Alljährliche Schülerparty an der Elbe wird zum lästigen Müllproblem und Hollern-Twielenfleth muss die Zeche zahlen

Hollern-Twielenfleth. Hoch Wendelin beschert schönstes Sommerwetter, Badelustige strömen zum Elbstrand nach Bassenfleth. Doch der Strand musste am Mittwochmorgen gesperrt werden. Er ist übersät von Müll, vor allem Dosen, Flaschen und Scherben. Hinterlassen wurde der Müll von überwiegend von Stader Schülern, die alljährlich zum Schuljahresende nach Bassenfleth pilgern, um dort mit einer Strandparty die Ferien zu feiern.

Der Strand versinkt in Scherben und die Gemeinde muss Zeche zahlen

Mehr als 2000 Euro muss die Gemeinde Hollern-Twielenfleth (etwa 3300 Einwohner) jedes Jahr allein für die Beseitigung des gefährlichen Mülls dieser einen Partynacht bezahlen - und das, obwohl sie gar nicht Eigentümer des Strandbereiches ist. Das Unternehmen "E.on" und zum Teil auch der Deichverband sind die Haupteigentümer. Doch wenn sie aufgefordert würden, sich an den Säuberungskosten zu beteiligen, könnte dies das Ende aller Badefreuden in Bassenfleth bedeuten. "Die zäunen den Strand ein und sperren ihn komplett", sagte Thorsten Bardenhagen von der Freien Wählergemeinschaft auf der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend.

Genau das fänden einige Anwohner aber gut. Einzäunen und wie in Cuxhaven Gebühren verlangen, von denen dann der Reinigungsaufwand bezahlt werden kann. Die Wellen des Ärgers schlagen hoch. Alle Jahre wieder eine Riesensauerei: Es riecht nach Kot und Urin, überall ragen Scherben aus dem Sand, dazu Massen von Unrat. "Die machen jedes Jahr den Strand zur Müllkippe, das kann so nicht bleiben, das Maß ist voll", bringt es Anwohner Gerhard Pfeil auf den Punkt.

In Hollern-Twielenfleth wird auf gepflegte Anwesen Wert gelegt, schmucke Vorgärten und penible Altländer Sauberkeit. Wohl auch deshalb sind nun zur Ferienzeit die meisten Pensions- und Ferienwohnungen am Deich ausgebucht. Der Ort ist randvoll mit Feriengästen und Tagestouristen. Und natürlich zieht es viele an den Elbstrand, besonders den in Bassenfleth, weil hier jeder noch baden kann, wie er möchte, ob nackt oder mit Hund. Wer jetzt den etwa 1500 Meter langen und rund 60 Meter breiten Strand barfuß betritt, riskiert gefährliche Schnittverletzungen, auch nachdem die Bauhofarbeiter der Samtgemeinde Lühe das Gros des Mülls mühevoll entfernt haben. Denn ein Problem gibt es in diesem Jahr zusätzlich. "Wir können die Strandreinigungsmaschine, die den Sand bis zu 30 Zentimeter tief nach Scherben durchkämmt, nicht mehr bekommen. Das Hamburger Unternehmen, das sie in den vergangenen Jahren zur Verfügung stellte, macht dies nicht mehr", sagt Rolf Riggers, Bauamtsleiter der Samtgemeinde Lühe.

Die Verursacher des Schadens können nicht in die Pflicht genommen werden

Man müsse nun endlich vor dem Schaden klug sein, wenn die alljährliche Pennälerparty steigt und in Absprache mit dem Strandeigentümer Kontrolleure losschicken. Die sollten die Personalien der Strandgäste aufnehmen, um sie bei der Reinigung in die Pflicht zu nehmen, so der Vorschlag von Anwohner Knut Kruse bei der Ratssitzung. So sei das nicht zu machen, entgegnet Ratsmitglied Bardenhagen "Da sind bis zu tausend Leute am Strand, von denen sicher nicht alle Müll hinwerfen."

Zudem stünden solchen Aktionen verfassungsrechtliche Vorgaben im Wege, argumentiert Ratsherr Meyer-Schmeling (SPD) und er sagt: "Wir haben ein öffentliches Interesse, dass der Strand unseren Bürgern sauber zur Verfügung steht und müssen das nun bezahlen." Der Zwischenruf "dann lasst doch den Strand verdrecken, wenn immer wieder gezahlt wird, ändert sich nichts", zeigt, dass die Nerven bei den Bürgern blank liegen. Die schlechten Erfahrungen sind nicht neu. "Wir waren mehrfach in den Schulen und haben mit den Direktoren gesprochen. Aber deren alljährliche Appelle an die Schüler sind offensichtlich auch wirkungslos", sagt Tim Siol, Hauptamtsleiter der Samtgemeinde Lühe.

Das Problem sei, dass es sich bei diesen Partys nicht um offizielle Schulveranstaltungen handelt, so Siol, und dass es in den vergangenen Jahren immer schlimmer geworden ist. Man habe ja nichts dagegen, dass die jungen Leute am Strand feiern, aber ihren Müll sollten sie wegräumen, so Gemeindebürgermeister Jürgen Meyer.

Das haben am Mittwoch schon viele der Badegäste getan, auch wenn sie den Müll nicht verursacht haben. "Wir baden hier so gern, deshalb haben wir an unserem Platz den Müll beiseite geräumt", sagen einige Jungs aus Stade, die am Strand liegen. Doch Bürgermeister Meyer ist sauer: "Der Sommer hat erst angefangen und wir stehen wieder vor diesem Desaster." Der Firma "E.on" ist das Problem bekannt, doch Lösungsansätze wollte "E.on"-Pressesprecherin Petra Uhlmann noch nicht verraten. "Wir halten diesen schönen Strand bewusst für die Öffentlichkeit zugänglich. Zudem pflegen wir enge Kontakte zur Gemeinde und dem Bürgermeister und wollen Unterstützung geben, wo wir können." Ein Konzept sei in Arbeit. Wie das aussieht, will der Konzern erst bekannt geben, wenn es spruchreif ist.