Obwohl Apensen und Beckdorf für eine Zusammenlegung der Gemeinden sind, wollen die Sauensieker wohl bei einem klaren Nein bleiben.

Apensen/Lühe. Apensen will es, Beckdorf auch, bloß Sauensiek stemmt sich mit aller Macht gegen den Plan, aus der Samtgemeinde Apensen eine Einheitsgemeinde zu machen. Zwar hat am Dienstagabend der Samtgemeinderat mit knapper Mehrheit für die Einheitsgemeinde votiert, doch in den Gemeinden Beckdorf und Sauensiek stehen die Entscheidungen noch aus - womit die Abstimmung im Samtgemeinderat lediglich ein Zwischenstand ist.

SPD erhofft sich jährliche Einsparungen von 50 000 Euro

Bereits vor drei Wochen hatte der Apenser Gemeinderat grünes Licht für den Zusammenschluss der Gemeinden gegeben, der auf einen Antrag der SPD-Fraktion zurückgeht. Die Sozialdemokraten erhoffen sich dadurch jährliche Einsparungen in Höhe von 50 000 Euro für die verschuldete Samtgemeinde. Für den heutigen Abend, 19.30 Uhr, ist im Beekhoff am Wiesengrund eine Sitzung des Beckdorfer Gemeinderats angesetzt, während der ebenfalls über das Thema beraten wird.

"Ich denke, die Grundtendenz bei uns ist positiv", sagt Gemeindebürgermeister Siegfried Stresow (SPD) vorab. Er geht davon aus, dass sich in Beckdorf eine Mehrheit für die Umwandlung in eine Einheitsgemeinde finde, zumal das seiner Meinung nach mit vielen Synergie-Effekten und Vorteilen verbunden wäre. Nachteile für Beckdorf sieht er nicht. "Es wäre toll, wenn es klappen würde."

Rolf Suhr (CDU) ist von solchen Äußerungen weit entfernt. Der Sauensieker Gemeindebürgermeister kündigt an, dass er seine ablehnende Haltung zur Einheitsgemeinde nicht ändern werde. Ganz egal, wie positiv die anderen Gemeinden das Vorhaben sehen. Suhr würde damit den gesamten Plan zunichte machen, denn um die Einheitsgemeinde realisieren zu können, müssen alle Mitgliedsgemeinden dafür stimmen.

Nach Ansicht des Sauensieker Gemeindebürgermeisters gebe es in den Randgemeinden ein grundsätzlich anderes Interesse als im Zentralort Apensen. Und da er die Interessen der Sauensieker Bürger vertrete, stimme er gegen die Einheitsgemeinde. "Vermutlich Ende des Jahres" wolle der Sauensieker Gemeinderat über das Thema beraten.

Viele Bürger sind verwundert, dass es mehrere Bürgermeister gibt

Dass die Einheitsgemeinde kommt, erscheint somit sehr unwahrscheinlich. Diese Ansicht teilt auch Apensens Samtgemeindebürgermeister Rolf Sommer, der selbst ein Verfechter des Zusammenschlusses ist. "Viele Bürger wissen doch gar nicht, was der Unterschied zwischen Samt- und Einheitsgemeinde ist", sagt er. Einige seien sogar eher verwundert, dass es im Grunde zwei Bürgermeister für jeden Ort gebe. Auch seien die Zuständigkeiten oft nicht eindeutig geklärt.

All diese Argumente hatten auch die SPD dazu bewogen, den Antrag auf Bildung zur Einheitsgemeinde zu stellen. Statt vier Gemeinderäte gäbe es dann nur noch ein Gremium, das kostensparender arbeiten würde. Beschlüsse könnten schneller und einfacher gefasst werden, der Verwaltungsaufwand wäre geringer. Hinzu kommt, dass das Land Niedersachsen derartige Zusammenschlüsse mit einer "Hochzeitsprämie" belohnt, die im Falle von Apensen rund 750 000 Euro betragen würde. Einen Haken gibt es dabei jedoch: Die Regelung gilt nur noch bis Ende des Jahres.

Dass es bis dahin einen positiven Beschluss in Apensen gibt, hält mittlerweile selbst die SPD, die den Stein ins Rollen brachte, für wenig aussichtsreich. "Ich bin Realist und weiß, dass die Sauensieker dagegen stimmen werden", sagt Kurt Matthies. Trotzdem stellt er die Frage, ob es wirklich demokratisch sei, wenn sie bei ihrem Basta bleiben. "Sie werden es sich jahrelang anhören müssen, dass sie gegen die Einheitsgemeinde gestimmt haben", kündigt er an. Dabei ist das Meinungsbild in Sauensiek gar nicht so einheitlich, wie es auf den ersten Blick scheint. So ist etwa die Sauensieker SPD geteilter Meinung, Jürgen Prochnow ist für die Einheitsgemeinde, Federico Schreiber ist dagegen. "Jeder von uns wird so abstimmen, wie er es für richtig hält", sagt Prochnow.

Ein Blick in die Samtgemeinde Lühe könnte den Apensern hingegen zeigen, wie man das Thema auch ganz anders hätte angehen können. Für den 17. November ist dort eine Infoveranstaltung geplant, bei der ein Vertreter des niedersächsischen Innenministeriums vor den 69 Lüher Ratsmitgliedern über die Bedingungen von Gemeindefusionen spricht.

"Wir wollen das ganze Halbwissen aus den Köpfen kriegen", sagt Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck. Niemand wisse genau, welche Einsparungen wirklich möglich seien. Und das wolle er ändern. Die Entscheidung über Knie zu brechen, bringe nichts. 2005 sei die Samtgemeinde schon einmal daran gescheitert, eine Einheitsgemeinde zu bilden. Hollern-Twielenfleth war vehement dagegen. Wenn er nun alle Politiker und Bürger rechtzeitig mit ins Boot holt, hält es Jarck für realistisch, dass es bis zum Jahr 2016 eine einvernehmliche Lösung gibt und Lühe zur Einheitsgemeinde wird.