stade/Jork. Der strenge Winter 2009/2010 ist doppelt so teuer wie gewöhnliche Winter in den vergangenen 30 Jahren. Die zuständigen Behörden für Straßenbau ächzen unter den Kosten, die für den Winterdienst, Streugut und zur Reparatur von Straßenschäden aufgebracht werden müssen. Niedersachsens Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) hat nun entschieden, 13 Millionen Euro für die Reparatur und Sanierung der von Schlaglöchern übersäten Straßen in Niedersachsen bereitzustellen. Wie das Geld auf die einzelnen Landkreise verteilt wird, soll in den nächsten Tagen festgelegt werden.

Für die erheblichen Mehrkosten bei der Reparatur der Winterschäden an den Straßen fordert Bode auch Hilfe vom Bund. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) habe im Winter ein Signal gegeben, die Kommunen finanziell zu unterstützen. In Berlin habe es bereits den Vorschlag gegeben, Geld aus dem Konjunkturpaket II für kommunale Straßen freizugeben. Bisher durften die Mittel dafür nicht eingesetzt werden. Das Land Niedersachsen müsse selber viele Winterschäden ausbessern lassen, so Bode. Rund 30 Prozent der Landesstraßen seien beschädigt. Die Reparatur bezeichnete Bode als Mammutaufgabe, die in den nächsten Wochen und Monaten bewältigt werden müsse. Geplante größere Sanierungsmaßnahmen am Straßennetz müssten deshalb möglicherweise zurückgestellt werden, so der Verkehrsminister.

"Dieser Winter hatte es wirklich in sich", sagt Peter Mordhorst, im Bauamt der Gemeinde Jork für die Straßen zuständig. Er hat Wochen voller Stress hinter sich. "Wir kamen zeitweise mit dem Räumen kaum nach und die Bürger beschwerten sich reihenweise", sagt Mordhorst. "Dabei haben wir richtig Geld ausgegeben, um unsere Straßen vom Eispanzer zu befreien."

Genau kann der Winter-Etat noch nicht beziffert werden, da noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen sind.

Rund 70 000 Euro hat der reine Winterdienst, also das Räumen von Schnee und Eis sowie das Streugut, die Gemeinde Jork gekostet. Den Großteil davon verschlang der Einsatz von schwerer Räumtechnik. Mehrere Bagger und Radlader waren erforderlich, um die Straßen von den Eispanzern und Schnee zu befreien. Dafür und für den Abtransport der Schnee- und Eismassen wurde zusätzlich eine Firma mit schwerer Räumtechnik beauftragt. Auch Jorks Bauhofleiter Wilfried Reddich sagt, dass er in seinen 20 Dienstjahren einen solchen hartnäckigen Winter nicht erlebt habe. "Das war extrem. In normalen Wintern haben wir zirka 25 bis 30 Tonnen Streusalz verbraucht, dieser hat mit 75 Tonnen zu Buche geschlagen."

Pro Tag Winterdienst wurden etwa 4,5 Tonnen Spezialsalz gestreut. Probleme gab es für die acht Mitarbeiter des Jorker Bauhofes, weil sie wegen Lieferengpässen nahezu drei Wochen ohne Streusalz auskommen mussten. Auf den gemeindeeigenen Straßen, einer Strecke von etwa 70 Kilometern, sind im Vergleich zu den Kreis- und Landesstraßen relativ wenige Frostschäden entstanden. Die ersten Reparaturarbeiten sind auf den Gemeindestraßen jetzt abgeschlossen, weitere sind in Auftrag gegeben. "Die Gesamtreparaturkosten dafür werden etwa 12 500 Euro betragen", sagt Peter Mordhorst.

Allerdings werde es so lange, bis auch auf der Landesstraße 140, die durch Jork führt, alle Schlaglöcher repariert sind, wohl noch weiter Bürgerbeschwerden geben, die im Bauamt vorgetragen werden, so Mordhorst. Denn die verärgerten Autofahrer, die auf den Schlaglochpisten unterwegs sind, unterscheiden nicht, ob es sich um Gemeindestraßen, Kreis- oder Landesstraßen handelt. Dafür sind jedoch die Zuständigkeitsbereiche unterschiedlich aufgeteilt, auch wenn alle Straßen durch die Gemeinde Jork führen.

Für rund 380 Kilometer Kreisstraßen ist Lothar Giesler, Bauamtsleiter beim Landkreis Stade, zuständig. Sein Fazit: "Der Winter kostet uns etwa doppelt so viel Geld, wie die vergangenen Winter." Allein für Streugut habe man unter normalen Umständen durchschnittlich 250 000 Euro benötigt, in diesem Jahr waren es 500 000 Euro. Zwei Straßenmeistereien sind für das intakte Netz der Kreisstraßen verantwortlich, die Straßenmeisterei Bliedersdorf für den südlichen Landkreis, die Meisterei Drochtersen für den Nordkreis. "Unsere aktuellen Bestandsaufnahmen zeigen, dass wir an rund 60 Kilometern dringende Reparaturen ausführen müssen", sagt Giesler. In diesem Jahr sind für gründliche Sanierungen der Fahrbahndecken im Landkreis 1,7 Millionen Euro eingeplant, für die folgenden zwei bis drei Jahre noch einmal 6,2 Millionen Euro, um Absenkungen und Löcher zu reparieren.

Die Landes- und Bundesstraßen sowie die Autobahnen betreut die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Der regionale Geschäftsbereich Stade ist im Landkreis für elf Kilometer Autobahn zuständig. Dazu kommen 70 Kilometer Bundesstraßen (davon 9 Kilometer Ortsdurchfahrten) und 214 Kilometer Landesstraßen (mit 54 Kilometern Ortsdurchfahrten).

"Wir werden entsprechend des uns zur Verfügung stehenden Geldes entscheiden, mit welchen Bauweisen wir Schlaglöcher flicken und Fahrbahnen sanieren", sagt Gisela Schütt von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Stade. Man wolle abwarten, wie viel Geld vom Niedersächsischen Verkehrsministerium für den Landkreis Stade bereitgestellt werde, so Schütt. "Die Summe, die wir bräuchten, werden wir sowieso nicht bekommen. Es macht also erst Sinn Reparaturen zu planen, wenn wir genaue Zahlen kennen." Für die Sanierung von Fahrbahndeckschichten, etwa vier Zentimeter dick, muss die Behörde pro Kilometer 116 000 Euro für Landstraßen kalkulieren und in Ortschaften 148 000 Euro. Für eine Grundsanierung sind es 400 000 Euro auf Landstraßen und 850 000 Euro in Ortschaften pro Kilometer.

Wie viel vom 13 Millionen-Kuchen für die Straßensanierung im Landkreis Stade abfällt, ist noch ungewiss. 13 Millionen Euro ergäben pro Kopf der derzeit 7 939 441 Bürger Niedersachsens, vom Baby bis zum Greis, rund 1,64 Euro, die für die Reparatur der Straßen investiert würden. Nach dem Ausnahmewinter sei es wichtig, dass Bund, Land und Kommunen gemeinsam die Frostschäden möglichst umfassend beseitigen, egal, wem die Straße gehöre, so Niedersachsens Verkehrsminister Bode. Das Land wolle deshalb die erforderlichen Mittel für die Landesstraßen durch Umschichtungen im Etat zur Verfügung stellen.