Verkehrswacht Buxtehude klärt Senioren über die Gefahren im Straßenverkehr auf

Buxtehude. Ohne Helm geht Rosemarie Drosbach nicht mehr aufs Rad. "Mein Sohn hat gesagt, ich soll ihn lieber aufsetzen", erzählt die 80-Jährige. Aber verknautscht der nicht die ganze Frisur und ist eher was für kleine Kinder? Rosemarie Drosbach ließ sich nicht beirren und kaufte sich ein schwarz-rotes-Exemplar, das sie fortan beim Radeln aufsetzte. Mittlerweile mag sie den Kopfschutz gar nicht mehr missen - hat er sie doch schon einmal bei einem Sturz vor schweren Verletzungen bewahrt.

Die Buxtehuderin war mit ihrer Radgruppe auf großer Tour, als auf holprigen Pflastersteinen plötzlich die beiden Plastikhandgriffe ihres Fahrrads abfielen. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden, wurde dabei aber nicht verletzt. "Seitdem weiß ich, wie wichtig der Helm ist", sagt sie.

Ihre Mit-Radfahrerinnen nicken, ziehen es aber dennoch vor, ohne Kopfschutz zu fahren. "Ich habe einen Helm zu Hause, aber irgendwie ist der unpraktisch", sagt Renate Deiters. Wohin mit dem Ding, wenn man einkaufen geht? In eine Handtasche passt der nicht. Und sieht man damit nicht irgendwie auch ein bisschen lächerlich aus?

Ohne Helm kann es leicht zu Kopfverletzungen kommen

Siegfried Häußler von der Verkehrswacht Buxtehude kennt solche Gedanken. Der 66 Jahre alte Polizeibeamte im Ruhestand, der die etwa 25-köpfige Senioren-Radgruppe Buxtehude an diesem Nachmittag über die Sicherheit im Straßenverkehr aufklärt, weiß, dass viele Ältere aus falscher Scheu vor einem ausreichenden Schutz zurückschrecken. "Schon bei niedriger Geschwindigkeit mit dem Rad kann man sich ohne Helm böse Kopfverletzungen zuziehen", sagt er.

Gerade ältere Verkehrsteilnehmer hätten teilweise mit Problemen zu kämpfen, die sie nicht wahr haben wollen - egal, ob sie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto unterwegs sind. "Der Mensch reagiert mit zunehmendem Alter langsamer", sagt Siegfried Häußler. Das Blickfeld wird kleiner, das Gehör lässt nach und die Konzentration ebenfalls. Im Grunde nähere man sich als Senior wieder Kindern an, die auch nur eingeschränkt das Geschehen auf der Straße überblicken können. Und um die kümmere man sich in der Verkehrserziehung sehr intensiv - aber warum verhält es sich bei Senioren anders?

Vielleicht liegt es daran, dass sie ihre Fähigkeiten nicht realistisch einschätzen. Deshalb gelte für sie als oberstes Prinzip, ehrlich zu sich selbst zu sein und genau zu erforschen, was man noch gut kann und was nicht. "Im Alter sollte man auf seine körperliche Fitness achten", sagt Häußler. Regelmäßig sollte etwa die Seh- und Hörfähigkeit überprüft werden.

Zumindest was die Unfallzahlen angeht, machen Senioren im Landkreis Stade aber keinen auffällig großen Anteil aus. Über-65-Jährige sind laut Statistik des Jahres 2009 mit 655 Verkehrsunfällen um 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr am Unfallgeschehen beteiligt. Die Zahl der tödlich verletzten Senioren sank von sechs auf zwei, die der schwer verletzten von 19 auf 18. Zum Vergleich: Kinder unter 14 Jahren waren im Jahr 2009 an 60 Unfällen beteiligt.

Verkehrswacht setzt lieber auf Aufklärung als auf Verbote

Die Diskussion darüber, dass bei Senioren ab einem gewissen Alter getestet werden soll, ob sie noch Autofahren dürfen, sieht Häußler mit gemischten Gefühlen. Eigentlich könne das sinnvoll sein, aber ab welchem Alter wolle man die Grenze setzen? Jeder Mensch sei nun einmal anders. Häußler setzt lieber auf Aufklärung und darauf, dass sich die Senioren über ihr Verhalten bewusst werden. Diesen Weg bevorzugt auch der Seniorenbeauftragte der Stadt Buxtehude, Wolfgang Schöntaube. "Bei uns laufen ständig Veranstaltungen, die über Sicherheit im Straßenverkehr informieren", sagt er.

Letztlich gehe es darum, dass sich Senioren an Regeln halten, sagt Häußler. Sie müssten eindeutige Signale an andere Verkehrsteilnehmer geben und nicht unverhofft handeln, sie sollten sich genügend Zeit für ihren Weg lassen und nicht in Hektik verfallen, auf dem Rad Sicherheitskleidung tragen, sich mit den Verkehrsregeln auseinandersetzen und nicht davor zurückschrecken, andere um Hilfe zu bitten.