Wachstum trotz Konkurrenz der Seminarturnhalle. Tagungen und Kongresse finden doppelt so häufig statt wie kulturelle Veranstaltungen

Stade. Eine durchweg positive Bilanz kann das Konzert- und Tagungshaus Stadeum für das Jahr 2010 vorweisen. "Wichtig sind für uns schwarze Zahlen", sagt der Geschäftsführer Egon Ahrens. Und mit denen klappe es seit Jahren gut, trotz der inzwischen bestehenden Konkurrenz der Seminarturnhalle im Stader Kulturgeschäft.

Bevor die Seminarturnhalle unter der Leitung von Peter Kühn in Stade an den Start ging, gab es einige Befürchtungen bei Stades Kulturschaffenden und Politikern, dass die Konkurrenz dem Stadeum schaden könnte, auch weil 50 Prozent der Gäste des Stadeums aus Stade kommen.

Doch die negativen Folgen blieben aus. Wie Ahrens erklärt, würden beide Konzertstätten gut nebeneinander existieren. "Wir verstehen uns gut und haben ja sehr unterschiedliche Angebote. Von daher gibt es derzeit auch keine Probleme für uns mit der Seminarturnhalle." Die würden erst aufkommen, wenn die Stadt ihre Zuschüsse aufteilen oder sich weitere Kulturinstitutionen in Stade ansiedeln würden. "Bei einer dritten oder vierten Spielstätte würde es wohl problematisch werden, denn irgendwann ist der Markt halt gesättigt", so Ahrens.

1,2 Millionen Euro erhält das Stadeum jährlich an Zuschüssen von der Stadt, um den Kulturbetrieb aufrechterhalten zu können. Dank eines vorsichtigen Wirtschaftens habe das Stadeum in den vergangenen fünf Jahren jährlich Überschüsse in Höhe von etwa 330 000 Euro erzielen können. "Das ist aber kein echter Gewinn, denn die Zuschüsse müssen ja gegengerechnet werden", sagt Ahrens. Die Überschüsse stehen theoretisch der Stadt Stade zur Verfügung, wenn diese sie braucht. Das Stadeum nutzt das Geld aber derzeit - nach Rücksprache mit der Stadt und solange es nicht abgerufen werden muss - als stille Reserve für Notzeiten, um eine gewisse Planungssicherheit zu haben.

485 Veranstaltungen hat das Stadeum im vergangenen Jahr gestemmt. Der größte Teil davon sind mit 259 Veranstaltungen Tagungen und Kongresse, wie etwa die CFK-Convention. Die bringen besonders viel Geld in die Kassen des Stadeums. 124 Theater- und Konzertveranstaltungen gab es und damit etwas weniger als 2009, als das Stadeum 133 Veranstaltungen anbieten konnte.

"Das hängt auch immer mit dem Angebot auf dem freien Markt zusammen, das auch von der Bankenkrise beeinflusst wurde. Dieses Jahr gab es einfach nicht ganz so viele Kulturprogramme, die für unser Publikum interessant gewesen wären", sagt Ahrens.

Das dritte große Standbein sind gesellschaftliche Veranstaltungen. Von diesen gab es 77. Zudem gab es 16 Empfänge und Matineen sowie neun Ausstellungen und Messen in dem Veranstaltungshaus an der Schiffertorstraße.

Positiv ist für Ahrens vor allem die Auslastungsbilanz. Die liegt im Schnitt bei 75 Prozent, bei Kabarett- und Comedy-Veranstaltungen sogar bei fast 84 Prozent.

Einzig Lesungen (44 Prozent) und Opern (37,6 Prozent) sind derzeit Sorgenkinder bei der Auslastung. "Es sind sehr spezielle Veranstaltungen, für die es in Stade und anscheinend nur ein begrenztes Publikum gibt", sagt Ahrens. Allerdings haben Operetten und Ballettveranstaltungen Spitzenwerte von 81 bis 95 Prozent bei der Auslastung erreicht. Diese Zahlen seien deshalb erreicht worden, weil der Nerv des Publikums anscheinend genau getroffen worden sei und weil die Ballettschulen in Stade gute Arbeit für die Akzeptanz des Ballett geleistet hätten.

Positiv sei auch, dass die Zahl der Abonnements seit Jahren leicht ansteige. Dennoch sieht Ahrens die Zahlen weiter mit Sorge, denn es sei weiterhin problematisch, vor allem junge Menschen für ein Abonnement zu begeistern. "Viele entscheiden nur noch spontan, was sie sich ansehen wollen. Das macht die Arbeit für uns nicht leichter", sagt der Stadeum-Chef. Zwar habe das Konzerthaus immer wieder Schnupper-Abos im Angebot, doch die Zahl derer, die danach zum regulären Abonnement greifen, sei eher gering.

Weniger Sorgen bereiten dem Konzerthaus derzeit die Energiekosten. Die sind in den vergangenen drei Jahren von rund 285 600 Euro auf 241 400 Euro gesunken. Große Einsparpotenziale gebe es aber nicht mehr. Eine Ausstattung der Dachflächen mit Solaranlagen habe sich bei einer Prüfung als nicht sinnvoll herausgestellt und bei der stromintensiven Bühnenbeleuchtung könne das Konzerthaus nicht auf Energiesparlampen umstellen. Die bräuchten nach dem Einschalten viel zu lange, um die bei Konzerten benötigte Lichtstärke zu erreichen.