Die Grundschule Altkloster zeigt bereits jetzt, was bei der geplanten Ganztagsbetreuung auf Buxtehudes Kinder zukommt

Buxtehude. Oje, wie schreibt sich bloß "Interview"? Jana zieht die Stirn kraus. Mit großen Augen blickt sie Ulrich Mayntz an. "Also, erst kommt ein I, dann ein N und ein T", beginnt der Leiter der Buxtehuder Grundschule Altkloster und buchstabiert der Neunjährigen schließlich das ganze Wort. Glücklich stapft sie wieder zurück an ihren Platz und schreibt das Wort in ihr Heft - gleich ist der Aufsatz fertig und dann geht's ab zum Mittagessen.

84 Kinder der Grundschule nutzen derzeit die Nachmittagsangebote der Einrichtung. Das sind bei derzeit insgesamt 470 Schülern 20 Prozent. "Wir denken, dass es bei der Umstellung im kommenden Jahr noch viel mehr werden", sagt Mayntz. Denn dann wird das Haus, das bereits seit 2005 Ganztagsschule ist, im Zuge der Einführung der Offenen Ganztagsgrundschule in ganz Buxtehude an drei Nachmittagen kostenlose Angebote für seine Schüler bereithalten. Bisher müssen die Eltern für die Betreuung von 12.30 bis 16 Uhr noch zehn Euro pro Kind und pro Tag bezahlen, inklusive Mittagessen. "Aber die wenigsten Schüler bleiben bis 16 Uhr", sagt der Schulleiter.

Eltern können Angebote bausteinweise hinzukaufen

Manche Kinder fahren nach dem Mittagessen nach Hause, manche nehmen noch die Hausaufgabenbetreuung mit, während andere lediglich für die Nachmittags-AG an die Schule kommen - die Eltern können die Angebote bausteinweise hinzukaufen.

Einzige Vorgabe: Die Kinder müssen sich am Schuljahresbeginn oder zum Halbjahr für die jeweiligen Stunden anmelden, schließlich braucht die Schule eine gewissen Planungssicherheit. Die Verantwortung für die Koordination der Angebote liegt bei Konrektorin Renate Brüggemann und Schulsekretärin Silke Hoffmann, die für die Abrechnungen zuständig ist.

Ihren Aufsatz über den Besuch beim HSV hat Jana mittlerweile fertig gestellt. Über ein tolles Trikot und die Autogramme hat sie geschrieben. Und über das Interview mit dem Spieler Guy Demel - hach, da ist es schon wieder, dieses schwere Wort! Ulrich Mayntz geht den Aufsatz genau durch, dann schaut er auch in Mikas Heft. "Okay, aber hier sind noch ein paar Kleinigkeiten", sagt er. Nach der Korrektur ist Mika zum Mittagessen entlassen.

"Mama ist jetzt länger arbeiten, deswegen bleib' ich hier", erzählt der Achtjährige. Jeden Tag bleibt er bis 14 Uhr, außer donnerstags, dann läuft bis 16 Uhr seine Musik-AG "Drums Alive". So wie die anderen 16 Kinder der Klassen drei und vier ist der Achtjährige um halb zwei die Treppenstufen zur Schulkantine hinaufgestiegen. Vegetarische Gemüsenuggets, Stampfkartoffeln mit Soße und Obstsalat werden dort heute serviert, frisch zubereitet von der Lebenshilfe. Und was ist mit Pommes und Currywurst? Fehlanzeige. Die Schule achtet auf gesundes Essen. "Na ja, ab und zu gibt's zumindest mal ein Würstchenragout", räumt der Schulleiter ein.

Damit es nicht allzu eng wird am Mittagstisch, gehen die Klassen eins und zwei direkt nach Unterrichtsende zum Essen, während die Großen erst nach den Hausaufgaben an der Reihe sind. Und während sie dann wiederum direkt in die AGs hinüberwechseln, spielen die Jüngeren auf dem Pausenhof, bevor es an die Hausaufgaben geht. "Für manche Erstklässler ist es anfangs schwierig, so lange in der Schule zu bleiben", sagt Mayntz. Aber nach ein paar aufmunternden Worten sei die Trauer meist schnell vergessen und die Kinder genießen die Zeit mit ihren Klassenkameraden.

"Es ist toll, nachmittags in der Schule zu sein", schwärmt Yan. "Da kann ich mit meinen Freunden super spielen." Gerade hat er Ingetraut Ptaschinski, die für die Nachmittagsbetreuung verantwortlich ist, gefragt, ob er sich einen zweiten Obstsalat holen darf - und hat grünes Licht bekommen. Begeistert stürzt sich der Zehnjährige auf die bunte Schale und löffelt Apfelstückchen. "Hm, die schmecken lecker!" Seine Eltern arbeiten, erzählt er. Aus diesem Grund bleibe er meistens bis 15 Uhr in der Schule. "Montags und freitags geh' ich aber direkt nach dem Mittagessen."

Die Tanz-AG ist eine von 42 Arbeitsgemeinschaften

Unten in der Turnhalle dröhnt schon Musik aus dem CD-Player. Tanzpädagogin Kathrin Witthöft probt mit acht Mädchen eine Schrittkombination. "Rechts, links und nach vorne", gibt sie die Richtung vor. Die Tanz-AG ist eine von 42 Arbeitsgemeinschaften, die die Schule für die Kinder bereithält. "Wir arbeiten mit den Sportvereinen zusammen, die für die Stunden extra zu uns kommen", berichtet Mayntz.

Die Schule wisse ganz genau, welche Kinder wann bis wieviel Uhr da seien, sagt der Schulleiter. "Wenn sie nachmittags einmal nicht kommen können, melden die Eltern sie ab." Schließlich könnten die Betreuer nicht anfangen, nach den Kindern zu suchen. Die Identifikation mit der Schule steige ungemein, wenn die Schüler fast ihren gesamten Alltag in der Einrichtung verbringen, ist sich der Leiter sicher.

Zudem sei der Umgang miteinander ein anderer als in einer Halbtagsschule. "Die Kinder kennen sich einfach viel besser." Zwar gebe es auch die üblichen Streitigkeiten. Aber wer fast den ganzen Tag miteinander verbringt, muss zwangsläufig lernen, mit dem anderen klarzukommen.