Sauensieker Rat stimmt gegen Bildung einer neuen Kommune mit Apensen und Beckdorf. Samtgemeinde bleibt erhalten

Sauensiek. Das nächste Jahr wird einfach für die Bürger von Sauensiek, Apensen und Beckdorf. Zumindest in einigen Bereichen. Denn sie werden sich nicht an einen neuen Namen für ihre lieb gewonnene Heimat gewöhnen müssen. Eine neue Nutzung für bestimmte Gebäude, in denen bisher die politischen Gremien tagen, ist auch nicht erforderlich. Und was für manche wohl noch wichtiger ist: Die ehrenamtlichen Politiker, die bisher in den Gemeinden tätig sind, müssen sich nicht nach einem neuen Hobby umsehen.

Alle anderen Räte in der Samtgemeinde hatten für die Reform gestimmt

Am Montagabend stimmte der Rat der Gemeinde Sauensiek gegen den Antrag der SPD-Fraktionen in der Samtgemeinde, aus der bisherigen Samtgemeinde Apensen eine Einheitsgemeinde zu bilden und die Gemeinden Apensen, Beckdorf und Sauensiek aufzulösen. Der Sauensieker Rat stimmte damit als einziges Gremium gegen den Reformvorschlag. Denn nachdem der Antrag im September von der SPD eingereicht worden war, hatten sowohl die Räte in Beckdorf und Apensen, als auch der Samtgemeinderat zugestimmt.

Einzig Sauensiek blieb als Zünglein an der Waage übrig - allerdings war auch weithin bekannt, dass in der kleinen Gemeinde die größte Skepsis gegenüber dem Plan herrschte. Wegen der sogenannten Hochzeitsprämie, mit der das Land Niedersachsen solche Zusammenschlüsse belohnt, war zudem Eile geboten. Um die finanzielle Hilfe zu erhalten, wäre ein Beschluss aller vier Gremien noch in diesem Jahr erforderlich gewesen. Allerdings gaben Mitglieder des Rates den Zeitdruck auch als Grund dafür an, nicht für den Antrag zu stimmen.

"Mir geht das alles viel zu schnell. Viele in der Gemeinde sind dagegen. Ich kann der Einheitsgemeinde deshalb nicht zustimmen", sagte etwa Hinrich Tobaben von der CDU-Fraktion. Die Tatsache, dass die anderen Räte bereits zugestimmt hatten, wertete Reinhard Koroll (FWG) ebenfalls als zusätzlichen Druck: "Die haben das Pferd von hinten aufgezäumt und versucht, uns in eine Ecke zu stellen."

Sauensieker Sporthalle als Beleg für Sinn der Eigenständigkeit

Koroll führte in der Diskussion auch die traditionellen Gründe an, die bereits in früheren Debatten immer wieder von Sauensieker Seite gegen eine Einheitsgemeinde in Stellung gebracht worden waren. So gab das Ratsmitglied der Befürchtung Ausdruck, dass sich das Gewerbe dann noch stärker in Apensen konzentrieren würde. "Wir werden dann zu Schlafdörfern für Senioren", sagte Koroll. Zudem führte er ins Feld, dass Sauensiek eine Sporthalle hat, die gegen den Willen der Samtgemeinde gebaut worden sei. So etwas sei in einer Einheitsgemeinde künftig nicht mehr möglich. Ähnlich hatte sich Bürgermeister Rolf Suhr (CDU) in der Vergangenheit geäußert, der als Hauptgegner einer Einheitsgemeinde gilt.

Jürgen Prochnow (SPD) hatte sich zu Beginn der Diskussion noch einmal bemüht, finanzielle Gründe heraus zu stellen, die für eine Einheitsgemeinde sprechen würden. Eine Hochzeitsprämie, deren Höhe die SPD mit 1,9 Millionen Euro beziffert, könne nicht einfach ausgeschlagen werden. Die jährlichen Einsparungen in der Verwaltung bezifferte er mit "30 000 bis 50 000 Euro". Sauensiek hingegen, das wurde in den vorangegangenen Haushaltsberatungen deutlich, habe in den kommenden Jahren Defizite zu erwarten. Deshalb sollten die Skeptiker ihre Haltung zu dem Antrag noch einmal überdenken.

Dass jedoch auch finanzielle Aspekte gegen eine Einheitsgemeinde sprechen, machte Ratsmitglied Dieter Kröger (Grüne) deutlich. Er ging zwar auf die Einsparungsmöglichkeiten in einer Einheitsgemeinde ein, machte aber auch deutlich, dass in der Samtgemeinde wesentlich schlechter gewirtschaftet werde als in Sauensiek. Als Beispiel nannte er den geplanten Neubau des Apenser Feuerwehrhauses, den er selbst stets als viel zu teuer kritisiert hat. "So lange im Samtgemeinderat nicht andere Entscheidungen gefällt werden, macht es keinen Sinn, 1,9 Millionen Euro vom Land zu nehmen", so Kröger, zumal auch die "Hochzeitsprämie" Steuergeld sei.

Letztlich fiel die Abstimmung noch deutlicher aus als erwartet: Mit Jürgen Prochnow stimmte nur ein Ratsmitglied für die Einheitsgemeinde, SPD-Mitglied Federico Schreiber enthielt sich wie Dieter Kröger der Stimme. Die übrigen Fraktionen stimmten geschlossen gegen den Antrag.

Ingrid Scherzer-Hartz, Fraktionsvorsitzende der Apenser SPD, die für den Antrag maßgeblich mit verantwortlich war, äußerte sich gestern sehr enttäuscht über die Entscheidung. Sie vermisse die "Solidarität" Sauensieks, die der Gemeinde von der anderen Seite entgegen gebracht werde - etwa im Falle des Neubaus einer Abwasserleitung.

Einen neuen Vorstoß für eine Einheitsgemeinde will sie zunächst nicht wagen, zumal die Chance "einmalig" gewesen sei. In anderen Kommunen des Landkreises steht das Thema allerdings, ungeachtet der "Hochzeitsprämie", noch auf der Tagesordnung. Sowohl in der Samtgemeinde Lühe als auch in Fredenbeck wird über eine Einheitsgemeinde diskutiert.