Biomasse-Anlage der Wohnstätte Stade versorgt seit gestern 188 Wohnungen mit Wärme und warmem Wasser

Stade. Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms nimmt den Spaten und schleudert damit die erste Ladung Hackschnitzel in die Luke. Frank Wilshusen, Geschäftsführer der Wohnstätte Stade, lächelt zufrieden. Der Start des neuen 1,42 Millionen Euro teuren Biomasse-Heizwerkes ist geglückt. Seit gestern werden 188 Wohnungen im Stader Quartier Kopenkamp mit Wärme versorgt, die im Heizwerk an der Teichstraße produziert wird.

Wohnstätte senkt seit einigen Jahren Energiekosten in ihren Gebäuden

Seit einigen Jahren versucht die Wohnstätte als größter Stader Immobilienbesitzer, mit unterschiedlichen Programmen die Energiekosten zu senken. Dazu wurden in vielen Gebäuden die Fenster erneuert und die Dämmung der Gebäudehüllen verstärkt. "Wir haben auch im Bereich der Heiztechnik investiert", sagt Wilshusen. Nach dem Einbau eines Blockheizkraftwerkes, einer Geothermie-Wärmepumpe sowie Solar- und Photovoltaikanlagen kommt nun erstmals eine Biomasse-Heizanlage zum Einsatz. "Wir setzen jetzt das I-Pünktchen in unserem Paradequartier", sagt Wilshusen. Damit werden rund zehn Prozent der Wohnfläche der Wohnstätte Stade mit Wärme aus regenerativen Energien versorgt.

Die neue Anlage verfügt über einen Holzkessel mit einer Leistung von 550 Kilowatt. Fällt dieser aus oder kommt es zu einem besonders langen und kalten Winter, steht ein zusätzlicher Gaskessel mit einer Leistung von 1000 Kilowatt zur Verfügung. Seit gestern werden 31 Häuser in der Teichstraße, der Freudentheilstraße, der Rainer-Lange-Straße und der Wyneckenstraße sowie zwei Häuser in der Karl-Kühlcke-Straße mit einer gesamten Wohnfläche von rund 13 000 Quadratmetern sowohl mit Heizenergie als auch mit warmem Wasser versorgt.

Knapp 50 Wohnungen können zusätzlich angeschlossen werden

Etwa 50 Wohnungen an der Teichstraße und der Karl-Kühlcke-Straße können zusätzlich angeschlossen werden. Die Wohnstätte hat beim Bau der Anlage extra ein neues Nahwärmeleitungsnetz von annähernd einem Kilometer Länge errichtet.

Befüllt wird die Biomasse-Heizanlage mit Holzhackschnitzeln. Der Brennstoffbunker der Anlage fasst rund 125 Kubikmeter Hackschnitzel, das entspricht einer Lieferung von drei Containern. Am Tag benötige die Heizanlage etwa zehn Kubikmeter, sagt Günter Längle. Der österreichische Ingenieur hat die Stader Anlage geplant. "In Österreich sind Holzhackschnitzel-Werke weit verbreitet", sagt Wohnstätten-Geschäftsführer Wilshusen. Aufgrund der Höhe der Investitionen in die Anlage sollte eine hohe Sicherheit gewährleistet und neueste Technik eingesetzt werden.

"Österreich ist auf diesem Gebiet einfach auf dem neuesten technischen Stand", sagt Wilshusen. Das einzige in Deutschland produzierte Teil der Anlage ist der 65 000 Euro teure Elektrofilter. Dabei sei dieser nicht einmal gesetzlich vorgeschrieben. Die Anlage halte auch ohne den Elektrofilter die gesetzlich vorgeschriebene Grenze der Staubemissionen ein, betont Wilshusen. Klima- und Umweltschutz sei der Wohnstätte beim Bau der neuen Anlage ohnehin wichtig.

Die Lieferung des Brennmaterials übernimmt beispielsweise die Cuxhavener Firma Niemczyk, die trotz einer bundesweiten Ausschreibung ausgewählt wurde. "So kann der Ausstoß an CO2 bei der Anlieferung gering gehalten werden", sagt Geschäftsführer Wilshusen. Die Anlage selbst spare im Vergleich zum Gas 365 Tonnen CO2 pro 100 Quadratmetern ein.

Die Wohnstätte habe sich auch bewusst für die Holzhackschnitzel entschieden, ergänzt Oliver Stapel, der die technische Bauleitung vor Ort innehatte. Alternativ hätten auch industriell hergestellte Holzpellets eingesetzt werden können. Diese seien allerdings vom Preis für Öl und Gas abhängig. "Das ist bei Holzschnitzeln noch nicht der Fall", sagt Stapel. Zwar könnten im Notfall in dem Ofen der Anlage an der Teichstraße auch Pellets verbrannt werden, darauf wolle die Wohnstätte allerdings verzichten. "Wir schließen Pellets auch künftig aus", sagt Stapel. Geschäftsführer Wilshusen weist zudem noch darauf hin, dass es nicht darum ginge, das Gas abzuhängen. "Wir wollen mittelfristig einen vernünftigen Energie-Mix schaffen", sagt Wilshusen.

Eine weitere Biomasse-Heizanlage ist bereits in Planung. Im kommenden Jahr soll eine Anlage mit einer Leistung von 280 Kilowatt im Bereich der Töpferstraße und der Jahnstraße in Betrieb genommen werden. Die ersten Mieter sollen die Neubauwohnungen in 14 Monaten beziehen. Die neue Anlage soll etwa 70 Wohnungen versorgen.