Etwas Grundlegendes ändert sich gerade im Verhältnis zwischen Regierten und Regierenden.

Um zu diesem Eindruck zu kommen, muss an nicht nach Stuttgart schauen, da genügt der Blick auf regionale Streitigkeiten wie der um den Hochwasserschutz in Horneburg oder der um den Umbau der Kirche in Buxtehude.

Die Konfliktlinien sind stets ähnlich: auf der einen Seite gewählte Gremien, die das Recht haben, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Auf der anderen Seite Menschen, die diese Gremien gewählt haben, sich deren Entscheidungen aber immer weniger gefallen lassen.

Protest gehört zwar seit den 60er-Jahren zu politischen Kultur des Landes. Neu ist allerdings, dass er jetzt zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist und die breite Mittelschicht erreicht hat. Wenn auch in Zukunft repräsentative Gremien über Dinge entscheiden sollen, wofür es ja gute Gründe gibt, wird sich an den Verfahren etwas ändern müssen.

Das bedeutet: Betroffene sollten von Anfang an umfassend informiert werden. Dann muss eine breite Diskussion folgen, an deren Ende eine Entscheidung getroffen wird. Die Verantwortlichen sollten für diese sehr gute Gründe nennen können und dann auch für sie gerade stehen.

Was im Buxtehuder Fall die sehr guten Gründe sein könnten, eine aufwendig restaurierte Orgelempore teilweise wieder abzureißen, ist bisher allerdings nicht ersichtlich.