Verwaltung und Politiker machen Vorschläge, wie die Bevölkerungszahlen stabil bleiben könnten

Harsefeld. Die Samtgemeinde Harsefeld bereitet sich auf die Schrumpfung ihrer Bevölkerung vor. Der Wissenschaftler Peter Kramer, Leiter des "Büros für angewandte Sozialwissenschaften" , hatte dem Samtgemeinderat im Mai ein umfassendes Gutachten zur Bevölkerungsentwicklung vorgestellt. Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2025 voraussichtlich um sechs bis acht Prozent sinken wird. Der Anteil der Älteren erhöht sich stark, die Jüngeren werden im Verhältnis deutlich weniger. Jetzt liegen erste Vorschläge aus der Verwaltung und der Politik vor, wie diesem Prozess begegnet werden könnte.

Verwaltung will Wegzügler nach ihren Gründen fragen

"Wir haben vor, Personen, die aus unseren Gemeinden weggezogen sind, nach ihren Gründen zu befragen", sagt Harsefelds Samtgemeindebürgermeister Rainer Schlichtmann. Mit der Befragung wolle die Verwaltung Erkenntnisse über die Motive des Wegzugs gewinnen - und vor allem darüber, ob die Kommune diese Gründe überhaupt beeinflussen kann. Dabei hat die Verwaltung schon einen bestimmten Personenkreis im Auge. Ehemalige Einwohner, die zwischen dem 1. Januar und dem 30. Juni aus der Samtgemeinde fortgezogen sind, sollen in der nächsten Zeit angesprochen werden.

Auch bei der Gestaltung der Bebauungspläne soll sich etwas tun. Peter Kramer hatte vorgeschlagen, dass diese in Zukunft "nachfrageorientierter" und besser auf die Bedürfnisse der Bauherren zugeschnitten sein müssten. Diese Anregung will die Verwaltung teilweise aufnehmen. "Ich kann mir vorstellen, dass wir Bebauungspläne in Zukunft flexibler gestalten. Das bedeutet, die Größen der Grundstücke und der Häuser müssten nicht mehr so stark vorgeschrieben sein wie früher", sagt Rainer Schlichtmann.

In anderen Punkten widerspricht der Bürgermeister jedoch den Schlüssen, die Kramer selbst gezogen hatte. Der Wissenschaftler hatte gesagt, dass sich das kulturelle Angebot in Harsefeld noch verbessern müsse, damit die Samtgemeinde für potenzielle Zuzügler aus Hamburg interessant werde. "Ich teile diese Einschätzung nicht in Gänze. Ich sehe uns kulturell ganz gut aufgestellt", sagt Schlichtmann dazu und verweist auf die Konzerte im Klosterpark und Veranstaltungen wie das Musik- und Lauf-Festival.

Alle sieben Schulen sollen erhalten bleiben

Auf noch weniger Gegenliebe stößt Kramers Einschätzung, dass die Samtgemeinde eine oder zwei Schulen schließen müsse, wenn seine Prognosen eintreffen. Schlichtmann hingegen sagt, dass die Kommune "alle Schulen erhalten" wolle. Räume, die wegen der sinkenden Schülerzahlen frei werden, könnten in Zukunft von Vereinen oder Kindergärten genutzt werden.

Dass die Samtgemeinde Harsefeld alle sieben Schulen behalten sollte, darüber herrscht auch ein parteiübergreifender Konsens zwischen allen Fraktionen im Samtgemeinderat. Doch bei der Frage, was die Kommune aktiv gegen die Schrumpfung und Überalterung ihrer Bevölkerung tun könnte, herrschen sehr unterschiedliche Vorstellungen.

Am weitesten gegen die Vorschläge der SPD. Sie schlägt vor, junge Neu-Harsefelder für ihre Entscheidung zu belohnen - und zwar mit Geld. "Wenn eine Familie mit zwei Kindern in Harsefeld bauen will, könnten wir Rabatte auf die Bauplätze geben. Zum Beispiel in Höhe von 1000 Euro pro Kind", sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Klensang. Weiterhin könnten die Gemeinden das Mittagessen an den Schulen kostenlos anbieten, um die Familienfreundlichkeit noch weiter zu steigern.

Grüne wollen eine Stärkung der Jugendarbeit

Die "Stärkung der Jugendarbeit" ist nach Meinung der Harsefelder Grünen einer der wichtigsten Punkte, um der Überalterung zu begegnen. Doch auch der älteren Bevölkerung müsse in Zukunft mehr getan werden, vor allem im medizinischen Bereich. "Wir brauchen zum Beispiel weitere Fachärzte", sagt der Fraktionsvorsitzende Hartwig Holthusen.

Die Vorstellungen der Freien Wähler gehen in eine andere Richtung: Nach Aussage der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Sabine Hellwege sollte das "Stadtmarketing personell weiter ausgebaut" werden. Denn Harsefeld müsse in anderen Gegenden offensiver mit seinen Stärken werben. Dafür sollte die Verwaltung einen oder mehrere Experten einstellen.

Die CDU hat zu dem Thema "noch nicht offiziell beraten", wie das Fraktionsmitglied Jürgen Deden sagt. Eine Idee, über die diskutiert werde, sei jedoch, die Taktung der Züge nach Hamburg zu verkürzen. Darauf könne die Politik bei den Untenehmen hinwirken.

Wie es aussieht, kommt auf die Ausschüsse in den Wochen nach der Sommerpause viel zusätzliche Arbeit zu. Denn sie sind es, die sich mit den vielen Ideen als nächstes beschäftigen werden.