Landkreis will die Begleichung der Kosten einer Überflutung neu regeln. Eine Renaturierung des Flusses am Oberlauf ist aber nicht geplant

Harsefeld/Horneburg. Sowohl in Horneburg, als auch in Buxtehude sind zurzeit Gruppen aktiv, die sich gegen geplante Flutschutzmaßnahmen wehren, weil diese ihrer Meinung nach zu sehr in das jeweilige Stadtbild eingreifen würden. "Hochwassermanagement" ist eine Vokabel, die immer wieder fällt, wenn diese Initiativen ihre Forderungen deutlich machen. Sie verstehen darunter ein System, das zukünftige Fluten schon im Oberlauf des Flusses stoppen würde. Zu einem solchen System würden neue Rückhaltebecken und eine Renaturierung der Flussbetten führen. Demnach wäre eine Erhöhung der Deiche an der Aue und an der Este, wie sie die zuständigen Deichverbände zurzeit planen, weitgehend unnötig.

Zumindest für die Aue, die bei Horneburg Lühe heißt und dort im Jahr 2002 schon einmal über die Ufer trat, ist jetzt auf Landkreisebene ein Hochwassermanagement geplant. Vertreter des Umweltamtes des Landkreises, der Samtgemeinde Horneburg, der Deichverbände der Ersten und der Zweiten Meile des Alten Landes, der Unterhaltungsverbände Aue und Altes Land sowie des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) haben sich auf die Grundzüge eines "Hochwassermanagementplans" geeinigt, der im nächsten Jahr in Kraft treten soll. Beteiligt sind auch die Samtgemeinden Harsefeld, Lühe und Apensen, sowie die Stadt Buxtehude. Allerdings verstehen die Planer etwas ganz anders unter dem Begriff als die Bürgerinitiativen.

So ist in dem Plan keine dezentrale Hochwasserrückhaltung vorgesehen. Auch von einer Renaturierung der Aue ist in dem Papier nicht die Rede. Kernstück des Hochwassermanagements ist vielmehr eine Regelung für den Fall, dass es bereits zu einer Flut gekommen ist. Die Lasten für eine Beseitigung der Folgen sollen solidarischer zwischen den Kommunen aufgeteilt werden, durch deren Gebiet die Aue fließt. Dabei geht es vor allem um die Entwässerung des Gebietes "Bullenbruch" östlich von Horneburg, das im Falle einer Flut das Überschwemmungsgebiet der Aue ist.

"Zurzeit ist es noch so, dass die Unterhaltungsverbände für eine Entwässerung des Bullenbruchs sorgen. Das bedeutet, dass unter anderem die Altländer Bauern dafür bezahlen müssten, dass eine Flut wieder aus dem Bullenbruch abgepumpt wird", sagt Georg Söhle, Leiter der Wasser- und Deichbehörde im Umweltamt des Landkreises.

Im Hochwassermanagementplan ist jetzt die Gründung eines Fonds vorgesehen, mit dem diese Entwässerung bezahlt werden würde. Die Samtgemeinden Harsefeld, Horneburg, Lühe und Apensen sowie die Stadt Buxtehude sollen dort jährlich insgesamt 10 000 Euro einzahlen. Der größte Anteil entfällt dabei mit 5000 Euro auf Harsefeld, gefolgt von Horneburg mit 2000 Euro. Lühe, Apensen und Buxtehude sollen jeweils 1000 Euro bezahlen. Der Anteil berechnet sich danach, wie groß der jeweilige Flächenanteil am Verlauf der Aue und der Lühe ist.

Der Plan sieht ebenfalls vor, einen Fonds für die Opfer einer Flut einzurichten, der mit Landesgeld bestückt werden soll. Zudem schlägt der Landkreis vor, den Ort Ahlerstedt mit einem neuen Regenrückhaltebecken zu schützen. Warum jedoch ist in dem Konzept nichts von der Forderung der Bürgerinitiativen enthalten, eine Flut im Oberlauf zu stoppen?

Laut Georg Söhle lag dem Umweltamt das Konzept für eine dezentrale Regenrückhaltung mithilfe von rund 500 Regenrückhaltebecken bereits vor Jahren vor. Den Plan hatte eine Studentin in ihrer Diplomarbeit entworfen. Dieses Konzept habe das Planungsbüro "Stadt - Land - Fluss" in Hannover durchgerechnet.

"Das Ergebnis war, dass eine dezentrale Rückhaltung mit vielen kleinen Einzelbecken nicht funktioniert. Eine Flutwelle kann im Oberlauf nicht kontrolliert werden, weil der Regen zu unberechenbar ist", sagt Georg Söhle. Deshalb könne aus Sicht des Landkreises auch nicht auf die Verlegung der Lühe bei Horneburg verzichtet werden, die der Deichverband plant und die die dortige Bürgerinitiative vehement bekämpft.

Für die Buxtehuder "Bürgerinitiative Este", die eine Renaturierung des Flusses zwischen Moisburg und Altkloster als Alternative zur Erhöhung der Deiche im Stadtzentrum vorschlägt, hat Söhle ebenfalls keine guten Nachrichten. "Zur Renaturierung der Este gab es ebenfalls eine Diplomarbeit. Mittlerweile haben wir das Überschwemmungsgebiet der Este aber auch von Stadt - Land - Fluss berechnen lassen." Mit dem Ergebnis: "Eine Renaturierung bringt dort nur etwas für kleinere Regenereignisse. Aber nicht für die hier relevanten 100-jährigen Fluten."

Der Hochwassermanagementplan für die Aue könnte schon bald beschlossen sein. Wie Georg Söhle sagt, liegen dem Landkreis aus "den meisten beteiligten Gemeinden schriftliche Einverständnisse vor". In Harsefeld hingegen muss noch der Samtgemeinderat zustimmen. Laut Holger Bohling, dem dortigen Sachgebietsleiter Tiefbau, soll die Abstimmung noch in diesem Jahr erfolgen.