Das Obstbau-Versuchs- und Beratungszentrum in Jork investiert 2 500 000 Euro in einen Neubau

Jork. Millioneninvestition in die wichtigste Einrichtung für Obstbauern im Alten Land: Das Obstbau-Versuchs- und Beratungszentrums in Jork Moorende erhält ein neues Gebäude. Am Freitag, 6. August, wird um 11 Uhr das Richtfest für den rund 2,5 Millionen Euro teuren Bau gefeiert. Als Gäste werden unter anderen die Niedersächsische Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen und der Präsident der Landwirtschaftskammer Arendt Meyer zu Wehdel erwartet. Bereits im Oktober sollen die neuen Räume genutzt werden können.

Bauherr des Neubaus ist die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die Finanzierung für den neuen Schultrakt und die Erweiterung der Speziallabore stemmen das Land Niedersachsen mit einem Förder-Zuschuss von 1,875 Millionen Euro (75 Prozent), die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Obstbauversuchsring des Alten Landes jeweils mit 312 500 Euro (12,5 Prozent). Getragen wird der Beitrag des Obstbauversuchsrings von den Obstbauern, die dafür in einem Fonds angespart haben. Der erste Spatenstich für den Neubau wurde im Herbst 2009 gesetzt.

Mit dem Neubau werden für die Mitarbeiter nicht nur die Arbeitsbedingungen in erweiterten Räumen verbessert, sondern auch optimale Ausbildungsmöglichkeiten und mehr Platz für Veranstaltungen geschaffen.

Verbesserte Arbeitsbedingungen und optimale Ausbildungsmöglichkeiten

Die Mitarbeiter des Obstbau Versuchs- und Beratungszentrums vereinen nun Forschung, Beratung und Ausbildung unter einem Dach. Forschungsprojekte laufen in der Obstbauversuchsanstalt Jork der Landwirtschaftskammer Niedersachsen seit 1935. Für Beratungen sind die Fachleute vom Obstbauversuchsring des Alten Landes schon seit 1929 Ansprechpartner, und zwar nicht nur für die Obstbauern aus der Elbmarsch, sondern für Landwirte aus dem gesamten norddeutschen Raum.

"Dazu wird von November an im Neubau ein Schulbereich für die obstbauliche Fach- und Meisterschule geschaffen. 20 Anwärter pro Jahrgang können sich dort in zwei Jahren zum Obstbaumeister oder an der Obstbaufachschule qualifizieren", sagt Matthias Görgens, der stellvertretende Leiter der Obstbauversuchsanstalt Jork.

Neben dem Bildungsbereich im Neubau werden auch die bereits vorhandenen Räume im Altbau umfunktioniert. So werde ein modernes Diagnoselabor für Pflanzenkrankheiten und ein Labor für eine professionelle Verbesserung der Fruchtqualität aufgebaut, so Görgens.

Auf der Suche nach dem Obst mit der optimalen Qualität

Auch die Lagereinrichtungen des Obstbau-Versuchs- und Beratungszentrums werden erweitert. Dort werden bei Lagerversuchen Klimabedingungen für die Vorratslager der Obstbauern unter verschiedenen Aspekten getestet, um beste Voraussetzungen für eine langfristige Obstlagerung zu schaffen und die Qualität des Obstes auf höchstem Niveau zu halten. "Ergänzt wird dieser Komplex mit weiteren Büro- und Laboreinrichtungen. Zudem soll die Forschung und Beratung mit speziellen Aus- und Weiterbildung in den neu geschaffenen Räumen weiter ausgebaut werden", sagt Görgens.

Zur Unterstützung einer zukunftsorientierten Entwicklung des Obstbaus im Alten Land und in anderen Regionen werden von den Mitarbeitern des Obstbau-Versuchs- und Beratungszentrums auf etwa 25 Hektar Versuchsfläche bestimmte Obst-Sorten und spezielle Anbausysteme für ertragreiche Ernten geprüft. "Wir sehen darin einen Beitrag zur Schaffung und Erhaltung qualifizierter und dauerhafter Arbeitsplätze im Obstbau als modernes, attraktives Berufsfeld", beschreibt Görgens eines der Ziele des Obstbau-Versuchs- und Beratungszentrums. Als besonders wichtig bezeichnet Görgens die "Investition in die berufliche Aus- und Weiterbildung als Voraussetzung der Attraktivitätssteigerung einer qualifizierten Beschäftigung im Obstbau".

Mit dem Neubau sind beste Voraussetzungen geschaffen, den Ausbau des einzigen branchenspezifischen Kompetenzzentrums für Obstbau in Norddeutschland zu forcieren.

Bereits seit rund 80 Jahren werden Obstbauern professionell beraten

Den Obstbauversuchsring des Alten Landes (OVR), dessen Vorsitzender Jens Stechmann aus Jork ist, gibt es als landwirtschaftlichen Beratungsring für den Erwerbsobstbau schon seit 1929.

Er ist somit der älteste Beratungsring seiner Art in Deutschland und der zweitgrößte in Europa. Das Beratungsgebiet des OVR umfasst das Kammergebiet der Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Hamburg. Das Kerngebiet der Beratung erstreckt sich entlang des linksseitigen Urstromtales der Niederelbe vom Alten Land aus nach Nordwesten in die Landschaften Kehdingen und Hadeln und nach Südosten bis in die Winsener Elbmarsch sowie nach Süden bis auf die Geest.

In diesen Bereichen werden etwa 1200 Betriebe nur mit Obstbau bewirtschaftet, wovon rund 600 Vollerwerbsbetriebe eine Flächengröße ab acht Hektar haben. Die Gesamtanbaufläche für Obst in der Niederelbe-Region umfasst zirka 10 500 Hektar. "Allein 9872 Hektar sind Baumobstflächen mit 89,3 Prozent Apfelbäumen, 3 Prozent Birnenbäumen, 5,1 Prozent Süßkirschen und 1,6 Prozent Pflaumen- oder Zwetschenbäumen", rechnet Görgens vor. Die Beerenobstfläche, im Beratungsgebiet betrage etwa 600 Hektar, worauf hauptsächlich Erd- und Himbeeren sowie Heidelbeeren wachsen.

Aus- und Fortbildung in Ökonomie und Ökologie

Den Mitgliedern des OVR stehen für so genannte "produktionstechnische Belange" elf Mitarbeiter zur Verfügung. Die Beratungen zu Problemen der Landwirte, zum Beispiel Krankheiten an Bäumen oder Früchten, werden zum Teil vor Ort in den Obsthöfen oder als Gruppenberatungen durchgeführt. Fortbildungen zu den Themen Pflanzenschutz oder zum Konzept des "Integrierten Obstanbaus an der Niederelbe" werden ebenfalls angeboten. Dazu gibt es Seminare zu den Themen Ökologie und Ökonomie.

"Die konsequente Weiterentwicklung eines modernen Obstanbaues mit hohen Anforderungen an die innere und äußere Fruchtqualität gehört ebenso zu den Zielen der Mitarbeiter des Obstbau-Versuchs- und Beratungszentrums wie ein möglichst geringer Einsatz von Agrochemikalien in der kontrollierten integrierten Obstproduktion", umreißt Matthias Görgens die Aus- und Fortbildungsprogramme.