Ballinstadt zeigt Ergebnisse der USA-Studien von 15 angehenden Abiturienten

Stade/Hamburg. Sie waren von Beginn an Teil der USA. So wie New York, das"Stars and Stripes"-Banner, wie Polen, Deutsche, Italiener und Iren: die Schwarzen. Doch während die Einwanderer aus Europa die Chance auf ein freies Leben in der Neuen Welt besaßen, war dies für die aus Afrika stammenden Einwanderer keineswegs der Fall. Auf sie wartete Zwangsarbeit und Leibeigenschaft. Der Traum der Freiheit galt nicht für sie.

Das Leben der Schwarzen unter dem Joch in Amerika und ein Einblick in die Rolle moderner Medien für Emigranten zeigt bis zum 15. März die aktuelle Sonderausstellung "Life. Liberty and the pursuit of happiness" in der Ballinstadt in Hamburg-Veddel (Veddeler Bogen 2). "Diese Ausstellung ist eine Besonderheit an sich, denn erstmals ist in der Geschichte des Hamburger Auswanderermuseums eine komplette Sonderausstellung inklusive einem Film von Schülern konzipiert worden", sagt Juliane Ostler, Marketingreferentin der Ballinstadt. Und die Urheber der Premierenausstellung kommen aus Stade - genauer gesagt vom Vincent-Lübeck-Gymnasium.

Insgesamt 15 der angehenden Stader Abiturienten haben auf der Grundlage ihrer Seminararbeiten, die insgesamt etwa 2500 Seiten Material zur amerikanischen Geschichte umfassen, die Sonderausstellung zur Geschichte der Afrikaner in den Vereinigten Staaten und auch zur Rolle von Medien bei der Schaffung von Freiheitsträumen erarbeitet. Den Schwerpunkt für die Ausstellung und die einzelnen Unterthemen, die dargestellt werden, haben die Schüler dabei ohne Hilfe von Wissenschaftlern der Ballinstadt selbstständig in Gruppen erarbeitet. Das im Unterricht gemeinsam vereinbarte Oberthema habe nach Aussage der Schüler fast automatisch den roten Faden für das wissenschaftliche Ausstellungskonzept in der Ballinstadt vorgegeben.

Die historischen und zeitgeschichtlichen Themen, die die Abiturienten erarbeiteten, passten am Ende vollständig in das Konzept des Auswandererhauses hinein, das, so Ballinstadt-Geschäftsführer Volker Reimers, nicht nur den historischen Aspekt der Auswanderung darstellen soll, sondern auch die Zeitgeschichte berücksichtigen. In der Auswandererwelt gehe es um Träume, Erwartungen, Hoffnungen und Ängste von Menschen, die ihre Zukunft in der Fremde suchen und dennoch versuchen, die Fäden in die Heimat nicht reißen zu lassen. Genau diese Aspekte haben die Schüler in ihrer Sonderausstellung aufgegriffen.

Für viele der angehenden Stader Abiturienten war zuerst gar nicht vorherzusehen, dass ihre Arbeit so perfekt in das Museumskonzept hineinpasst. Denn für den Großteil der Stader Schüler war die Ballinstadt bis dahin unbekanntes Terrain. Das Museum ist froh über die gelungene Premiere. "Die Schüler des Vincent-Lübeck-Gymnasiums haben in Eigenregie die komplette Ausstellung, vom Inhalt, den Übersetzungen, des Films und bis zum Layout konzipiert. Ein so gelungenes Resultat solle nicht nur den Mitschülern gezeigt werden", sagt Rebekka Geitner, Historikerin der Ballinstadt. Aus diesem Grund habe man speziell einen frei zugänglichen Raum im dritten Haus der Ballinstadt für die Ausstellung der Stader Schüler gewählt. Dort ist die Sonderausstellung kostenfrei und unabhängig von der Dauerausstellung zu sehen. "Eine kostenfreie Besichtigung dieser interessanten Ausstellung lag uns von Anfang an am Herzen", so Geitner.

"Wenn ich ehrlich bin, hatten wir ein so professionelles Resultat nicht erwartet", sagt Ostler. Das Ergebnis hat das Museum jedenfalls davon überzeugt, weitere Kooperationen mit Schulen in und um Hamburg zu verfolgen. Damit werde nicht nur die Hemmschwelle zu Museen verringert, auch das wissenschaftliche Arbeiten und Erforschen menschlicher Schicksale werde intensiv und nachhaltig gefördert. "Wir sehen dies auch für uns als eine große Chance. Dieses Projekt war für unsere Schule eine Art Testballon, um zu sehen, was überhaupt machbar ist", sagt Martin Niestroj, Stellvertretender Schulleiter des Stader Gymnasiums.

Die Idee zu dem Projekt war eher beiläufig entstanden. Im Jahr 2009 hatte das Gymnasium erstmals Kontakt mit der Ballinstadt aufgenommen. "Da haben wir erstmals über die Idee einer solchen Kooperation gesprochen. Das ganze wurde dann sehr schnell konkret", sagt Niestroj. Etwa ein halbes Jahr später wurden die Schüler dann in das Programm mit eingebunden und arbeiteten Zielgerichtet an dem Ausstellungskonzept. "Die nun gezeigte Sonderausstellung ist ein Teil der im Lehrplan festgeschriebenen Aufgaben, die die Schüler im Laufe des Jahres auf die Beine stellen sollten", sagt Niestroj. Die Umsetzung dieser Aufgabe habe, so Niestroj, deutlich besser als erwartet funktioniert.

Für die Ballinstadt und das Stader Gymnasium ist die Ausstellung der Auftakt für weitere Kooperationen. "Spätestens bei der Langen Nacht der Museen werden hier wieder Stader Schüler sein", sagt Ostler. Dann soll die Vincents-Big-Band für Stimmung in den Hallen des Auswandererhauses sorgen.