SPD-Chef Olaf Lies lobt das Modell. PFH-Präsident Bernt Sierke will neue Studiengänge erschließen

Stade. Die Stader Hochschule hat laut Niedersachsens SPD-Chef Olaf Lies Modellcharakter für das Bundesland. Bei seinem Besuch am CFK-Campus in Stade-Ottenbeck lobte der SPD-Landesvorsitzende die enge Verzahnung von Hochschule, Stadtverwaltung und Wirtschaft. "Ich denke, dass mit diesem Modell die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs in ländlichen Regionen deutlich vorangetrieben werden kann", sagte Lies, der gemeinsam mit den SPD-Landtagsabgeordneten Petra Tiemann und Gabriele Andretta die Hochschule besuchte.

Für Niedersachsen stelle sich die Frage, wie künftig Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Dies gehe nur mittels Innovationen. Dafür sei ein enges Verhältnis von Hochschulen mit Wirtschaftsbetrieben ideal. Es sei aber auch eine Stadtverwaltung nötig, die das passende Umfeld liefert, damit junge Menschen auch abseits der Großstädte dafür gewonnen werden können, ein Studium zu gewinnen. "Gerade in den Regionen stellt sich zunehmend die Frage, wie ich junge Menschen in der Region halten kann. Viele gehen an die großen Universitäten in Hannover, Hamburg oder Bremen. Wenn sie mit der Ausbildung dort fertig sind, ist die Chance, dass sie in ihre ursprüngliche Region zurückkehren gering. Sie sehen sich anderweitig um", so Lies.

Sein SPD-Kollege, Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof, sieht Stade in dieser Hinsicht gut für die Zukunft gerüstet. "Stades duales akademisches Angebot, also die Chance, an der Hochschule zu lernen und zeitgleich die Forschung im Betrieb kennenzulernen, hat sich bewährt. Aber wir müssen auch sehen, wo abseits von Firmen wie Airbus weitere Verzahnungen möglich sind", sagte Rieckhof. Von einer künftigen Zusammenarbeit mit ortsansässigen Firmen wie etwa NDB würde die regionale Wirtschaft profitieren und Arbeitsplätze vor Ort gesichert werden.

Vor allem kleine und mittelständische Betriebe, die ansonsten wenig Möglichkeiten besitzen, hochqualifiziertes Personal auszubilden, könnten von einer weiteren Verzahnung profitieren. Zudem würden, so Gabriele Andretta, die Hochschulen auf diese Weise zu Jobmotoren in der Region werden. Eine Einschätzung, die auch Stades Hochschulpräsident Bernt Sierke teilt. "Unser Ziel als Hochschule muss es künftig sein, Neugründungen aus den Hochschulen heraus zu ermöglichen. Dafür brauchen wir aber Kontakte zu passenden Wirtschaftspartnern und auch ein hochschulfreundliches Umfeld", so Sirke. Er geht auch davon aus, dass sich die Hochschulen weiter öffnen und qualifizierten Bürgern neben dem Beruf attraktive Fortbildungsangebote bieten werden.

Die Hochschule selbst hat ihre Fühler bereits auf neue Berufsfelder ausgestreckt. So werde die PFH in Stade noch in diesem Jahr mit einem Studiengang "Orthobionik" für Prothesentechnik starten. "Wir sind weiter an hochkomplexen Schlüsseltechnologien interessiert und müssen sehen, welche Nischen sich für uns anbieten", sagte Sierke. Maritime Technologien und Forschungen im Off-Shore-Bereich, die Olaf Lies als eine Chance für regionale Hochschulen in Niedersachsen sieht, wären laut Bernt Sierke auch eine Option für die weitere Hochschulentwicklung in Stade.