Die zweisprachige Krabbelgruppe im Stader Mütterzentrum will weiter wachsen. Anlaufstelle für Frauen und Mütter schon seit 1992.

Stade. Henrike blickt mit großen Augen auf die Tierbilder. "Henrike, where is the cow?", fragt Ritzie Schäfer. Das Mädchen überlegt und greift nach dem Kuhbild. Sie lacht. "Very good", sagt Schäfer. Die 28-jährige Staderin wurde auf den Philippinen geboren und lebt seit vier Jahren mit ihrem Mann in Stade. Gemeinsam mit Ulrike Klinger vom Stader Frauen- und Mütterzentrum hat die studierte Biologin eine zweisprachige Krabbelgruppe ins Leben gerufen.

Entstanden ist die Idee während des Stammtisches für Migrantinnen, der jeden Mittwoch in den Räumen des Frauen- und Mütterzentrums im Johanniskloster stattfindet. Dort lernten sich Ritzie Schäfer und Ulrike Klinger kennen. Klinger übernimmt dienstags und mittwochs mit einer weiteren ehrenamtlichen Helferin die Kinderbetreuung, die montags bis freitags von 9 bis12 Uhr im Frauen- und Mütterzentrum für zwei Euro pro Kind und Stunde angeboten wird.

Ritzie Schäfer und Ulrike Klinger hatten bislang keine Krabbelgruppe für ihre Töchter. Da Schäfer ihre 20 Monate alte Tochter Anna Sophie ohnehin mehrsprachig erzieht, kam die Idee der zweisprachigen Gruppe. "Ich spreche mit Anna Deutsch, Englisch und manchmal meine Heimatsprache Tagalog", erzählt Schäfer. Anna lacht. Sie hebt ihre Hände über den Kopf und greift immer wieder mit ihren Fingerchen. Henrike Klinger sieht es und macht mit. Die beiden Mütter wissen was das bedeutet.

Gemeinsam mit ihren Töchtern singen sie mit Unterstützung von Musik aus den Handylautsprechern das beliebte Kinderlied "Funkel, funkel kleiner Stern", selbstverständlich auf Englisch - "Twinkle, twinkle little star". Natürlich sind die beiden Mädchen noch recht wortkarg dabei und beschränken sich darauf, mit einem Lächeln auf den Lippen im Takt mitzuwippen. Etwa 30 Minuten lang machen die beiden Mütter mit den Kindern kleine Spielchen auf Englisch oder singen einfache englische Lieder.

Die beiden treffen sich erst das dritte Mal zu dieser bilingualen Krabbelgruppe, ansonsten ist noch der zweijährige Jonas mit seiner Mama dabei. Jonas spricht sogar schon die ersten englischen Wörter nach. Anna und Henrike tun sich bei dieser Aufgabe noch etwas schwerer. Doch auch bei ihnen sind erste Erfolge zu erkennen. Sie verstehen die Wörter und können beispielsweise Tiere den Bildern zuordnen. "Wir wollten erstmal testen, wie es klappt und ein Konzept entwickeln", sagt Ulrike Klinger. Den beiden Müttern geht es darum, dass die Kinder dank ständiger Wiederholung einfache englische Grundlagen mitbekommen. Das sind vor allem Farben, Formen und Tiere.

Wer möchte, kann ab sofort dazu stoßen. Die kleine Gruppe trifft sich immer donnerstags um 15.30 Uhr im Frauen- und Mütterzentrum, Johannisstraße 3, in Stade. "Die Kinder sollten zwischen 18 Monaten und drei Jahren alt sein", sagt Ulrike Klinger.

Die Mütter müssen kein Englisch können, sie lernen dann nebenbei die einfachen Begriffe gleich mit. Gerne gesehen seien auch Migrantinnen mit ihren Kindern, die dann im lockeren Gespräch mit den anderen Müttern zusätzlich ihre Deutschkenntnisse schulen und trainieren könnten, sagt Ulrike Klinger.

Die beiden Mütter überlegen für die Krabbelgruppe künftig zwei Euro einzusammeln, um die Kosten für Materialien zu decken. Die kindgerechten Bildbücher mit den englischen Begriffen stammen alle aus Australien, weil dort die Familie von Ritzie Schäfers Mann lebt.

Anna Schäfer und Henrike Klinger haben für heute genug Englisch gelernt. Sie tapsen schnurstracks zu den Spielzeugen im Zimmer. Die beiden Mütter lachen. "Für die Kinder ist es ja auch neu. Sie haben noch keine Erfahrungen in einer Krabbelgruppe gemacht", sagt Klinger. Deshalb seien die beiden Mütter schon froh, dass die Kinder sich überhaupt miteinander beschäftigen. "Sie lernen auch voneinander", sagt Klinger. Im Anschluss an den 30-minütigen "Unterricht" dürfen die Kinder dann gemeinsam im Spiel- und Kinderzimmer des Frauen- und Mütterzentrums spielen.

Gegründet wurde die Anlaufstelle für Frauen und Mütter übrigens schon im November 1992. Im Mai des darauffolgenden Jahres bezog es mit Unterstützung der Stadt die Räume im Johanniskloster. Dort haben Frauen und Mütter seitdem die Möglichkeit, andere Frauen kennen zu lernen, einen Kursus zu besuchen oder in gemütlicher Atmosphäre einfach nur mal einen Kaffee zu trinken. Weitere Informationen zum Frauen- und Mütterzentrum, das Programm und den zugehörigen Verein gibt es auch im Internet.

www.frauenundmuetterzentrum.de