Wahrscheinlich wird nun der Bau einer neuen Trasse entlang des Naturschutzgebiets “Moore bei Buxtehude“.

Buxtehude. Bei der Planung der Autobahn 26 gibt es eine brisante neue Entwicklung: Während bislang alles dafür sprach, dass die Buxtehuder Verwaltung und die Kreisverwaltung sowie einer Mehrheit der Buxtehuder Ratspolitiker die Rübker Straße (K 40) zu einem Autobahnzubringer ausbauen wollten, so mehren sich jetzt die Argumente für einen Alternativplan. Nach diesem könnte anstelle des Ausbaus der Rübker Straße eine Umgehungsstraße gebaut werden, die im Gewerbegebiet "Ostmoor" eine Anschlussstelle hätte.

Diese Variante hatte die SPD im Buxtehuder Rat vor einigen Wochen ins Spiel gebracht, doch sie war damals von den anderen Ratsfraktionen als unrealistisch abgetan worden. Jetzt aber sorgen neue Zahlen für eine veränderte Planungsgrundlage. Diese legte Dietrich Fornaschon, Professor für Bauingenieurswesen an der Buxtehuder Hochschule 21, am Montagabend bei einem gemeinsamen, öffentlich geführten Ausschuss des Kreises und der Stadt vor.

"Wir erwarten, dass pro Tag etwa 21 000 Autos die Rübker Straße entlang fahren würden, wenn die K 40 zu einem Autobahnzubringer wird", sagte der Verkehrsplaner, der im Auftrag des Landkreises die Verkehrsströme berechnet. Mit dieser Anzahl Fahrzeuge sei an der Rübker Straße zu rechnen, wenn der dritte Bauabschnitt der A 26 bis Neu Wulmstorf eines Tages fertig gestellt ist.

Die Zahl sorgte für Verwunderung bei den Buxtehuder Ratspolitikern und auch bei den rund 300 Zuschauern, die zu der Ausschusssitzung in das Schulzentrum Nord gekommen waren. Denn bisher waren alle Beteiligten und die Buxtehuder Bürger davon ausgegangen, dass mit einem hohen Verkehrsaufkommen nur für eine Übergangszeit zu rechnen sei, falls der zweite Bauabschnitt vor dem dritten freigegeben werden würde. Tatsächlich könnte es jetzt, nach den derzeitigen Prognosen, aber sogar mehr Durchgangsverkehr geben: Rund 17 000 Autos würden über die K 40 fahren, wenn zunächst nur der zweite Abschnitt fertig wird. Nach der Freigabe des dritten Abschnittes würden es, so Fornaschon, noch einmal rund 4000 mehr werden.

Die neuen Zahlen stellen die Planer vor Probleme. "Wir haben bisher keine Lösung gefunden, wie man diese Verkehrsströme auf die Adenauer-Allee und die Harburger Straße weiter südlich leiten könnte", sagte der Professor. Und noch ein weiteres Problem ergibt sich bei der intern als "Variante 1" bezeichneten Lösung: Wegen der Häuser, die an der Rübker Straße stehen, ist es laut Gesetz nur zulässig, bis zu 18 000 Autos durch den Ort fahren zu lassen. Laut Fornaschon würden derzeit für beide Probleme nach Lösungen gesucht.

Noch während des Ausschusses wurde deutlich, dass die Planer jetzt auch die von der Buxtehuder SPD ins Spiel gebrachte Lösung in Erwägung ziehen. Lothar Giesler, Leiter des Bauordnungsamtes des Landkreises Stade, stellte diese als "Variante 2" vor. Zumindest die verkehrstechnischen Probleme würden sich nach dieser Lösung nicht stellen. Dietrich Fornaschon: "Ein Knotenpunkt am Ostmoorweg könnte den Verkehr von der Autobahn aufnehmen."

Lothar Giesler wies allerdings auch auf die Probleme dieser Lösung hin: So wäre die Variante 2 deutlich länger und damit teurer als die Variante 1. Unter anderem müsste eine Brücke über die Eisenbahntrasse gebaut werden. Ein weiteres Problem: Die Variante 2 würde das Naturschutzgebiet "Moore bei Buxtehude" streifen, wie bereits die ersten 300 Meter des Zubringers, die in beiden Varianten identisch wären.

Trotz dieser Probleme betrachten Buxtehuder Ratspolitiker die Variante jetzt mit anderen Augen. So etwa Arnhild Biesenbach, Vorsitzende der CDU-Fraktion, die diese Lösung bisher abgelehnt hatte: "Die neuen Zahlen lassen es als schwierig erscheinen, Variante 1 noch umzusetzen." Der Variante 2 wolle sie sich "nicht grundsätzlich verschließen". Auch Rudolf Fischer, Vorsitzender der FDP-Fraktion sagt: "Es spricht jetzt einiges für die zweite Variante." Wie Biesenbach verweist er aber darauf, dass noch weitere verkehrstechnischer Gutachten vorliegen müssen.

Opposition gegen die Variante 2 betreibt Michael Lemke von der Grünen-Fraktion. "Wir sind weiterhin der Meinung, dass Buxtehude auch ohne eine eigene Ausfahrt auskommen würde." Doch der Vorschlag der Grünen, der als "Variante 4" vorgestellt wurde, hat bei den anderen Fraktionen kaum Chancen. Auch die sogenannte Variante 3 wurde im Ausschuss nur kurz erwähnt: Der Vorschlag des Linken-Politikers Benjamin Koch-Böhnke sieht vor, die Variante 2 um eine zusätzliche Anbindung an die B 73 zu ergänzen. Die Mehrheit im Rat lehnt diese Variante als zu teuer ab.